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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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weiterer Knall erschütterte den Raum. Diesmal schlug die Kugel in der Tischplatte ein. Sie splitterte, und Mathis vernahm ein Zischen, als nur wenige Handbreit neben Melchior das Geschoss wieder austrat. Es durchschlug seine Laute und blieb in der Wand dahinter stecken. Der Barde nahm das Instrument vom Rücken und starrte fassungslos auf den zerfetzten Korpus und die zerrissenen Saiten.
    »Das … das wird er mir büßen!«, zischte er. »Dieses florentinische Modell hat mich zweihundert Gulden gekostet, es trug meine Initialen aus Elfenbein!« Ein letztes Mal streichelte er sachte den Griff, dann warf er die Laute wie eine Axt in Richtung des Angreifers, wo sie jedoch ihr Ziel verfehlte.
    Agnes kauerte derweil am Boden und hielt sich die Ohren zu. »Wer … wer ist das?« war alles, was sie keuchend hervorbrachte. Mathis konnte sie zwischen dem Jammern der Mönche und dem Getöse umstürzender Regale kaum verstehen.
    »Vermutlich ein Attentäter, den die Habsburger geschickt haben!«, schrie er gegen den Lärm an. »Bleib, wo du bist! Melchior und ich werden …«
    Er stockte, als ein fast unmenschlicher Schrei in seinen Ohren klang. Als er vorsichtig aufblickte, sah er einen der Chorherren, der mit lichterloh brennender Kutte kreischend an den Buchregalen entlangtaumelte. Offenbar war während des Kampfes einer der Lüster zu Boden gefallen und hatte einige der losen Seiten entzündet. Das Feuer war bereits auf einen Berg Bücher übergesprungen, auf dem rote und blaue Flammen züngelten.
    Mathis wagte einen Blick über die Tischplatte und sah, wie der brennende Mönch mit weit ausgestreckten Armen dem Fremden entgegentorkelte. Einen unverständlichen Fluch auf den Lippen wich ihm der schwarzhäutige Mann aus, und der Chorherr setzte seinen Weg in die große Halle fort.
    Mein Gott, die Bibliothek! , durchfuhr es Mathis. Er wird die ganze Bibliothek in Brand setzen!
    Der Fremde hatte sich mittlerweile seiner Faustbüchsen entledigt und den Säbel gezogen. Kampfbereit näherte er sich der Tischplatte, während hinter ihm die anderen Mönche schreiend aus der Kammer flüchteten. Nur Pater Domenicus blieb blutend und mit halbgeöffneten Augen am Boden liegen. Mathis konnte nicht sagen, ob der Dekan noch lebte oder bereits tot war.
    Der Qualm war mittlerweile so stark, dass vom Raum fast nichts mehr zu sehen war. Überall brannten Bücher und Pergamentrollen, etliche Regalwände waren umgefallen und gaben dem Feuer zusätzlich Nahrung. Neben sich konnte Mathis Melchior husten hören. Der Barde zog seinen Degen, ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen.
    »Ich fürchte, ich brauche doch noch einmal Eure Hilfe, Meister Wielenbach«, sagte Melchior feierlich. »Dieser Teufel hat es auf unsere Agnes abgesehen. Nun, ich kann es wohl mit dem Leibhaftigen aufnehmen. Doch Ihr müsst in der Zwischenzeit das edle Fräulein in Sicherheit bringen, bevor hier noch alles in Flammen aufgeht.«
    »Schluss mit dem ewigen Süßholzgeraspel, ich kann selber gehen!«, zischte Agnes und rieb sich die vom Rauch tränenden Augen. »Aber ich schwöre bei Gott, ich werde mich keinen Schritt von hier wegbewegen, wenn wir nicht auch Pater Domenicus helfen!« Sie deutete auf den Dekan, der hinter einem brennenden Haufen Bücher lag und offenbar wieder zu sich gekommen war. Er stöhnte laut. »Es kann nicht sein, dass er sterben muss, bloß weil dieser Wahnsinnige statt meiner einen Unschuldigen getroffen hat!«, fuhr Agnes zornbebend fort.
    »Ihr sprecht wie eine wahre Heldin«, seufzte Melchior. »Dann bringt ihn meinetwegen hier heraus. Auch wenn ich nicht glaube, dass …«
    In diesem Augenblick sprang der Fremde über die Tischplatte und hob den Säbel zum tödlichen Schlag. Melchior stieß mit dem Degen nach ihm, doch sein Gegner hatte die Bewegung vorausgeahnt und wich geschickt aus. Während der Kampf weitertobte, eilten Mathis und Agnes hinüber zu Pater Domenicus.
    »Wir müssen hier raus, Pater!«, schrie Mathis gegen das Prasseln der Flammen an. »Könnt Ihr selbst gehen?«
    Der Dekan gab keinen Laut von sich, seine Lippen zitterten, um ihn herum hatte sich bereits eine große Blutlache gebildet. Schließlich packte ihn Mathis unter den Achseln, woraufhin Pater Domenicus leise aufschrie.
    »Wir müssen ihn ganz vorsichtig hochheben«, mahnte Agnes. »Jede falsche Bewegung kann sein Tod sein!«
    »Dafür haben wir jetzt keine Zeit! Wenn wir nur noch ein wenig länger hierbleiben, ist das unser aller Tod.« Mathis hievte den Pater

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