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Die Burg der Könige

Die Burg der Könige

Titel: Die Burg der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Pötzsch
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Wäldern des Annweiler Stadtvogts geschieht, dafür kann er nun wirklich nichts! Also lass gefälligst meinen Vater aus dem Spiel und hack nicht immer wieder auf ihm herum.«
    »Schon gut, schon gut.« Mathis zuckte mit den Schultern. »Ich sollte solche Gespräche vielleicht nicht mit der Tochter eines Burgvogts führen.«
    »Du solltest solche Gespräche überhaupt nicht führen!«
    Eine Zeitlang schwiegen beide, und Agnes starrte mit verschränkten Armen trotzig vor sich hin. Doch schon bald verrauchte ihre Wut. Sie kannte Mathis schon zu lange, um ihm wegen solcher Sprüche böse zu sein, auch wenn sie nicht zulassen konnte, dass er über ihren Vater herzog. Noch vor einigen Jahren hatten die beiden in den Kellern der Burg Haschmich und Verstecken gespielt, erst seit letztem Herbst waren ihre Treffen seltener geworden. Agnes hatte sich um ihren Falken gekümmert und die langen Winternächte in der Trifelser Bibliothek verbracht, und Mathis war immer häufiger mit Leuten zusammen, die über Freiheit und Gerechtigkeit predigten. Dabei schoss er gelegentlich übers Ziel hinaus, fand Agnes, auch wenn sie für manche Forderungen der Bauern durchaus Verständnis aufbrachte. Doch es war nicht an ihr oder ihrem Vater, an den gegenwärtigen Verhältnissen etwas zu ändern. So etwas konnten nur die ganz hohen Herren tun, die Fürsten, Bischöfe und natürlich der Kaiser.
    »Was … was machst du da eigentlich?«, fragte sie schließlich versöhnlicher.
    »Ich habe gerade eine neue Sorte Schießpulver ausprobiert«, begann Mathis feierlich und ganz so, als hätte es den Streit zwischen ihnen nie gegeben. »Sieben statt sechs Teile Salpeter, außerdem fünf Teile Schwefel und dazu Kohle aus jungem Haselholz.« Er griff nach einem Säckchen, das vor ihm auf dem Boden stand, und ließ die schwarzgraue Sub­stanz durch seine Finger rinnen. »Außerdem hab ich das Pulver diesmal besonders körnig gemacht. Dann brennt es schneller ab und verklumpt nicht so stark.«
    Agnes verdrehte die Augen. Feuerwaffen waren Mathis’ große Leidenschaft, sie würde nie verstehen, was er an den lärmenden Eisenrohren fand. »Irgendwann wirst du dich mit dem Zeug noch in die Luft jagen!«, sagte sie vorwurfsvoll. »Ich weiß wirklich nicht, was so großartig daran sein soll, wenn es knallt und stinkt. Es … es ist einfach unritterlich! Ja, das ist es!«
    Mathis lächelte. »Das hat dir dein Vater gesagt, nicht wahr?«
    »Und wenn schon! Er wird es jedenfalls nicht gutheißen, dass du ihm eine seiner Arkebusen aus der Geschützkammer gestohlen hast.« Sie deutete auf das eiserne Rohr auf dem Felsen, das noch schwach vor sich hinqualmte. »Denn von dort stammt das Feuerrohr doch, gib’s ruhig zu!«
    Achselzuckend wandte sich Mathis wieder dem Geschütz zu und begann damit, es sorgfältig mit Schießpulver zu füllen. Mit einem hölzernen Stößel schob er die winzigen Körner ganz nach hinten und stopfte das Rohr schließlich mit einer walnussgroßen Bleikugel. An der Seite des Geschützes war ein Haken angebracht, den Mathis nun in einen Spalt zwischen zwei Felsen schob, damit die Arkebuse durch den Rückstoß der Explosion nicht wegrutschen konnte. So etwas hatte Agnes schon bei den Burgmännern ihres Vaters gesehen, nur dass diese den Haken in die vorgesehenen Ösen an den Burgzinnen einhängten. Diese sogenannten Hakenbüchsen oder Arkebusen, wie die Franzosen sagten, waren altertümliche Waffen, aber neuere Techniken kosteten viel Geld und waren auf dem Trifels kaum bekannt. Ein Zustand, über den Mathis gern spottete.
    »Der alte Ulrich hat gar nicht gemerkt, dass ich mir die Büchse ausgeliehen habe«, brummte der junge Schmied, während er vorsichtig Pulver in die Zündpfanne schüttete. »War so besoffen, dass ich ihm den Schlüssel zur Geschützkammer einfach aus der Tasche fischen konnte. Ich hab sie vorgestern hier versteckt. Heute war endlich das Schießpulver fertig.«
    »Hast du den Verstand verloren?« Agnes schüttelte ungläubig den Kopf. »Das ist Diebstahl, Mathis! Kannst du dir vorstellen, was mein Vater mit dir anstellt, wenn er das merkt?«
    »Himmelherrgott, er wird’s schon nicht merken, wenn du’s ihm nicht verrätst! Und außerdem, was will dein Vater schon mit dieser alten verrosteten Arkebuse anfangen? Vielleicht die Türken in die Flucht schlagen?« Mittlerweile war Mathis fertig. Er nestelte eine Lunte aus seiner Kitteltasche und steckte sie in den dafür vorgesehenen Bügel. »Der Vogt sollte froh sein, dass ich

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