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Die Burg der flammenden Herzen

Die Burg der flammenden Herzen

Titel: Die Burg der flammenden Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Cooper
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gewiss kein Ort, um Beatrice zu küssen, da sie jeden Augenblick überrascht werden konnten. Er löste sich von ihren Lippen, doch das Verlangen nach ihr schmerzte ihn mehr denn je.
    “Ich habe dich vermisst”, wisperte er und fuhr mit den Lippen über ihre Wange. Ein Schauer durchfuhr ihn. Er hatte diese Worte nicht aussprechen wollen.
    Sie vergrub das Gesicht in seinem Wams, um ihre Gefühle nicht preiszugeben. Ihr Verhalten dämpfte seine Leidenschaft, und er lockerte die Umarmung. Hatte sie ihn etwa nicht vermisst?
    Sie sagte etwas, doch ihre Stimme wurde von dem Wams und dem Umhang verschluckt.
    “Wie bitte? Ich kann dich nicht verstehen.” Er legte die Hand unter ihr Kinn und war im Begriff, ihr Gesicht zu heben, als sie sich mit einem Ruck von seiner Hand befreite.
    “Ich sagte, dass ich dich auch vermisst habe.” Sie klang ungeduldig und wirkte angespannt. Er ließ von ihr ab.
    “Aber du hast mir nicht geschrieben.” Die Worte waren heraus, bevor er sie zurückhalten konnte. Wenn er jetzt nicht Acht gab, würde er alles bekennen, was er für sich behalten wollte.
    Sie trat einen Schritt zurück, ließ die Kluft zwischen ihnen umso größer werden und verschränkte abwehrend die Hände. “Du hast mir nicht geantwortet, als ich dir gestand, dich zu vermissen. Wie sollte ich dir da erneut schreiben?”
    “Du hättest es tun sollen.”
    Einen Augenblick lang vergaß sie ihre Zurückhaltung. Stattdessen entflammte Zorn ihre Augen und rötete ihre Wangen. Ihrem bebenden Mund entnahm er, dass sie nur mit Mühe Worte zurückhielt, die ihn gewiss mit voller Schärfe getroffen hätten. Dann presste sie die Lippen zusammen und schluckte. Sie senkte den Blick, und die Beatrice, die vielleicht eine bittere Wahrheit ausgesprochen hätte, war fort.
    “Wie sollte ich? Ich dachte, ich hätte dein Missfallen erregt”, entgegnete sie.
    Nein, du hast mir über alle Maßen gefallen, dachte er, aber zu weiteren Bekenntnissen war er nicht mehr fähig. Ihre offenkundige Weigerung, die Wahrheit zu sagen, bestärkte ihn in seinem Beschluss zu schweigen. Er würde sich keine Blöße geben, wenn sie sich vor ihm versteckte.
    “Bring mich bitte in mein Gemach, wie deine Mutter es dir aufgetragen hat. Ich möchte nicht ihr Missfallen erregen.”
    Sie fiel in einen auffallend tiefen Knicks, der entweder von Spott oder wahrer Ehrerbietung zeugte. Sebastian sah darin ein weiteres Anzeichen für die Mauern, die in den Wochen seiner Abwesenheit zwischen ihnen entstanden waren. Ohne ein Wort zu verlieren und ohne ihn anzuschauen, führte sie ihn zu dem Gemach, das er zuvor bewohnt hatte. Vor der Tür fiel sie abermals in einen Knicks, als ob sie andeuten wollte, dass sie ihre Aufgabe erfüllt hatte und nun zu ihrer Mutter zurückkehren würde. Er streckte die Hand aus, um sie aufzuhalten.
    “Erlaube mir, dich heute Nacht aufzusuchen.” Die Worte waren heraus, bevor er nachgedacht hatte, und die Absicht ohne jegliche Schmeichelei geäußert. Gewiss würde sie es ablehnen; er könnte es ihr kaum übel nehmen, wenn sie nun ginge, ohne ihm eine Antwort zu geben. Und doch hatte er nicht darauf angespielt, sie erneut lieben zu wollen. Vielmehr gab er die Hoffnung nicht auf, dass Beatrice aus ihrer abwehrenden Haltung herauskäme, wenn sie zusammen im Bett lägen, wo sie sich nah gewesen waren. Dann wäre auch er von dem Bedürfnis befreit, seine Gefühle vor ihr zu verbergen.
    Sie schaute zu ihm auf und versuchte, in seinem Gesicht zu lesen, als habe sie ihn bislang nicht wirklich angesehen.
    “Wünschst du es?”
    “Ich würde nicht danach fragen, wenn ich es nicht wollte.”
Lass mich nicht darum bitten.
Wenn sie ihm jetzt nicht zu kommen erlaubte, wäre es das Ende. Dann könnte er nichts mehr sagen.
    Sie trat näher und sah ihn unverwandt an. Ihr Schritt überwand mehr als den sichtbaren Abstand zwischen ihnen. “Wenn du es wünschst, brauchst du es nur von mir zu verlangen.”
    “Ich will dich nicht zwingen.” Er hielt inne. “Du weißt, es birgt Gefahren. Ich kann nicht von dir verlangen, dass du sie auf dich nimmst.”
    Verschämt senkte sie den Blick, und eine leichte Röte stieg ihr ins Gesicht. “Es würde mir gefallen, wenn du kämst”, flüsterte sie.
    “Dann werde ich da sein.”
    Sie fiel ein drittes Mal in einen Knicks. “Ich muss zurück zu meiner Mutter.”
    Geh nicht, dachte er, aber er nickte. Sie musste gehen; wenn sie bliebe, würden sie entweder miteinander sprechen oder sich lieben, und jede

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