Die Burg der flammenden Herzen
verbergen. Sobald sie bekommen haben, wonach sie suchen, ist es vorbei mit der Freundlichkeit und Schmeichelei – was bleibt, sind Hohn und Spott.” Atemlos und erregt hielt sie inne und befürchtete erneut, ein Sturm der Entrüstung würde über sie hereinbrechen.
Er ließ ihre Hand nicht los, sondern hielt sie weiterhin sanft in seiner, was sie merkwürdig beruhigte. “Ich bin es leid, mit dir zu streiten, Beatrice, das ist alles. Wenn wir den Rest unseres Lebens gemeinsam verbringen müssen, wünsche ich, dass die Zeit für uns erfreulich wird und nicht von Zorn und Verbitterung überschattet ist. Ist das so schwer zu glauben? Und wenn ich den Weg dahin mit ein paar Schmeicheleien ebnen möchte oder mit dem ein oder anderen Lächeln, was sollte uns das schaden?”
“Ich fürchte mich”, sagte sie. Schmerz regte sich in ihrer Brust, und ihr traten Tränen in die Augen. “Ich kann deinem Zorn glauben, aber nicht deiner Freundlichkeit.”
“Gib mir Zeit, um dir zu beweisen, dass ich es nur gut mit dir meine.”
Sie blinzelte die Tränen fort. “Oh, Sebastian. Ich bin dir ergeben. Du brauchst mich nicht für dich zu gewinnen. Ich werde immer das tun, was du verlangst.”
Ein Schatten huschte über sein Gesicht, doch er war fort, bevor sie ihn deuten konnte. Er seufzte. “Wir werden heute zu keiner Einigung kommen. Ich möchte nicht mit dir sprechen, wenn ich weiß, dass du bei jedem meiner Worte überlegst, ob es wahr oder falsch ist. Ich wünsche mir, dass du meinen Worten Glauben schenkst, denn ich spreche die Wahrheit. Und
das
kannst du mir nicht durch Gehorsam geben, wie bedingungslos er auch sein mag.”
Es gab nichts, was sie ihm darauf hätte antworten können. Wenn er ihren Gehorsam nicht wollte, dies aber alles war, was sie ihm geben konnte, wohin sollte das führen? Doch sie musste irgendetwas sagen, da sie seine letzte Bemerkung nicht im luftleeren Raum stehen lassen durfte.
“Ich bitte dich, gib mir Zeit.”
Er berührte ihr Gesicht, zart wie eine Daunenfeder. “Die will ich dir gewähren.”
11. KAPITEL
S ebastian lehnte an der Mauer neben der Empore und beobachtete, wie eine lachende und anmutige Beatrice mit John tanzte. In der zurückliegenden Woche hatte er sie umworben, sie mit zarten Worten umschmeichelt, mit sanften Berührungen und mit noch sanfteren Küssen verführt, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Wenn er abends die Halle oder das Speisezimmer verlassen hatte, war er davon überzeugt gewesen, ihren Schutzwall eingerissen zu haben. Aber anstatt sie für sich zu gewinnen, hatte er jeden Morgen feststellen müssen, dass sie die Mauern um ihr Herz erneut errichtet hatte. Somit durfte er wieder von vorne anfangen.
Er verlagerte das Gewicht, und seine Blicke folgten ihr und ihrem Bruder, während sie die schwierigen Tanzschritte vollführten. Wie war es möglich, dass sie nicht von den Küssen ergriffen worden war, die ihm die Sinne geraubt und seinen Leib entbrannt hatten? Wieso war er der Eroberung ihres Herzens so nah gewesen und hatte offenbar doch noch nichts erreicht? War sie wegen ihrer früheren Fehltritte vor ihm auf der Hut? Vor seinem geistigen Auge sah er Beatrice in Conyers’ Armen, sich an ihn klammernd, ihn küssend. Zorn regte sich in seinem Innern, ein Zorn, der all seine Bemühungen, sie zu erobern, zunichte machen würde, wenn er ihn nicht beherrschte.
Leise stieß er einen Fluch aus, verbannte die unliebsamen Erinnerungen aus seinem Kopf und suchte sich einen anderen Platz. Doch er ließ Beatrice nicht aus den Augen.
Die Musik wurde allmählich schneller. Dicht von John begleitet, drehte Beatrice sich mit den übrigen Tänzern, und ihre Augen leuchteten, als sie zur Melodie sprang und auf dem Absatz herumwirbelte. Das Licht der Kerzen und Fackeln spielte auf ihrer Haut und ließ ihre Lippen glänzen. Ein heftiges Verlangen nahm von ihm Besitz. Auch wenn er sie nicht davon überzeugen konnte, ihn zu lieben, so forderte eine quälende Begierde, sie in sein Bett zu holen. Er könnte sich unmöglich bis Michaelis zurückhalten.
Wenn sie deine Frau ist, wirst du sie nehmen können, wie es dir beliebt.
Und sie war bereits seine Frau, zumindest beinahe, so dass es keinen Unterschied machte. Trotz ihrer Behutsamkeit antwortete sie auf seine Liebkosungen mit heißer Leidenschaft, die seine eigene anfachte. Und obgleich sie ihre Regungen so schnell zu verbergen wusste, wie sie aufgeflammt waren, würde sie sich ihm bestimmt bald hingeben …
In diesem Augenblick
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