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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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wenn wir uns hier nachts den Arsch abfrieren. Da brauch ich nicht noch deine dummen Schauergeschichten!« Der Mann zuckte mit den Schultern. »Was soll’s! Wird wohl ein Käuzchen gewesen sein. Wobei …«
    »Was ist da vorne los?«, zischte nun der Mann auf dem Pferd, der offenbar der Anführer der seltsamen Gruppe war. »Weitergehen! Wird’s bald? Oder muss ich euch erst Beine machen?«
    Brummend setzte sich die Schar wieder in Bewegung, bis sie schließlich aus Mathis’ und Agnes’ Blickfeld verschwunden war. Nur der Anführer verharrte noch einen Augenblick auf der Lichtung und sah sich langsam um. Mathis glaubte förmlich, die Augen unter der Kapuze leuchten zu sehen. Endlich trat der Fremde seinem Rappen in die Seiten und trabte den anderen hinterher.
    Eine Zeitlang blieben die beiden noch wie erstarrt in der Kuhle liegen, dann erst richtete sich Agnes vorsichtig auf.
    »Wer oder was war das?«, keuchte sie.
    »Ich weiß es nicht.« Mathis kroch neben ihr aus dem Loch und zog sich Brombeerstacheln aus dem Wams. »Vielleicht Hans von Wertingen mit seinen Männern? Es war zu dunkel, um mehr zu erkennen. Aber der Stimme nach hätte er der Anführer mit der Kapuze sein können. Außerdem war das Pferd schwarz wie seines.«
    »Glaubst du wirklich, dass Wertingen sich so nah an die Burg meines Vaters heranwagt?«, fragte Agnes ungläubig.
    »Wir haben ihn jedenfalls mächtig gereizt. Vielleicht will er ja überprüfen, ob die Burg nachts gut bewacht ist oder sich ein Angriff lohnt.« Mathis senkte die Stimme. »Du solltest deinem Vater auf jeden Fall davon erzählen.«
    »Ach, und was soll ich ihm sagen?«, erwiderte Agnes und runzelte spöttisch die Stirn. »Dass ich mit dir nach Einbruch der Dämmerung in den Wald bin, wo er mir das doch schon so oft verboten hat? Und das alles, nachdem du erst heute Vormittag eine seiner Arkebusen …« Sie hielt inne und schlug sich an die Stirn.
    »Was hast du?«, fragte Mathis ratlos.
    »Die Arkebuse, das habe ich ganz vergessen! Heidelsheim will zusammen mit dem Geschützmeister die Rüstkammer inspizieren, um ein paar Waffen zu Geld zu machen. Mein Vater hat ihm erst heute Abend den Auftrag dazu erteilt!« Agnes biss sich auf die Lippen. »Wenn sie feststellen, dass eine der Hakenbüchsen fehlt, wird es ohne Zweifel Fragen geben. Vater verdächtigt dich ohnehin schon, mal wieder gezündelt zu haben.«
    »Da ist er nicht der Einzige.« Mathis’ Gesicht verfinsterte sich. »Dein Vater, mein Vater, der alte Ulrich Reichhart und jetzt noch dieser windige Kämmerer! Wie es scheint, hat sich der ganze Trifels gegen mich verschworen.« Wütend trat er gegen einen umgestürzten, mit Baumpilzen bewachsenen Buchenstamm. »Verflucht, hätte ich das alte rostige Rohr doch bloß dort gelassen, wo es war!«
    »Dann wäre ich jetzt in der Hand von Hans von Wertingen, und mein Vater würde vor lauter Zorn vermutlich die halbe Pfalz abfackeln.« Agnes streichelte ihm über die Wange, und Mathis spürte, wie ihm heiß wurde. »Ich hab dir zu danken, Mathis. Es gehört eine Menge Mut dazu, sich allein gegen vier Räuber zu stellen.«
    »Unsinn«, brummte er. »Jeder … jeder andere hätte das auch gemacht. Außerdem …« Er hielt inne und betrachtete Agnes’ Kleid. Erst jetzt fiel ihm auf, dass es am Mieder eingerissen war.
    »Was ist dir denn da passiert?«, fragte er. »Bist du vorhin im Dickicht hängengeblieben?«
    »Ge… genau.« Ihr Blick flackerte leicht. »Schade drum, aber das Kleid kann man nähen. Andere Dinge nicht …«, fügte sie düster hinzu. Sie winkte ihm, ihr zu folgen. »Und jetzt lass uns endlich heimgehen. Wir können uns auch morgen noch über all das hier den Kopf zerbrechen.«
    Mathis lief ihr nach. Als er an seine rechte Seite fasste, spürte er plötzlich den Beutel, der noch immer an seinem Gürtel hing.
    Verflucht, das Schießpulver! Ich hatte Mutter doch versprochen, es loszuwerden …
    Spontan beschloss er, das Pulver doch noch nicht gleich wegzuwerfen. Dieses Zeug war einfach zu teuer, um es wie Erde über die Felder zu verstreuen. Er würde es hinter dem Haus vergraben, dort, wo sein Vater es niemals finden würde.
    Außerdem, vielleicht konnte er es doch noch brauchen.
    Eine halbe Stunde später lag Agnes im überdachten Bett ihrer Kemenate und starrte hinauf zu der Holzvertäfelung über ihr.
    Sie hatte den immer noch unruhigen Parcival in den Vogelzwinger unten im Burghof gebracht. Der kleine Vogel krächzte und flatterte wild an seinem Lederband

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