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Die Burg

Die Burg

Titel: Die Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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über Lohmeier erzählen konnte, und ob er sich in seiner beruflichen Karriere möglicherweise Feinde gemacht hatte. Eine ganze Weile hatte er am Burgtor gestanden und auf die Spuren der Verwüstung gestarrt. Der größte Teil der Trümmer war inzwischen weggeräumt worden, aber an der hellgelben Wand waren noch die Feuer- und Blutspuren zu erkennen, und es lag immer noch ein beißend bitterer Geruch in der Luft. Gerade einmal drei Tage war es her, aber es kam ihm vor wie Wochen. Er konnte nicht abschalten, selbst im Schlaf fand er keine Ruhe, den anderen musste es genauso gehen.
    Er war froh gewesen, dass er Knickrehm erwischt hatte, einen Richter, mit dem sie schon oft zusammengearbeitet hatten, der hilfsbereit und unkompliziert und einfach ein netter Mensch war. «Walter ist seit achtundzwanzig Jahren an der Burg», hatte er erzählt. «Bei uns heißt er nur ‹Papa Lohmeier›. Er hat einen recht eigenwilligen Humor, kann es überhaupt nicht leiden, wenn ein Angeklagter ihn verscheißern will. Ich weiß noch, vor ein paar Jahren, irgend so ein Junkie hat das Blaue vom Himmel gelogen, hat wohl gedacht, der Richter wäre nur ein netter Opi. Und Papa Lohmeier hat auch die ganze Zeit freundlich gelächelt. Aber bei der Urteilsverkündung hat er dann den inzwischen schon legendären Satz losgelassen: ‹Der Herr Staatsanwalt fordert zehn Jahre Haft, der Herr Rechtsanwalt acht, prima, da nehmen wir doch den Mittelwert: zwölf Jahre.›»
    Da hatte Ackermann noch gelacht, aber als Knickrehm fortgefahren war, hatte seine Laune doch deutlich Schaden genommen. «Lohmeier macht bei uns die Drogensachen, hauptsächlich die richtig dicken Dinger. Unter denen, die er über die Jahre verknackt hat, gibt es bestimmt einige, die ihm die Pest an den Hals wünschen. Und ein paar von denen haben meiner Meinung nach durchaus das Kaliber, ein solches Massaker anzurichten, und auch die Möglichkeit, an Bomben zu kommen. Ich suche dir gern ein paar Akten heraus.»
    Jetzt stand er hier, einen Packen Papier unter dem Arm, und war frustriert. Normalerweise arbeitete er im Betrugsdezernat, und er hatte schon so manchen Fisch an der Angel gehabt, kleine, aber auch ganz große. Mit einem anständigen Betrüger hatte er keine Probleme, aber mit Drogenleuten wollte er am liebsten nichts zu tun haben, nicht nur die Dealermafia kannte keine Grenzen, auch alle anderen, die mit dieser Szene zu tun hatten, würden jederzeit ihre eigene Oma verkaufen.
    Langsam stakste er den Berg hinunter. Vor vierzehn Tagen hatte er in der Garage seine alten Holzclogs wiedergefunden – an die dreißig Jahre alt und immer noch wie neu! – und hatte seitdem keine anderen Schuhe mehr getragen. Seine Frau hatte nur den Kopf geschüttelt, und inzwischen ahnte er, warum. Er musste höllisch aufpassen, dass er sich auf dem feuchten Kopfsteinpflaster nicht die Knochen brach.
    Jetzt war erst einmal Telefonieren angesagt, und das war nicht sein Ding. Es machte ihm nichts aus, zwölf Stunden ohne Pause durch die Gegend zu fahren und Leute zu befragen, aber vier, fünf Stunden am alten Zauberknochen, das war Folter! Aber es half ja nichts, er musste herausfinden, wer von den schweren Jungs aus diesem muffigen Stapel hier noch saß, wo die anderen, die schon draußen waren, steckten und welche Connections sie hatten.
    Als er endlich bei seinem Auto ankam, schwitzte er.
    Wer von diesen Ganoven konnte am Sonntag überhaupt in Kleve gewesen sein? Er ließ die Akten auf die Motorhaube fallen und blätterte – alle mit Foto. Wunderbar!
    Die Narbe an seiner Schläfe ziepte. Vielleicht hätte er doch noch einmal Salbe und ein neues Pflaster drauftun sollen.
     
    Toppe rollte langsam vom Klinikgelände und fädelte sich in den Verkehr ein. Er hatte mit mehreren von Hornungs Kollegen gesprochen, und alle hatten im Prinzip das Gleiche gesagt. Natürlich hatte Hornung über die Jahre Patienten entlassen, aber er war ein sehr erfahrener Therapeut gewesen, der niemals jemanden in die Freiheit geschickt hätte, der gefährlich gewesen wäre. Er hatte auch schon Leute ins Gefängnis zurückgeschickt, aber das waren Männer gewesen, die jegliche Therapie abgelehnt hatten, die den Knast einer Auseinandersetzung mit ihrem eigenen Leben und ihrer Tat vorgezogen hatten. Warum sollten sie an Hornung Rache nehmen?
    Trotzdem lagen jetzt drei Akten neben ihm auf dem Beifahrersitz. Bei dem einen Fall handelte es sich um einen Doppelmörder, der über zehn Jahre auf Hornungs Station gewesen war und in

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