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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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sprichst und wie du aussiehst, bist du wohl eher auf Barnabas’ Kleine aus«, mischte sich nun die zweite, jüngere Hure ein und zwinkerte Melchior zu. »Die denkt auch, sie ist was Besseres. Aber vergiss es! Die ist allein dem Barnabas sein Liebchen. Der alte Knauser hält das hochnäsige Weibsstück ebenso an der Leine wie seinen Affen.«
    Die beiden Frauen lachten schrill, während Mathis zu Stein erstarrte.
    »Heißt dieses … dieses Liebchen vielleicht Agnes?«, brachte er schließlich stockend hervor.
    Die junge Hure, die ganz offensichtlich eine schlecht sitzende Perücke trug, sah ihn argwöhnisch an. »Ja, so heißt sie. Kennst du die etwa? Möchte mal wissen, wo die herkommt. Scheint eine gute Heilerin zu sein, was man so hört. Vielleicht war sie ja vorher eine Nonne.« Sie kicherte. »Darum läuft diesem gottlosen Bock Barnabas bei ihr das Wasser im Mund zusammen!«
    Die andere Hure fiel in das schrille Lachen ein, und gemeinsam ließen sie anzüglich die Hüften kreisen. Mathis musste beinahe schreien, um wieder ihre Aufmerksamkeit zu erlangen.
    »Wo finden wir diesen Barnabas?«, wollte er verzweifelt wissen. »Nun redet schon!«
    Nur mühsam beruhigte sich die Ältere und musterte Mathis böse. »Was gibst du mir, wenn ich’s sage, hä?«, schnarrte sie. »Das Mädchen scheint euch ja einiges wert zu sein. Langsam bekomm ich nämlich den Eindruck, ihr verschweigt uns was. Vielleicht sollten wir das Ganze dem Profos melden? Also rück schon ein paar Münzen raus.« Gierig streckte sie die runzlige Hand aus. »Her damit!«
    In diesem Moment erklang nicht weit entfernt ein schriller, hoher Schrei, dicht gefolgt von einer wehklagenden Stimme. Mathis erkannte sie sofort, unter Tausenden hätte er sie herausgehört.
    Es war Agnes, und sie schrie in Todesangst.
    »Äh, danke, die Damen«, erwiderte Melchior hastig, der die Stimme wohl auch erkannt hatte. »Ich glaube, wir haben gefunden, was wir suchen. Trotzdem noch eine angenehme und vor allem einträgliche Nacht.«
    Dann rannte er gemeinsam mit Mathis dem Schrei ent­gegen.
    Agnes sprang vom Wagen hinaus in die Dunkelheit und sah zu ihrem Entsetzen, dass sich der gedrungene Marek bereits kampfbereit dem Wagen näherte. Wegzulaufen war unter diesen Umständen zu gefährlich, also kroch sie unter den Karren und verhielt sich dort so ruhig wie möglich.
    »Der Papst ist ein Vielfraß! Der Papst ist ein Vielfraß!«, keckerte plötzlich der Papagei in seinem Käfig, der außen an Barnabas’ Kutschbock hing. Offenbar hatte der Lärm das Tier aufgeweckt. Marek schlug wütend gegen die Gitterstäbe, woraufhin der Vogel kreischte und hektisch auf und ab flatterte.
    »Verfluchtes Vieh, sei endlich still!«
    Vorsichtig sah der Gaukler in das Innere des Wagens, dann stieß er einen leisen, anerkennenden Pfiff aus.
    »Verdammt, da hat jemand gründliche Arbeit geleistet«, murmelte er. »Wenn das wirklich unsere widerspenstige Agnes war, haben wir das Teufelsweib gehörig unterschätzt.« Er blickte sich nach seinen Mitstreitern um. »Schniefnase, Samuel, kommt her und seht euch das an!«, rief er. »Die Kleine hat Barnabas wie ein Schwein abgestochen.«
    Agnes hörte, wie sich weitere Schritte näherten, dann waren die Stimmen der drei Männer zu vernehmen. Ihre lehmverschmierten Schuhe befanden sich nur wenige Handbreit von ihr entfernt.
    »Ich hab immer gesagt, man kann dem Weibsstück nicht trauen!«, zischte nun Schniefnase. »Aber der Alte hatte ja einen Narren an ihr gefressen. Nun, das hat er jetzt davon!«
    »Es hätte auch einer von uns sein können«, mahnte Marek. »Also lasst uns das Biest fangen und ihr die hübschen Titten abschneiden. Schniefnase und ich durchsuchen den Tross. Samuel, du siehst dich hier in der Gegend um. Sie kann noch nicht weit sein.«
    Die schmutzigen Schuhe entfernten sich, und Agnes atmete tief durch. Erst jetzt merkte sie, wie lange sie den Atem angehalten hatte. Sie wartete noch ein wenig, dann rollte sie sich vorsichtig unter dem Karren hervor und sah sich um. Wenn es ihr gelang, die etwa zehn Schritt entfernten benachbarten Karren und Zelte zu erreichen, befand sie sich vorübergehend in Sicherheit. In dem Labyrinth, das sich zwischen den einzelnen Lagerplätzen auftat, würden ihre Verfolger sie jedenfalls nur schwer finden. Nun musste sie nur noch …
    Ein schrilles Fiepen erklang ganz nah an ihrem Ohr. Es war Satan, der vom Karren gesprungen war und wild auf und ab hüpfte. Sein Mund war zu einer grinsenden Grimasse

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