Die Capitana - Roman
bei Doña Ethelvina für ihre Hilfe, gibt ihr die Hand und verabschiedet sich von ihr mit einem Lächeln.
So, das wäre erledigt. Jetzt wird Andrei Ethelvina kennenlernen. Es stört sie nur, dass sie diese Frau rettet, die sie nicht ausstehen kann. Aber das ist dann doch das kleinere Übel.
Ruvin tut es in der Seele weh, dass Mika aus reinem Starrsinn nicht durch die Tür gegangen ist, die er ihr geöffnet hat. Aber er ist auch erleichtert. In diesen aufrührerischen Tagen war er in Barcelona, dort ist ihm klar geworden, dass es sehr schwierig, ja unmöglich gewesen wäre, seinen Plan durchzuführen, die gegen den POUM entfesselte Gewalt ist brutal, die Köpfe werden nur so rollen. Mehr als vierhundert Verräter sind bereits festgenommen worden.
Kurt Landau ist untergetaucht, aber Ruvin kennt ihn, er ist hitzig und unvorsichtig, und irgendwann wird er sich entgegen aller Vorsichtsgebote hinstellen und eine Rede halten, und dann kriegen sie ihn. Das ist eine Frage von ein paar Tagen, Katja haben sie bereits geschnappt, in der POUM -Zentrale; Ruvin hatte den Hinweis gegeben. Er verabscheut diese Frau, ist sich sicher, dass sie Mika gegen ihn aufgehetzt hat, unabhängig von der politischen Einstellung hätte Katja auch niemals geduldet, dass Jan Well ihren Mann in den Schatten stellt.
Zum Glück ist das alles Vergangenheit. Auch wenn nicht Ruvin hinter der Entscheidung steht, ist es ihm doch eine Genugtuung, dass er sich nicht länger mit diesen Verrätern herumschlagen, sie spalten, gegeneinander aufhetzen und auf diese Weise schwächen muss, dass man endlich die richtige Maßnahme trifft: sie mit Stumpf und Stil auszurotten, ihnen den Garaus zu machen.
Und was soll mit Mika geschehen?
Man will sie erschießen, wenn man kein Geständnis von ihr bekommt. Sie sollen Druck auf sie ausüben, sagte er ihnen, als er nach Barcelona fuhr, aber ihr keinen Schaden zufügen, stellte er klar. Leider ist Mika immer noch nicht bereit, irgendein Geständnis zu unterschreiben, und Ruvin steckt in der Klemme, er kann sie weder umbiegen noch umbringen. Er kann sie nicht haben, noch nicht einmal anfassen. Nur ansehen, und sie hält seinem Blick stand. Ein ergötzliches Spiel. Aber alles hat ein Ende. Die Unterhaltung mit Ojeda hat allem eine neue Wendung gegeben.
Als Oberst Ojeda zu diesem weiten Bogen ausholte, von der Besorgnis des Justizministers, den Briefen aus dem Ausland sprach, in denen nach den Aufenthaltsorten von Andreu Nin, von Mika Etchebéhère gefragt wurde, von seinem Befremden, dass diese noch vor den Anführern des POUM festgenommen worden war, geriet Ruvin nicht aus der Fassung, aber als Ojeda dann wie beiläufig fallen ließ: Gestern hat er mit Ramírez und seiner Frau darüber gesprochen, erinnern Sie sich an sie, Kozlov?, eine dunkelhaarige Schönheit, da war Ruvin klar, dass Ojeda genau wusste, dass Mika in seinen Händen war. Ethelvina, diese Schlange, hatte sich an ihm gerächt. Weiß er etwas über die Capitana Etchebéhère?, fragte Ojeda ihn, ist sie in Haft?
Der Berater Andrei Kozlov wusste natürlich von nichts, das ist nicht sein Zuständigkeitsbereich, Oberst, damit sind Sie bei mir falsch. Aber er hat gute Kontakte und verspricht, sich zu erkundigen. Dafür wäre ich Ihnen sehr dankbar, sagte Ojeda mit stählernem Blick.
Es muss etwas unternommen werden. Morgen wird Mika in die Sicherheitszentrale gebracht, dort befasst man sich mit subversiven Elementen und Spionen.
Abermals wird sie diese Treppe hinunterlaufen, seinen Händen entkommen, er selbst schubst sie weg aus seinem Zugriff. Aber diese eine Nacht hat er noch.
In der Zelle der flackernde Schein einer Kerze. Es liegt etwas Herausforderndes in der Art, wie er sich vor sie hinstellt, in der Hand die Kerze: Was machst du hier um diese Uhrzeit?
»Das weiß du ganz genau, ma belle .« Er geht auf sie zu. »Ein Schrei, ein Wort, und ich bringe dich um.«
Plötzlich Dunkelheit. Mika hat die Kerze ausgeblasen und ist seinen Händen entwischt, hat sich verkrochen, er hat keine Ahnung, wohin. Ruvin könnte eine neue Kerze holen, aber das Spiel, auf Zehenspitzen umherzulaufen und sie zu suchen, erregt ihn. Sie hat es erfunden: raffiniert, womöglich spürt sie seine Steifheit, die von seinem Geschlecht ausgeht und seinen ganzen Körper spannt, in irgendeinem Winkel der Zelle seiner harrend. Mika begehrt ihn, beschließt Ruvin, seit dem ersten Augenblick, als sie sich kennenlernten, in dieser Spelunke im Wedding. Endlich, endlich. Das Wasser
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