Die Burg der flammenden Herzen
und begrüßte dann einen anderen Begleiter ihres Gemahls, den Sohn eines Edelmannes, der im Hause Wednesfield aufwuchs. Sebastian nahm die Gelegenheit wahr und trat näher an Beatrice heran. Sie schaute nicht auf.
“Mylady.”
“Mylord.” Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
“Schau mich an.”
Sie sah ihn an, war ihm gehorsam, mehr aber nicht. “Mylord?”
“Warum benutzt du nicht meinen Namen?”
Sie errötete. “Es ziemt sich nicht in Gegenwart meiner Eltern”, erwiderte sie und sah flüchtig zu ihrem Vater herüber.
“Wirst du meinen Namen aussprechen, wenn ich es dir befehle?”
Beatrice senkte den Blick und wich ihm aus. “Ich bin gehalten, Euch zu gehorchen.”
“Ist das der einzige Grund?”
“Reicht das nicht aus?”
Nein.
Aber er konnte dieser verschlossenen Frau nicht offen sagen, was er dachte. “Tu, was dir beliebt. Ich werde dich nicht zwingen.”
Fast unmerklich versteifte sie sich, und diese kleine Bewegung reichte aus, den Abstand zwischen ihnen zu vergrößern, als habe sie sich einen Schritt von ihm wegbewegt. Sebastian wusste nicht, was er sagen oder tun sollte, um die Kluft zwischen ihnen zu überwinden, ohne sich eine Blöße zu geben. Er durfte sich nicht in ihre Macht begeben, doch er wollte sie an sich ziehen, wollte, dass sie ihn anlächelte, wie sie es vor seiner Abreise getan hatte. Er verfluchte seine Verwirrung und die widerstreitenden Gefühle, die ihm die Ruhe und den inneren Frieden raubten.
Sebastian kam es sehr gelegen, dass sie bei dem nachfolgenden Austausch von Höflichkeiten voneinander getrennt wurden und er nicht weiter in Versuchung gebracht wurde. Aufmerksam beobachtete er Beatrice. Sie lächelte, wenn sie musste, fiel in einen Knicks, wenn es angebracht war, und begegnete jedem mit einem ausgewogenen Maß an Hochmut und Bescheidenheit. Anmutig und mühelos beherrschte sie die Gepflogenheiten – wieso auch nicht, da sie als Tochter eines Earl erzogen worden war?
Als sie schließlich zu ihm aufschaute, sah er in ihren Augen, dass sie sich innerlich entfernt hatte. Eine flüchtige Röte huschte über ihre Wangen, ehe sie wegschaute und sich scheinbar aufmerksam zu ihrer Mutter gesellte. Die Countess warf ihm einen Blick zu, bevor sie sich ihrer Tochter zuwandte; sie sagte etwas zu Beatrice, worauf diese auf ihn zukam. Als sie vor ihm stand, fiel sie in einen steifen Knicks.
“Meine Mutter bat mich, Euch zu Eurem Gemach zu geleiten, wenn es Euch beliebt.”
Wäre ihr dies auch ohne ihre Mutter eingefallen? Warum stellte er sich diese Frage? Er wollte die Antwort gar nicht wissen.
“Es würde mir sehr wohl gefallen. Führt mich, Mylady.”
Mit einem flüchtigen Blick versuchte sie, seine Gedanken in seinem Gesicht zu lesen, aber sie sagte kein Wort, sondern wandte sich der Treppe zu, die zu seinem Gemach führte. Würde er heute Nacht dort schlafen? Oder würde sie ihn wieder in ihr Bett lassen? Mit einer Lebhaftigkeit, die er sich zuvor nicht eingestanden hatte, erinnerte er sich daran, wie warm und lieblich sie in den beiden Nächten gewesen war, die sie gemeinsam verbracht hatten. Er hatte geglaubt, dass sie sich ihm nicht nur mit dem Körper, sondern auch mit ihrem Herzen hingegeben hatte. Jetzt war er sich nur noch ihres Körpers sicher.
Und das genügte, um seine Sehnsucht anzufachen. Vielleicht hatte er damals nur das Verlangen des Fleisches verspürt, als Antwort auf ihre willige Begierde. Und was war, wenn sie es genauso vermisst hatte, bei ihm zu liegen? Er erklomm die Stufen hinter ihr, und als er sah, wie sich ihre Hüften unter den Röcken bewegten, malte er sich ihren makellosen Leib unter dem blauen Brokat aus. Am oberen Treppenabsatz ergriff er ihren Arm, drehte sie zu sich und zog sie an sich.
“Seba…”
Sein Mund verschloss ihre Lippen. Für einen Augenblick versteifte sie sich, als ob sie sich widersetzen wollte, doch dann schmiegte sie sich an ihn, öffnete ihren Mund und fügte sich in seinen Kuss. Fordernd presste er sie an sich, während der Kuss inniger und leidenschaftlicher wurde. Er wollte sie gleichsam verschlingen; den zarten, gehauchten Seufzern und der Glut ihres Kusses nach zu urteilen, verlangte es sie ebenso nach ihm. Für einen scheinbar endlosen Augenblick versank er in wonnevollen Gefühlen, während sie miteinander verschmolzen.
Bea. Oh, Bea.
Als unten eine Tür zugeschlagen wurde und Stimmen in dem Treppenaufgang widerhallten, machte Sebastian sich bewusst, wo sie sich befanden. Dies war
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