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Die Burg der flammenden Herzen

Die Burg der flammenden Herzen

Titel: Die Burg der flammenden Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Cooper
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Garten der Londoner Residenz. Hier umgaben golden schimmernde Mauern die Anlage und nicht die schmutzige Themse; die Steine speicherten gleichsam die Wärme der Sonne und strahlten sie wieder ab, so dass die Pflanzen hier bei weitem besser gedeihen konnten. Auf den gewundenen Pfaden nahm Beatrice das satte Grün und die vielfältigen Düfte der Kräuter wahr, die den Beeten bei der Hitze innerhalb der Mauern entstiegen. Sie würde diesen Ort mit all seiner Pracht vermissen. Zwar wusste sie nicht, in welchem Zustand der Garten in Benbury zurückgelassen worden war, nachdem Sebastians Mutter erneut geheiratet hatte, aber er konnte sicher unmöglich mit dieser grünen Pflanzenpracht mithalten.
    “Kannst du meine Gärten so üppig wie diese werden lassen?” fragte Sebastian und beugte sich zu ihr hinab.
    Mit einem Mal schien sich alles in ihrem Kopf zu drehen. War es seine Nähe, die sie schwindelig machte, oder lag es daran, dass er offenbar ihre Gedanken gelesen hatte? Sie wusste es nicht und hinterfragte es auch nicht; vielmehr regte sich in ihr die Sehnsucht nach seinem warmen Atem auf ihrer Haut. “Nein, aber ich kann sie fruchtbarer machen, als sie sind”, sagte sie leise, “wenn du es wünschst.”
    “Ich wünsche es.” Er verlangsamte die Schritte. “Hast du Manners’ Garten fruchtbarer gemacht?”
    “Nein”, entgegnete sie vorsichtig, um die schmerzende Erinnerung zu lindern. “Mein Gemahl sagte, es schicke sich nicht, dass ich mir Gedanken über Kräuter mache, da er Gärtner mit dieser Aufgabe betraut hatte.”
    Er schaute sie an, und seine Wimpern glänzten golden in der Sonne. “Hat es dir so viel bedeutet?” fragte er, und in seinem Tonfall schwangen Freundlichkeit und Zweifel mit.
    Was sollte sie sagen? Sie wollte keine ausweichenden Antworten ersinnen – die Wahrheit allein würde genügen. “Ja, das hat es. Es gibt wenige Dinge, von denen ich etwas verstehe. Wenn man mir diese wenigen Dinge verwehrt …”
    “Ich werde dir nicht verbieten, meine Gärten zu versorgen. Du hast mein Wort darauf.”
    “Hab Dank”, erwiderte sie. “Ich weiß nicht, wie ich mich dafür erkenntlich zeigen soll.”
    “Lächele für mich. Das würde mir schon genügen.”
    Da sie ihm nichts abschlagen konnte, wenn er freundlich zu ihr war, lächelte sie verzagt. Sebastian erwiderte das Lächeln, wobei er einen Mundwinkel höher zog als den anderen; es war jenes Lächeln, das sie bereits vor Jahren betört hatte.
    “Fällt es dir so schwer zu lächeln?” flüsterte er.
    Ihr Herz machte einen Satz, als habe es einen Schlag übersprungen. “Nein.”
    “Sei glücklich, Bea.”
    “Ja.”
    Noch bevor er sich zu ihr hinabbeugte und ihre Lippen suchte, konnte sie in seinem Augenausdruck sehen, dass er sie küssen wollte. Die Berührung war sanft und nicht so fordernd wie am Vortag, doch Beatrice wurde von einer heißen Welle erfasst. Die Erde unter ihr schien zu schwanken. Er hob den Kopf, schaute sie an und beugte sich vor, um sie auf die Stirn zu küssen. Seine Zärtlichkeit rührte sie zutiefst.
    “Ich möchte, dass du glücklich bist.”
    Da sie einen fremdartigen Tonfall in seiner Stimme vernahm, löste sie sich ein wenig von ihm und schaute in sein Gesicht. Den unsteten Ausdruck in seinen Augen hätte sie bei jedem anderen Menschen als Schuldeingeständnis gedeutet, doch nicht bei Sebastian. Er hatte keinen Grund, Schuld zu empfinden. Zu Recht hatte er ihr früheres Verhalten verurteilt, doch offenbar hatte sich sein Groll aufgelöst wie Morgennebel. Wieso sollte man sie nicht eine Dirne schimpfen, wenn sie sich wie eine benommen hatte?
    “Wenn du freundlich zu mir bist, werde ich glücklich sein, Sebastian”, sagte sie.
    Zärtlich strich er ihr mit den Fingern über die Wange. “Dann sollst du die glücklichste Frau auf Erden sein.”
    Mit blindem Vertrauen schmiegte sie sich an die Hand, die sie liebkoste. Dann umfasste er ihr Kinn. Sanft, so sanft, dass sie jeden Augenblick den Kopf wegziehen konnte, zog er sie enger zu sich und hob ihr Gesicht ein wenig. Sie ließ sich von ihm führen und schwebte ihm gleichsam entgegen, als habe seine Berührung all ihre Zweifel und Sorgen vertrieben. Doch trotz seiner zärtlichen Annäherung war augenblicklich eine blendende, heiße Glut in ihr entfacht, als er sie küsste. Sobald seine hauchzarten Küsse über ihren Mund strichen, hieß sie ihn mit geöffneten Lippen willkommen. Mit dem freien Arm umfasste er ihre Taille und zog sie enger an sich.
    Das innere

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