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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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redest du Weibsstück mit mir?« Er hob die Hand zum Schlag. »Ich werde dich lehren, was es heißt, den Zorn der Bauern zu wecken, du …« Doch plötzlich brach er ab und lächelte böse. »Ach, was soll’s. Vielleicht ist es wirklich besser, dass unsere Prinzessin vorangeht. Der Gang sieht verdammt alt aus. Es kann nicht schaden, jemanden vor sich zu haben, falls er einstürzt.« Er packte Agnes am Kinn und zog sie zu sich her. »Aber denk immer dran, Gräfin, ich bin dicht hinter dir. Ein falscher Schritt, und dieser Gang ist dein Grab.«
    »Ist er das nicht ohnehin?«, erwiderte Agnes leise. Dann löste sie sich von ihm und verschwand in der Dunkelheit. Jockel und Mathis folgten ihr, dahinter kamen die drei Bauern mit ihren Laternen.
    Während Mathis gebückt durch den niedrigen Gang schlich, dachte er noch einmal daran, wie selbstsicher Agnes vorher geklungen hatte. Fast so, als würde eine andere Person aus ihr sprechen. Was um alles in der Welt ging hier vor? Schmerzhaft stieß er mit dem Kopf gegen einen überhängenden Felsen und taumelte weiter. Der Tunnel verlief noch etwa zehn Schritt geradeaus, bog dann scharf nach rechts ab, bevor er sich schließlich weitete. Hier waren Teile der Wände und der Decke mit morschen Balken abgestützt, ein paar Ratten huschten zwischen Mathis’ Füßen davon. Kurz darauf standen sie am Eingang einer weiteren Kammer, deren Ausmaße in der Dunkelheit nur undeutlich zu erkennen waren. Von irgendwo über ihnen dröhnte dumpf der Donner der Geschütze.
    »Nun macht schon, her mit den Laternen!«, rief der Jockel seinen Männern zu. »Oder wollt ihr warten, bis hier alles einstürzt?«
    Nachdem die Bauern mit den Laternen schließlich nach vorne getreten waren, stockte Mathis der Atem. Der Raum war ungleich größer als der vorherige Kerker, er glich eher einem Saal. Von der etwa vier Schritt hohen Decke tropfte vereinzelt Wasser, und Mathis vermutete, dass sie unter dem Brunnenturm standen; der Boden bestand aus verwittertem Marmor. Das Erstaunlichste jedoch waren die Wände. An allen vier Seiten befanden sich die Überreste eines gewaltigen Freskos. Die Malereien waren verblichen, trotzdem erkannte Mathis, dass es sich wohl um Darstellungen von deutschen Kaisern und Königen handelte. Es waren ungefähr zwei Dutzend von ihnen, jeder trug eine Krone auf dem Haupt und war gekleidet in reichverzierte Gewänder, deren Farben längst abgeblättert waren. Manche hielten ein Schwert in den Händen, andere einen Zepter, eine Bibel oder einen Reichsapfel. Das Ganze sah aus wie ein gewaltiges unterirdisches Mausoleum.
    Einer der Herrscher fiel Mathis besonders auf. Er war sehr groß, hatte einen langen roten Bart, seine rechte Hand umklammerte einen gewaltigen Speer. Der Name des Mannes stand deutlich über seinen wallenden Haaren.
    Fridericus Barbarossa Imperator.
    »Kaiser Rotbart und die Heilige Lanze!«, flüsterte Mathis, der ergriffen auf das Bildnis starrte. Baff vor Staunen schüttelte er den Kopf. »Wer hätte das gedacht? Die Legende ist also wahr, zumindest in ihrem Kern. Barbarossa schläft tatsächlich unter dem Trifels! Aber wieso …«
    »Verdammt, was ist das hier?«, war nun die aufgeregte Stimme des Schäfer-Jockel zu vernehmen. »Wo sind wir hier gelandet? Das ist kein Fluchttunnel, sondern eher so was wie eine Krypta. Sprich schon, Gräfin! Wo hast du uns hingeführt?«
    Er eilte auf Agnes zu, die vor einer der Wände kniete. Direkt vor ihr lagen einige ausgebleichte Knochen, die entfernt an die Gestalt eines Menschen erinnerten. Winzige Stoff­fetzen und einige verfilzte Haare klebten daran. Agnes griff danach und ließ sie durch ihre Finger rieseln. Sie war so in sich versunken, dass sie das Geschrei des Bauernführers nicht zu hören schien.
    »Wo wir hier sind, will ich wissen!«, keifte der Jockel jetzt.
    Er verpasste Agnes einen Schlag, der sie zur Seite warf. Doch sie schrie nicht, sondern erhob sich nur langsam wieder und blickte Jockel dabei so fest in die Augen, dass der Bauernführer unwillkürlich zurückwich. Über ihnen donnerten weiter die Geschütze.
    »Das hier ist das Grab meiner Vorfahrin Constanza, der Tochter Enzios, Enkelin des großen Kaisers Friedrich II.«, hob Agnes an und deutete dabei auf die grünlich modrigen Knochen vor ihr. Sie wirkte wie in Trance, ihre verträumte Stimme ließ die drei Bauern im Hintergrund sichtlich erschauern. »Man hat sie hier im Trifels gefoltert und lebendig eingemauert. Kniet nieder und betet vor ihren

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