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Die Burg der flammenden Herzen

Die Burg der flammenden Herzen

Titel: Die Burg der flammenden Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Cooper
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der Kasse ging, oder um Gefälligkeiten und Gunsterweisungen. Ernüchtert, aber unzufrieden gab sie ihrer Mutter den Brief zurück.
    “Wenn ihr beide einmal so eng miteinander verwoben seid wie dein Vater und ich, wird Sebastian dir genauso oft und mit ebenso wenig Liebe schreiben. Verzage nicht, mein Kind.”
    “Ich habe ihm geschrieben, dass ich ihn vermisse”, wisperte Beatrice.
    “Und weil er nicht antwortet, fürchtest du, dass er nicht dasselbe empfindet?”
    Beatrice nickte nur kurz, denn sie konnte es nicht offen aussprechen.
    “Vielleicht vermisst er dich nicht”, sagte ihre Mutter halb laut.
    Oh, was für eine Närrin war sie gewesen, als sie sich in ihrer Sehnsucht Hoffnungen gemacht und bereits geglaubt hatte, ihre Wünsche seien in Erfüllung gegangen! Wusste sie denn nicht, dass die Hoffnung stärker war als die Gewissheit, stärker als die Wahrheit? Wenn man der Hoffnung freien Lauf ließ, dann würde sie einen alles vergessen lassen, was die Weisheit zu beherzigen riet. Sie hatte gewusst, dass Sebastian sie nicht liebte, doch sie hatte sich von der Hoffnung überreden lassen, dass es anders wäre.
    “Beatrice.”
    Sie schaute zu ihrer Mutter auf. “Es geht mir gut, Mama.”
    “Mach dir nicht zu viel Gedanken. Ich kenne keinen Mann, der sein Herz gerne zu Papier bringt.”
    “Ihr sagtet …”
    “Ich weiß. Ich hätte sagen müssen, dass du nicht wissen kannst, warum Sebastian dir nicht geschrieben hat. Du darfst keine voreiligen Schlüsse daraus ziehen, bevor du nicht mehr weißt.”
    “Er kann mich nicht lieben”, murmelte Beatrice in tiefer Überzeugung.
    “Woher willst du das wissen?” fragte die Countess. “Hat er dir das gesagt?”
    Hatte er diese Worte gesagt? Sie konnte sich nicht daran erinnern, doch er hatte sich klar ausgedrückt. “Ich denke, er hat es gesagt.”
    “Wann?”
    “Ich weiß es nicht”, erwiderte Beatrice. “Ich ersuche Euch, nicht weiter in mich zu dringen. Ist es von Bedeutung, ob er es gesagt hat oder nicht, wenn ich doch sicher bin, dass es stimmt? Er kann mich nicht lieben, und ich liebe ihn. Das ist meine Buße dafür, dass ich ihn verletzt habe. Darf ich mich nun zurückziehen?”
    Die Countess runzelte die Stirn, doch sie sah eher besorgt als verärgert aus.
Schaut mich nicht so an, ich kann es nicht ertragen.
Beatrice wollte dort hingehen, wo sie ihre Ruhe hatte, weg von ihrer Mutter, weg von Lucia. Es musste einen Ort geben, wo ihr Herz Frieden fände – vielleicht die Kapelle, die ihr wahrlich eine Zuflucht geworden war, obwohl sie das vor zwei Monaten noch nicht für möglich gehalten hatte.
    “Nun gut, mein Kind. Du darfst gehen”, sagte ihre Mutter langsam, aber ihre Miene wurde noch sorgenvoller.
    Beatrice sank in einen Knicks und verließ den Raum, bevor die Countess sie aufhalten konnte. Sie hörte noch Lucias Stimme hinter sich, doch sie schloss rasch die Tür und eilte zur Kapelle.
    Tränen brannten in ihren Augen.

18. KAPITEL
    E s kostete den Earl mehr Zeit, die Angelegenheit auf dem Gut nördlich von Herron zu regeln, als den Streit auf dem Landsitz zu schlichten. Die Tage, in denen er bei manchen Fragen und Überlegungen um eine Entscheidung rang, zogen sich hin, und Sebastian konnte wenig tun, außer dem Earl zur Seite zu stehen und den zähen Verhandlungen zuzuhören. Doch so langsam die Tage auch vergingen, die Nächte, die er in einem fremden Bett verbringen musste, waren noch schlimmer.
    Sebastian lag in der Dunkelheit wach und musste immerzu an Beatrice denken, sosehr er auch versuchte, seine Gedanken auf andere Dinge zu richten. Die Sehnsucht nach ihr schmerzte wie eine Wunde. Jeden Tag kamen Boten von Wednesfield, doch sie brachten nur Briefe der Countess. Beatrice schrieb nicht und schwieg beharrlich, als wünschte sie, ihn zu strafen und leiden zu lassen. Eine leise Stimme in seinem Hinterkopf raunte ihm zu, dass sie ihm nur deshalb nicht schrieb, da er keine Zeilen an
sie
richtete. Jedes Mal, wenn er diese Stimme vernahm, brachte er sie zum Schweigen. Auch wenn sie die Wahrheit sprach, so war er nicht in der Lage, Beatrice zu schreiben.
    Schließlich, nach einer endlosen Woche, verkündete der Earl bei der Abendmahlzeit, er sei mit der Regelung der Angelegenheit zufrieden und sie könnten am folgenden Tag zurück nach Herron reiten und einen Tag später weiter nach Wednesfield. Sebastian verspürte ein ungutes Gefühl in der Magengegend; ob aus Furcht oder vor Aufregung, vermochte er nicht zu sagen. Wie sollte er

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