Die Burg der flammenden Herzen
schlich durch die schlafende Burg zu Beatrice’ Gemach. Die Kerze gab kaum genug Licht, um die Finsternis zu durchdringen. Sein Herz pochte vor Aufregung, Verlangen und Beklommenheit, doch es gab kein Zurück. Er war mittlerweile zu weit gegangen, um jetzt noch auf den Pfad der Tugend zurück zukehren.
Als er Beatrice’ Tür erreichte, öffnete er sie ohne Zögern und schlüpfte in die Kammer. Auf dem Tisch beim Fenster brannte eine Kerze, deren Licht große, tanzende Schatten auf die Bettvorhänge an Beatrice’ Schlafstatt warf. Es war vollkommen still. Trotz der Kerze fragte er sich, ob er womöglich ganz allein im Raum war. War Beatrice dem Stelldichein ferngeblieben? Er ging weiter in die Kammer hinein. Eine Diele knarrte unter seinen Schritten.
Die Vorhänge wurden an einer Ecke zur Seite gezogen, und Beatrice steckte den Kopf heraus. “Wer geht da – Sebastian …?”
“Ja, ich bin es.” Er löschte seine Kerze und durchquerte den Raum, um sie auf dem Tisch abzustellen. Bewusst zögerte er den Moment hinaus, ehe er sich zu ihr gesellen würde.
Sie war nicht mehr zu sehen, als er sich wieder dem Bett zuwandte. Das wilde Pochen seines Herzens verdoppelte sich noch, als er sich zu entkleiden begann. Er legte das Wams ab, öffnete die Schnüre seiner Beinlinge und entledigte sich seines Schuhwerks. Dann zog er sein Hemd aus der Hose und war im Begriff, es sich über den Kopf zu ziehen, als er nachdenklich innehielt. Das erste Mal, wenn er und Beatrice sich liebten, würde vermutlich unbeholfen genug sein, und daher sollte er ihr besser nicht gleich zu Beginn nackt begegnen. Nein, er gedachte, sie erst zu umwerben und langsam zu verführen. Immerhin hatte er ihr Freuden in Aussicht gestellt und wollte ihr jeglichen Verdruss ersparen.
Die ganze Zeit über jubelte eine kleine Stimme in ihm, dass dieser Augenblick nun endlich gekommen sei.
Er teilte den Vorhang am Fußende. Eine weitere Kerze stand auf einem kleinen Regal über dem Bett und tauchte Beatrice in ein gelbes Licht; auf den weichen Kissen wirkte ihr offenes Haar wie ein Strahlenkranz. Schatten sammelten sich in den Falten ihres Nachtgewandes und verbargen die Rundungen ihres Leibes. Mit der Regelmäßigkeit eines Herzschlags huschte ein Schatten unaufhörlich über ihre Halsbeuge hinweg.
Ihre Blicke trafen sich. “Ich habe Angst”, wisperte sie.
“Ich auch.”
Ihre Augen weiteten sich. “Du auch? Warum?”
“Ich versprach, dir Freuden zu bereiten, und nun habe ich Angst zu versagen. Was befürchtest du?”
Aus ihrem Blick wich der Zweifel, und sie wurde nachdenklich. Jetzt erinnerte er sich an ihren Gesichtsausdruck im Garten der Londoner Residenz, als sie ihn gewogen und für zu leicht befunden hatte. Er hielt den Atem an.
“Ich befürchte Schmerz. Und ich habe Angst, dich zu enttäuschen.”
“Du kannst mich nicht enttäuschen”, erwiderte er und stieg zu ihr ins Bett. Die Stränge unter den Matratzen knarrten unter seinem Gewicht. Sie biss sich auf die Unterlippe, und ihre Augen weiteten sich, je näher er kam. Als er bei ihr war, setzte er sich neben sie. Jetzt war er ihr so nah, dass er unter ihrem dünnen Nachthemd die Schatten ihrer Brüste sehen konnte. Er schluckte.
“Möchtest du, dass ich mich hinlege?” wisperte sie und hielt die Hände verkrampft in ihrem Schoß.
Er legte eine Hand auf die ihre und strich mit dem Daumen über ihren Handrücken. “Wir haben Zeit, Bea. Wir haben die ganze Nacht.”
Er wartete und strich ihr so lange über den Handrücken, bis sie die verkrampften Hände lockerte. Dann schob er seine Finger zwischen ihre und war gewillt, so lange ruhig neben ihr zu sitzen, bis sie sich an seine Gegenwart gewöhnt hatte und zur Ruhe kam. Sosehr er sie auch begehrte, er konnte warten.
Während er ihre Hand hielt, spürte er, wie sie sich entspannte. Er verharrte noch einen Augenblick und hob dann ihre Hand an, um sie näher zu betrachten. “So schöne Hände”, murmelte er, zog die Finger an die Lippen, küsste ihre Handfläche und bedachte jeden einzelnen Finger mit zärtlichen Liebkosungen. Dabei beobachtete er sie, um ihre Reaktion abzuschätzen.
Sie seufzte, und ihre Lider senkten sich wie Schleier über ihre Augen. Jetzt drückte er seine Lippen auf ihren Puls, bis er das Blut pulsieren spürte. Schon schob er den Ärmel bis zum Ellbogen hoch, fuhr mit bebenden Lippen über ihren bloßen Unterarm und vernahm ihren keuchenden Atem. Er verspürte die Anspannung in seiner Lendengegend.
Die
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