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Die Burg der flammenden Herzen

Die Burg der flammenden Herzen

Titel: Die Burg der flammenden Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Cooper
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Schmerz war gewiss für alle deutlich zu sehen. Rasch eilte John zu ihr und zog sie bereits in den nächsten Tanz. Seine Miene hatte sich verfinstert.
    “Schau nicht so”, sagte er und drückte ihre Hand, dass es beinahe schmerzte.
    Sie machte sich von ihm los. “Das tut weh.”
    “Wenn ich dich so anschaue, bereitet dir noch etwas anderes Kummer.”
    Aufbrausend machte sie ihrem Zorn Luft. “Wenn ich dich nicht nach deinem Rat gefragt habe, dann deshalb, weil ich ihn nicht benötige.”
    “Du wirst ihn trotzdem bekommen.”
    “Aber ich werde ihn nicht beherzigen. Du könntest dir deine Worte also sparen.”
    Es kam ihr äußerst gelegen, als die Tanzschritte sie in diesem Augenblick trennten. Vom Ärger beflügelt, lächelte sie ihren Partner an, einen Jungen, dessen Kinn noch mit einem zarten Flaum überzogen war. Er errötete und stolperte. Schon brachte der Tanz sie wieder mit ihrem Bruder zusammen.
    “Du bist eine zänkische Närrin”, sagte er, als er bei ihr war.
    “Und du bist ein stolzer und schreiender Esel.”
    Seine Augen sprühten vor Vergnügen, und er grinste. “Deine Zunge ist so scharf wie eh und je. Ich fürchtete schon, die Zeit hätte sie stumpf gemacht.”
    “Gib Acht, dass sie dich nicht schneidet”, erwiderte sie, und ihr Zorn legte sich ein wenig, als sie sein Vergnügen bemerkte.
    “Ich weiß mich zu schützen.”
    Das war das Schlimmste – er konnte sich vor allem schützen, was sie ersinnen würde. Der Tanz trennte sie erneut und brachte Beatrice mit einem anderen Partner zusammen, einem älteren Mann, der schon seit langem dem Haushalt ihres Vaters angehörte. Er war an ihr Gesicht gewöhnt; wenn er sie jemals schön gefunden hatte, so übten ihre Reize scheinbar keine Wirkung mehr auf ihn aus. Er tanzte fehlerfrei und übergab sie erneut ihrem Bruder. Mittlerweile hatten sich die Wogen geglättet, und ihr Zorn war fast ganz verflogen.
    “Hat Sebastian dich etwa verletzt?” sagte John ohne Umschweife.
    Sie geriet ins Stocken. “Warum fragst du?” sagte sie dann, um Zeit zum Nachdenken zu bekommen.
    “Wegen deines Gesichtsausdrucks während des Mahls und der Art, wie du ihm nachgeschaut hast, als er die Halle verließ.”
    Sie sah ihren Bruder an und las sowohl Besorgnis als auch ein klein wenig Streitlust in seinem Blick. Was würde er mit Sebastian machen, wenn sie es bejahte? Wie auch immer, Sebastian verdiente es nicht. Seine einzige Sünde bestand darin, dass er sie nicht liebte.
    “Wenn er mich verletzt hat, dann nur, weil ich zu viel von ihm erwartet habe”, entgegnete sie so gefasst wie irgend möglich. “Er hat mir nicht mit Absicht wehgetan, und wenn er erführe, dass er mir zufällig ein Leid angetan hat, würde er es bereuen.”
    “Was könntest du verlangen, das so groß ist, dass er es dir nicht geben kann?”
    Sein Herz.
    Sie vermochte es nicht zu sagen; wenn sie es täte, würde sie in Tränen ausbrechen. Die mühsam errungene Fassung, die allein von ihrem Zorn gewahrt wurde, würde sich in nichts auflösen.
    “Frage nicht, John.”
    Mit zusammengekniffenen Augen sah er sie an, als ob er in sie hineinschauen wollte. Jeden Augenblick würde er sie zu einem Geständnis zwingen. Plötzlich aber nickte er.
    “Ich will dich nicht drängen, Bea. Aber denke daran, wenn du jemanden zum Reden brauchst, ich bin immer für dich da.”
    Ihr Hals brannte. “Wie bei der Beichte?” fragte sie und war bemüht, heiter zu klingen.
    Er lächelte. “Ja, aber ohne das Keuschheitsgelübde oder die Notwendigkeit, Bußen aufzuerlegen.”
    Schweigend und in gutem Einvernehmen tanzten sie weiter, bis die Musik endete. John nahm sie bei der Hand und führte sie zu seiner Gemahlin, die inzwischen neben der Countess Platz genommen hatte. Als Beatrice stehen blieb, drehte er sich zu ihr um und sah sie fragend an.
    “Ich bin müde und möchte mich zurückziehen”, sagte sie. “Wenn es dir nichts ausmacht, so lenke unsere Mutter ab. Ich traue mich nicht, sie um Erlaubnis zu fragen, und möchte nicht, dass sie mich gehen sieht.”
    “Sie wird dir ihre Erlaubnis geben. Niemals würde sie so hartherzig sein.”
    “Ich weiß. Aber sie könnte fragen … Bitte, John, hilf mir diesmal.”
    Er runzelte die Stirn. “Nun gut. Versuche zu schlafen. Morgen sieht alles anders aus.”
    “Ich hoffe es.”

19. KAPITEL
    S ebastian erwartete sie bereits in ihrem Gemach, und er trug nicht mehr als sein Hemd und seine Beinlinge. Der Schein der einzigen Kerze tauchte sein Gesicht in

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