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Die Burg der flammenden Herzen

Die Burg der flammenden Herzen

Titel: Die Burg der flammenden Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Cooper
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Feuer, das sie erst gestern am Flussufer versengt hatte, flammte aufs Neue auf, als habe es die ganze Zeit nur geschwelt. Sie ergriff seine Arme und spürte seine Kraft unter ihren Handflächen. Wenn George ein solch brennendes Verlangen in ihr entfacht hätte, wäre sie dann in der Lage gewesen, ihm ihr Bett zu verweigern? Nein, niemals; sie hätte der Versuchung, mehr von diesen Freuden zu kosten, nie widerstehen können. Sebastian liebkoste ihre Unterlippe, und der Genuss des sanften Drucks seiner Zähne machte sie ganz schwindelig. Irgendwo, tief in ihrem Innern vernahm sie ein Flüstern:
Wie soll ich ihm widerstehen?,
doch dann war die Stimme verstummt, gleichsam von der Woge der Begierde fortgespült. Er bewegte sich, und ihre Leiber schmiegten sich noch enger aneinander, als seien sie dafür geschaffen.
Wir sind verheiratet. Es ist keine Sünde.
    Als habe er ihren Gedanken vernommen, hob Sebastian den Kopf und bedeckte ihren Mund mit Küssen, die wie ein zarter Mairegen waren. “Du bist lieblicher, als ich es mir erträumt habe, Bea”, sagte er, “aber dies ist nicht der rechte Ort für diese Dinge.” Mit einem Kopfnicken deutete er auf die Fenster von Wednesfield, die wie neugierige Augen wirkten.
    Sie löste sich aus seiner Umarmung und ging zwei Schritte zurück, um etwas Abstand zwischen ihnen zu schaffen. Wollte sie ihn damit fern halten oder sich selbst zwingen, von ihm abzulassen? Sie vermochte es nicht zu unterscheiden.
    “Ich bitte um Verzeihung.”
    “Nein, Bea”, entgegnete er und überwand die Distanz zwischen ihnen mit einem einzigen Schritt. “Es war mein Fehler.”
    All ihre ängstliche Wachsamkeit regte sich in ihr. “Meinst du das wirklich?” fragte sie und bat im Stillen, dass sie sich nicht verhört hatte. Sie wollte so sehr glauben, dass er den Fehler wahrhaftig bei sich suchte.
    “Ja”, erwiderte er. “Ich meine es so, wie ich es sage.”
    Sie lauschte auf ihre innere Stimme, die ihr sagen würde, dass er log; diese kleine Stimme, die ihr bis zum Ende ihrer Ehe mit Thomas beigestanden hatte. Sie hatte Beatrice stets gewarnt, wenn sein Zorn anwuchs, wenn sie leise gehen musste und sich nur noch in die Überreste ihres Stolzes hüllen durfte. Doch nun blieb die Stimme stumm und überließ ihr allein die Einschätzung, ob in Sebastians strahlenden, tiefblauen Augen tatsächlich Aufrichtigkeit lag.
    Ich will dir glauben, aber ich habe Angst, furchtbare Angst, mich in dir zu täuschen. Beweise dich mir, Sebastian, bitte.
    Sie konnte nichts sagen, denn sie musste ihre Zweifel für sich behalten. Wenn sie ihm nicht so einfach vertrauen konnte, wie sollte er ihr dann vertrauen? Das war es, was ihr Sorgen bereitete. Sie vermochte sich nicht zu erklären, wie sein Sinneswandel zu Stande gekommen war; solange nicht der letzte Zweifel ausgeräumt war, konnte sie nicht blind darauf vertrauen, dass die Veränderung in seinem Verhalten auch wirklich mit einer Veränderung seines Herzens einherging.
    Er nahm ihre Hand und legte sie auf seinen angewinkelten Arm. “Lass uns ein wenig gehen. Ich werde dich nicht wieder küssen.”
    Gemeinsam schritten sie weiter auf dem Pfad, doch nun war die Stille zwischen ihnen aufgeladen, als würde jeden Augenblick ein Blitz einschlagen. Sie vermochte an nichts anderes zu denken als an die Anspannung in Sebastians Arm, an die Art und Weise, wie seine Beine ihre Röcke streiften und an die Hitze seines Leibes, der so dicht neben ihr war.
    “Was wirst du benötigen, um den Garten in Benbury so schön wie diesen zu machen?” erkundigte er sich plötzlich, als ob die ungewohnte Nähe auch ihn beunruhigte.
    Sie atmete tief durch und stieß einen Seufzer aus, der ihr einen klaren Kopf verschaffen sollte. “Ich werde vor allem Zeit brauchen. So etwas erschafft man nicht in einem Jahr, nicht einmal in zwei Jahren.”
    “Du wirst ausreichend Zeit haben. Wir werden nicht am Hof sein.”
    Gott sei Dank. Zu wissen, dass sie die Wölfe und Füchse los war, die starrenden Augen und die scharfen, gehässigen Zungen … “Ich bin froh.”
    “Machst du dir nichts aus dem Hofleben?” fragte er mit einer seltsam angespannten Stimme.
    “Der Hof war mein Untergang”, erwiderte sie. “Wie sollte ich mich da nach einer Rückkehr sehnen?”
    Während sie den Pfad entlangschritten, dachte sie über Sebastian nach. Warum kehrte er dem Hof den Rücken? Soweit sie unterrichtet war, hielt man dort große Stücke auf ihn. Er war in der königlichen Gunst höher und höher

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