Die Burg der flammenden Herzen
goldenes Licht und dunkle Schatten – seine Miene war undurchdringlich. Beatrice schloss die Tür, starrte ihn an, und ihre Atemzüge beschleunigten sich. Ohne ein Wort zu verlieren, kam er auf sie zu und umschloss ihr Gesicht mit den Händen. Ihr blieb nur ein Moment, um das helle Leuchten in seinen Augen zu sehen, bevor er sich zu ihr hinabbeugte und sie küsste. Seine Lippen waren heiß und fordernd.
Eine Woge des Verlangens überrollte sie, ertränkte ihre Furcht und Pein, und Beatrice stöhnte leise auf. Nichts anderes war von Bedeutung, als seinen Mund zu spüren, seine Hände auf ihrem Leib. Sie fuhr unter sein Hemd, um seine warme Haut zu fühlen. Mit der ganzen Größe seines kraftvollen Leibes drückte er sie gegen die Tür. In ihrem Kopf drehte sich alles. Die Wochen ohne ihn machten sich bemerkbar und vergrößerten ihre Begierde. Durch die Röcke spürte sie, wie er einen Oberschenkel zwischen ihre Beine schob und seine Lendengegend gegen ihren Unterleib presste. Ihr entfuhr ein wonnevoller Seufzer.
Er hob den Kopf und raunte mit heiserer Stimme: “Ich kann nicht mehr warten.”
“Das sollst du auch keinen Augenblick länger”, erwiderte sie, geblendet von dem Verlangen, seinen Leib zu spüren, ihn in sich zu aufzunehmen.
Er hob sie hoch und trug sie zum Bett, wo er sie mit gespreizten Beinen auf der Bettkante absetzte.
Eine innere Stimme sagte ihr:
Du benimmst dich wie eine lüsterne Frau.
Es ist mir gleich.
Sie konnte ihn nicht mehr abweisen, denn sie begehrte ihn viel zu sehr, um sich jetzt noch von Liebkosungen, Küssen und all seinen Verführungskünsten umwerben zu lassen. Wenn sie seine Liebe nicht haben konnte, musste sie sich mit seiner Lust begnügen. Als er ihre Röcke hochschob, half sie ihm, und ihre Hände berührten sich. Ungestüm machte er sich los, ergriff ihre Hüften und drang in sie ein.
Obwohl sie sich ohne Umschweife vereinigten, empfand sie es als so herrlich wie ein Fest nach einer langen Fastenzeit. Es blieb keine Zeit für Zärtlichkeiten, doch sie war auch nicht auf Zärtlichkeiten eingestellt. Sie wollte das nehmen, was er ihr gab, sein brennendes Verlangen, die Wucht seiner Bewegungen. Die Beine um seine Taille geschlungen, passte sie sich seinem Rhythmus an. Sie klammerte sich an seine Schultern, als er sich in ihr bewegte und sie unnachgiebig zu dem erlösenden Moment trieb. Sie fühlte seine Stöße, und eine Woge der Lust erfasste sie und raubte ihr die Sinne. Lustvolle Laute hallten im Raum wider; wie von weit her nahm sie wahr, dass sie beide aufstöhnten. Sebastian vergrub sein Gesicht an ihrem schlanken Hals.
Im Raum herrschte eine angespannte Stille, wie nach einem großen Unwetter oder einem furchtbaren Streit. Sie schwieg, aus Angst, was ihre Worte womöglich auslösen würden. Ihre Haube drückte auf dem Kopf, das Korsett engte sie ein und das Gewicht von Sebastian lastete zu schwer auf ihren Hüften. Doch sie blieb ruhig liegen und beklagte sich nicht. Eine tiefe Einsamkeit überkam sie. Zwar hatten sie zuvor beieinander gelegen, aber da hatte sich so etwas wie Freude eingestellt. Jetzt indes verspürte sie nichts dergleichen.
Sebastians Leib spannte sich; jeden Augenblick würde er sich erheben. Obwohl die Nähe seines Körpers ihre Einsamkeit noch zu verstärken schien, wollte sie Sebastian nicht gehen lassen.
“Du hast mich verhext”, sagte er leise. In seiner Stimme schwang weder Freude noch Tändelei mit. Er sprach wie ein Mann, der verflucht worden war.
“Nicht willentlich”, flüsterte sie. Sie hörte die Verzweiflung in ihrer eigenen Stimme und wünschte, sie könnte die Worte zurücknehmen.
Er stieß einen Laut aus, der an ein Auflachen erinnerte. “Gott stehe uns beiden bei.”
“Warum hast du mir nicht geschrieben?”
Beatrice hatte die Frage nicht stellen wollen, hatte nicht einmal gewusst, dass sie in ihrem Kopf war. Sebastian seufzte und zog sich behutsam von ihr zurück. Sie sah zu, wie er ihre Röcke glatt strich und seine Kleidung richtete, wobei er ihren Blick beharrlich mied.
“Ist das von Bedeutung?” fragte er.
“Ja”, erwiderte sie einsilbig.
Rasch verschnürte er sein Hemd und ging dann zu der Truhe, auf der er sein Wams abgelegt hatte. Da er im Dunkeln stand, sah sie nur den Schimmer des weißen Leinens und den Glanz seines hellen Haars. “Du hast mir auch nicht geschrieben.”
“Willst du mir nicht antworten?”
Er trat in den Lichtkreis der flackernden Kerze. “Nein.”
Sie erhob sich und glättete
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