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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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Schlag getroffen. Sie spürte, wie sie am ganzen Körper vor Aufregung zu zittern begann.
    Kann das wirklich wahr sein? Ist es so einfach? Oder beginne ich schon, bei Tag zu träumen?
    »Natürlich, du hast recht!«, rief sie. »Das ist tatsächlich ein Hinweis auf Constanza. Die Löwen, es sind die Löwen, die für sie stehen!«
    »Die Löwen?«, fragte Mathis verdutzt.
    »Nun, die Löwen sind das Wappen der Staufer. Verstehst du? Es ist ein Tierrätsel!« Die Worte sprudelten aus Agnes heraus, während sie immer wieder auf die Inschrift deutete. »Die Löwen und damit die Staufer wurden mit Constanza als deren letzter legitimer Nachfahrin hier im Trifels für immer verbannt!«
    »Aber … aber wer ist dann Albertus?«
    Agnes lächelte. »Albertus ist lateinisch für Albrecht. Und wenn ich mich richtig daran erinnere, was mir Pater Tristan damals erzählte, war Albrecht jener deutsche König aus dem Geschlecht der Habsburger, der im Jahre 1298 Constanzas Tod befahl. Albrecht sorgte also dafür, dass der staufische Löwe für immer hinter diese Mauern verbannt wurde. Albertus faciebat leones expulsos esse …« Andächtig strich sie über die Platte. »Dahinter befindet sich das Grab meiner Vorfahrin«, flüsterte sie. »Ich bin mir ganz sicher. Wir haben es tatsächlich gefunden.«
    Agnes schloss die Augen, während sie eine seltsame Ruhe überkam. Mit einem Mal war sie sich ganz sicher, endlich am Ziel ihrer langen Reise zu sein. Das Fieber, das sie seit zwei Tagen plagte, ließ sie frösteln. Und wieder pochte eine leise Stimme von innen an ihren Schädel.
    Die Stimme des Trifels.
    Der Kreis schließt sich, Agnes. Hier auf dem Trifels hat alles angefangen, und hier wird alles enden. Auch wenn das Ende nicht so ist, wie du es dir gewünscht hast, nicht wahr?
    Mit einem verzweifelten Lachen wandte Agnes sich ab. »Was für eine Ironie! Da haben wir nun tatsächlich den Eingang zu Constanzas Grab gefunden und können doch nicht zu ihr. Es ist zu spät! Wir werden diese Platte niemals wegbewegen können.«
    »Wir nicht, aber vielleicht jemand anders.« Mathis verzog sein zerschlagenes Gesicht zu einem Grinsen, so dass eine breite Zahnlücke zu sehen war. »Der Jockel und seine Männer beispielsweise.«
    Agnes sah ihn verdutzt an. »Der Jockel? Aber warum sollte der uns helfen wollen?«
    »Nun, wenn wir dem Jockel von unserer Entdeckung berichten, will er bestimmt wissen, was in diesem vermauerten Kerker ist. Er wird anfangen zu graben. Wenigstens gewinnen wir dadurch ein wenig Zeit.« Mathis lehnte sich stöhnend mit dem Rücken gegen die Platte. »Und Zeit ist in unserer Lage ein sehr, sehr wertvolles Gut.«
    Etwa eine Stunde später stand der Schäfer-Jockel unten im Kerker und betastete nachdenklich die Ränder der Steinplatte. Mit drei seiner Bauern hatte er sich in die Tiefe hin­abgelassen, alle trugen sie Hacken und Schaufeln. Ein paar Laternen leuchteten die Kammer aus, so dass die Platte und die Inschrift nun deutlich zu erkennen waren.
    »Ein vermauerter Fluchttunnel, hm?« Der Jockel grinste Mathis an. »Offenbar ist dir ja doch noch was eingefallen. Wusst ich’s doch, dass du deine Familie nicht im Stich lässt.«
    »Meiner Mutter und meiner Schwester geht es gut?«, wollte Mathis wissen, ohne auf Jockels Vermutung einzugehen. Agnes und er hatten beschlossen, die Bauern über den wahren Zweck des Tunnels im Unklaren zu lassen. Das Grab einer Adligen war für die Rebellen ungleich weniger interessant als die Möglichkeit, dem Grafen Scharfeneck und seinen Landsknechten noch im letzten Moment zu entwischen. Selbst ein Fanatiker wie Jockel musste mittlerweile eingesehen haben, dass die Burg nicht zu halten war.
    »Deiner Familie geht es gut, jedenfalls so lange, wie du uns nicht an der Nase herumführst.« Jockel musterte ihn scharf. »Sag, woher weißt du von dieser Platte?«
    »Ich war schon mal hier eingekerkert, wie du weißt«, antwortete Mathis wahrheitsgemäß. »Damals hab ich die Platte nicht wegbewegen können, aber jetzt sieht das anders aus.« Er deutete auf die drei Bauern, die abwartend mit ihren Grabwerkzeugen im Hintergrund standen. »Also, worauf wartet ihr noch?«
    Jockel gab den Männern ein Zeichen, und sie begannen, mit ihren Hacken Mauerwerk und Putz rund um die Platte zu lösen. Schon bald zeigte sich, dass die schwere, etwa armdicke Steintafel tatsächlich tief in den Boden eingelassen war. Über ihr gab es einen schmalen, mit Ziegelsteinen vermauerten Schlitz. Als die Bauern die

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