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Die Burg der flammenden Herzen

Die Burg der flammenden Herzen

Titel: Die Burg der flammenden Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Cooper
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der Trauerkleidung. Warum legte sie weiterhin so viel Wert darauf? Sie trauerte nicht im Mindesten über Thomas’ Ableben, und da sie bereits verlobt war, könnte ihr niemand übel nehmen, wenn sie die tristen Farben wegließ. Ohnehin war sie das Schwarz mehr als leid.
    “Nein, warte”, sagte sie. “Kleide mich in Blau.”
    Nan strahlte über das ganze Gesicht, als wäre Beatrice’ Sinneswandel ein Geschenk für sie. Während sie ihr das Haar kämmte und hochsteckte und ihr beim Ankleiden behilflich war, biss Beatrice sich auf die Zunge, um nicht laut auszurufen:
Nein, leg das weg, zieh mir die Trauerkleidung an.
Indem sie Sebastians Wunsch nachkam und sich blau kleidete, ermöglichte sie ihm, weiterhin um sie zu werben. Ein Werben, das womöglich zu seinem Bett führte, lange bevor sie verheiratet waren.
    Gestern hatte er sie daran erinnert, es sei keine Sünde, wenn sie beieinander lägen, da sie verlobt waren. Voller Angst war sie vor ihm geflohen, aber auch vor ihrem eigenen Verlangen. Und sie fürchtete das, was er später zu ihr sagen würde, wenn sie sich von ihm verführen ließ. Nachdem er sie in Georges Armen gesehen hatte, hatte er fortwährend Schlechtes von ihr gedacht, ohne ihre wahren Gründe in Betracht zu ziehen. Doch sie war nicht in der Lage gewesen, seine Worte aus ihrem Gedächtnis zu verbannen. “Du bist meine Frau. Das weißt du. Es gibt keine Sünde.” Diese Worte hatten ihr Verlangen nach ihm noch gesteigert, und als er sich am Flussufer zu ihr hinabgebeugt hatte, hatte sie ihm kaum zuhören können, da eine brennende Sehnsucht ihr die Sinne raubte.
    Wieso begehrte sie ihn nach nur einem Kuss so stark? Und wie sollte sie ihr Verlangen bis zur Vermählung zügeln?
    Das brauchst du nicht zu tun. Er ist dein Gemahl, und da gibt es keine Sünde.
    Außerdem erwartete man von einer Witwe nicht, ihre Jungfräulichkeit zu beweisen. Dieses Mal würden keine Laken gezeigt werden wie nach der Hochzeitsnacht, als Thomas sich selbst in den Fuß geschnitten hatte, um seine Schande zu verbergen. Sie könnte in den kommenden Wochen zu jeder Zeit gefahrlos mit Sebastian das Bett teilen.
    Doch wovor war sie nun sicher? Vor dem Tod? Thomas hätte sie ohne Zweifel getötet, wenn sie jemals bei einem anderen Mann gelegen hätte, aber bei Sebastian zu liegen war ganz etwas anderes. War sie vor jeglicher Schande geschützt? Sebastian hatte gesagt, es sei keine Sünde, mit ihm das Bett zu teilen. War sie vor Beschuldigungen sicher?
    Beschuldigungen! Dagegen war sie nicht gefeit, auch nicht gegen Bedauern. Wie konnte sie sicher sein, dass Sebastian sich in den kommenden Jahren auch wirklich an die Behauptung erinnerte, es sei nicht falsch, miteinander das Bett zu teilen? Woher nahm sie die Gewissheit, dass sie es eines Tages nicht bereute, sich ihm hingegeben zu haben? Würde sie ihn überhaupt gewähren lassen?
    Kann ich ihm vertrauen?
    Sie hatte Angst, er könnte sie verletzen, wenn sie ihm zu viel von ihrem Herzen und ihrer Seele offenbarte. Dennoch wollte sie ihn, ihr Leib schrie geradezu nach ihm. Konnte sie bei ihm liegen und sich frei und sicher fühlen? Das würde sie nur erfahren, wenn sie den Versuch wagte und sich in sein Bett begab.
    “Welchen Schmuck, Mylady?” fragte Nan und unterbrach Beatrice’ Gedankengang.
    Sie war im Begriff, die Zofe zu bitten, das Perlenhalsband zu holen, das ihre Eltern ihr zur Vermählung geschenkt hatten. Doch sie hielt sich zurück, denn sie erinnerte sich an Sebastians Blick, als sie ihm ihren bloßen Hals und ihre Hände hingehalten hatte, um ihm zu zeigen, dass sie keinen Schmuck besaß.
    “Keinen”, erwiderte sie. Würde er verstehen, warum sie keinen Schmuck trug? Es tat nichts zur Sache; sie konnte nichts von ihrem Geschmeide anlegen.
    Als sie angekleidet war, ging sie zur Kapelle und betete. Mit erleichterter Seele begab sie sich danach in das Gemach ihrer Mutter. Vor der Tür zögerte sie, denn mit einem Mal machte sie sich die Tragweite ihrer Entscheidung bewusst, die Witwentracht abgelegt zu haben. Wenn dieser Schritt nun das Missfallen ihrer Mutter erregte? Zwar hatte die Countess ihren Schwiegersohn nie gemocht, aber sie könnte sehr wohl von Beatrice erwarten, das Andenken ihres verstorbenen Gemahls in Ehren zu halten.
    Ich habe ihm gegeben, was ihm zustand, sogar mehr.
Doch ihre trotzigen Gedanken fielen in sich zusammen; wehe dem Kind, das den hohen Anforderungen der Countess of Wednesfield nicht gerecht wurde! Beatrice schluckte, da ihre Kehle wie

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