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Die Capitana - Roman

Die Capitana - Roman

Titel: Die Capitana - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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so ist die Lage, es war schon schwer genug gewesen, sie aus dem Gefängnis zu holen, glaub mir, du musst gehen, Mika, dieses eine Mal hat es geklappt, aber er kann nicht garantieren, dass … Wer weiß, ob es ihn dann noch gibt … »Es sind keine weiteren Erklärungen nötig, Compañero, ich gehe.«
    Sie wusste, dass Mera sie beim besten Willen nicht in seine Division aufnehmen konnte und wollte daher nicht weiter drängen. Wahrscheinlich war das die Abmachung gewesen, die er hatte treffen müssen, um sie zu befreien: dass Mika abreiste. Er hatte ihr nichts von seinem Gespräch mit Muñoz gesagt, und sie hatte auch nicht danach gefragt. Sie spürte einen Kloß im Hals.
    »Compañero Val wird dich an einen sicheren Ort bringen, bis man dir freies Geleit gibt, um nach Frankreich zu gehen.«
    »Ich werde nicht nach Frankreich gehen. Ich finde schon ein Versteck, ich habe Freunde. Ich werde hier ausharren, bis ich wieder an die Front zurück kann, ich werde unseren Krieg nicht verlassen.«
    »Können wir fahren?«, fragte Val aus dem Auto heraus.
    »Ja. Sekunde«, sagte Mika, und zu Mera: »Danke für alles, Compañero.«
    »Compañera, Freundin, Schwester, mutige Frau.« Cipriano drückte sie fest an sich, seine Stimme brach: »Ich werde dich vermissen, wir alle werden dich vermissen.« Er wischte sich mit dem Ärmel über die Augen und schlug einen humorigen Ton an: »So sehr hast du dich geärgert über das, was ich in Cerro de Ávila gesagt habe, und jetzt bin ich es, der weint.«
    Bevor sie in Vals Auto stieg, blieb sie noch einmal stehen und sah sich um. In einiger Entfernung konnte sie die ersten Schützengräben erkennen. Für sie würde es keinen Schützengraben mehr geben. Man hatte sie aus dem Krieg ausgeschlossen. Aus ihrem Krieg.

32. Kapitel
Madrid, Oktober 1937
    Die Frau, die sie im Lycée Français in Madrid empfängt, fordert sie auf, ihr durch einen langen Gang zu folgen, dann öffnet sie die Tür zu einem Zimmer und bittet sie mit einer einladenden Geste herein.
    Ihre Sachen sind bereits hier, teilt sie ihr leise, ohne weitere Erklärungen mit. Ich lasse Sie nun allein, damit Sie in Ruhe ankommen und sich ausruhen können. Wir sehen uns später.
    Mika betrachtet den großen und hellen Raum, ihre Zufluchtsstätte. Die schweren Möbel, den Holzboden, die Bilder und selbst das goldene Nachmittagslicht, das durch die Gardinen fällt, tun ihr weh. Die heitere Stimmung, die reine Luft ersticken sie. Die normalen Gegenstände eines normalen Lebens. Sie wird so nicht leben können. Wird vergehen vor Wehmut nach den Schützengräben, den Gefahren, dem Schlamm und Schmutz, den Geschützen und Maschinengewehren, dem Geruch von Pulver und Angst.
    Im Krieg muss man unentwegt wachsam sein, entscheiden, handeln, angreifen, sich verteidigen, die Milizionäre bewachen. Im Krieg ist man unentwegt eingespannt, so dass man weder die Zeit noch die Möglichkeit hat, sich dem Schmerz hinzugeben. Im Krieg zählt nur eins, der Krieg selbst.
    Aber man hat sie ausgeschlossen, nach dieser schrecklichen Schlacht am Cerro de Ávila, in der es um alles ging, haben sie Mika aus dem Krieg hinausgeworfen.
    Dieser Satz von dir: »Sie haben mich aus dem Krieg hinausgeworfen«, hat mich aufmerksam werden lassen. Warum hinausgeworfen? Wer hat das getan? Der Krieg ging doch weiter, auch nach deinen Aufzeichnungen.
    In einem Artikel habe ich gelesen, du seiest von einer franquistischen Patrouille festgenommen worden. Allerdings hat derselbe Autor auch behauptet, du seiest im Bürgerkrieg Krankenschwester (!) gewesen und hättest dich im Zweiten Weltkrieg in Frankreich der Résistance angeschlossen (dabei warst du in Argentinien). Nichts in deinen Aufzeichnungen, auch nicht zwischen den Zeilen, weist darauf hin, dass es so war, man trifft nur auf dieses ebenso nachdrückliche wie rätselhafte »sie haben mich hinausgeworfen«, eine seltsame Ausdrucksweise, um über den Feind zu reden.
    Hinausgeworfen haben sie dich tatsächlich, aber nicht die Faschisten, sondern die Leute, auf deren Seite du gekämpft hast. In Cipriano Meras Memoiren fand ich die Erklärung für jene schmerzlichen Worte, die du im Lycée Français geschrieben hast.
    Gesucht von den Faschisten als gefährliche Frau, die bei den Roten befehligt, gesucht von der Sicherheitszentrale, von den Agenten des grausamen Stalinismus. Angefeindet von der Republik. Inhaftiert. Im Gefängnis der Republikaner, nicht in dem der aufständischen Faschisten. Was für eine Demütigung.
    Da

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