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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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Geyer zu bedenken. Er sah hinauf zur Festung, wo jetzt immer wieder rote Lichter aufflammten. Das Krachen und Blitzen hielt an. »Ich werde jedenfalls sofort nach Rothenburg aufbrechen, um Waffen zu besorgen. Wenn ich zurück bin, wird die Festung fallen, oder wir ziehen weiter.«
    Grußlos verschwand der Ritter im Getümmel.
    »Wartet!«, rief Mathis ihm hinterher. »Der Schwäbische Bund! Wo kann ich ihn finden?«
    Doch Florian Geyer war bereits nicht mehr zu sehen.
    Der Lärm und die Schreie waren mittlerweile viel lauter geworden. Nicht weit entfernt rannten mit Sensen und Spießen bewaffnete Bauern durch die Gassen in Richtung Ma­rienberg. Ein bärtiger Fähnleinführer lief keuchend auf Mathis zu, in der Hand einen hastig beschriebenen Fetzen Papier.
    »Befehl von oben, den Beschuss jetzt zu beginnen!«, fasste der Bauer heftig atmend zusammen. »Wir dürfen keine Zeit verlieren!«
    »Aber es ist doch noch gar nicht …«, warf Mathis ein. Doch der breitgebaute Mann stieß ihn zornig vor die Brust. »Hast du nicht gehört, die Hauptleute haben’s beschlossen! Also mach schon!«
    Mathis schüttelte den Kopf. Kurz dachte er daran, sich zu weigern, doch dann rief er die ihm zugeteilten Bauern zu Hilfe. Gemeinsam luden sie die Geschütze und begannen in die Dunkelheit zu feuern.
    So sinnlos , dachte er. Wir verschwenden nur unsere wenige Munition. Es wird Zeit, dass ich hier wegkomme.
    Während Mathis das ätzend riechende Pulver in die Rohre stopfte und dem vertrauten Zischen im Zündloch lauschte, kehrten seine Gedanken immer wieder zurück zu Agnes. Er verdrängte die Angst, dass es vielleicht ein anderer Affe war, von dem Florian Geyer berichtet hatte. Es gab wieder Hoffnung, zumindest ein bisschen.
    Allein das ließ ihn seine Arbeit geschwinder verrichten.
    Der Beschuss dauerte bis zum Abend, und er wurde auch am nächsten Tag fortgesetzt. Doch all das Donnern führte zu keinem Ergebnis. Die Geschütze der Bauern schlugen zwar Breschen in den Hang, manche Kugeln blieben in den dicken Mauern der Festung stecken, es krachte und blitzte, aber größeren Schaden nahm Marienberg nicht. Langsam wurden die Angreifer ungeduldig.
    »Was schießt du Löcher in den Hang?«, blaffte der schweißgebadete Fähnleinführer Mathis an, der gegen Mittag zwischen den einzelnen rauchenden Feuerrohren hin und her rannte und den völlig überforderten Bauern Befehle erteilte. »Dort oben sollst du hinzielen, dort, wo die Burg steht, verdammt!«
    »Dann mach’s doch selbst, wenn du glaubst, es besser zu können!« Mathis hatte Mühe, an sich zu halten. Sie gaben ihm schlechtes Schießpulver und viel zu kurze, verbogene Falkonette, und trotzdem verlangten sie Wunder. »Mit den Rohren hier treff ich nicht mal den Petersdom, wenn ich ­direkt vor ihm stehe!«, schimpfte er weiter. »Wenn der Geyer nicht bald mit größeren Geschützen kommt, können wir’s auch gleich lassen.«
    »Ach was! Du kannst bloß nicht zielen, das ist alles. Na warte, wenn der Götz das erfährt, das wird Ärger geben.«
    »Der Götz kann mich mal im …«
    Mathis’ Fluch wurde übertönt von einem gewaltigen Krachen, dicht gefolgt von Geschrei. Als er den Kopf nach rechts wandte, sah er, dass eine der mittleren Feldschlangen explodiert war. Das Rohr war in einzelne Stücke zerrissen, als hätte die Faust eines Riesen es zermalmt; schwarzer Rauch stieg wabernd vom Boden auf. Als der Qualm sich legte, waren die zerfetzten Körper einiger Bauern zu erkennen. Wie viele es waren, konnte Mathis beim besten Willen nicht sagen. Überall lagen abgetrennte Gliedmaßen, aus einem Torso direkt neben dem Geschütz sprudelte Blut. Weiter entfernt taumelten einige Männer wie Geister durch die Gassen, die Hände an die Ohren gepresst, die Gesichter schwarz vom Ruß der Explosion.
    »Das … das hast du zu verantworten!«, schrie der Fähnleinführer Mathis an, in dessen Kopf es noch immer wie in einer Glocke dröhnte. »Wir hätten dich jungen Spund niemals an die Geschütze lassen sollen! Niemals!«
    »Ach, und wer soll es dann machen? Ein paar Tagelöhner oder vielleicht Paulus, euer Kupferschmied? Als ich ihn das letzte Mal sah, lag er besoffen im Stadtgraben.«
    »Ruhe, verdammt!«, ertönte eine tiefe, befehlsgewohnte Stimme. Es war Götz von Berlichingen, der sich durch die Schar der Verletzten und Neugierigen schob. Murrend traten die Bauern zur Seite. Der Ritter warf einen kurzen Blick auf das zerfetzte Rohr, dann wandte er sich Mathis zu.
    »Das Stopfen des

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