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Die Capitana - Roman

Die Capitana - Roman

Titel: Die Capitana - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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Schloss. Mika geht im Zimmer auf und ab. Sie sieht die Blätter, die Hipólito auf dem Tisch hat liegen lassen: Taktiken für den Guerillakrieg, und ein Schauder durchfährt sie.
    Sie will an dem See bleiben – sagt sie immer wieder, als könnte dieser eine Satz ihre Ängste verscheuchen –, meinen Frieden haben, das Buch schreiben. Und das werde ich auch tun, mit oder ohne ihn.
    »Bist du dir sicher, Mika, dass du das willst?«, fragt Hipólito sie am Abend.
    »Absolut sicher.«
    Sie legen sich schlafen ohne ein weiteres Wort.
    Hipólito fängt immer wieder davon an. Ob sie sich sicher ist. In einem stimmt Mika ihm zu, wenn die Revolution nicht nach Deutschland überschwappt, sondern auf Russland beschränkt bleibt, wird sie unter der Bürokratie ersticken, der Kampf muss jetzt geführt werden und er ruft sie, aber sie bleibt dabei: Sie ist sich sicher. Und sie ist sich sicher, dass er nicht ohne sie gehen wird, darum bleibt sie dabei: sie wird nicht gehen, und er wird auch nicht gehen, was soll Hipólito machen ohne Mika?
    Könnte sie denn das, wozu sie sich vor vielen Jahren entschlossen hat, auch allein verwirklichen?, fragt sie sich am Fuß einer Araukarie. Sie könnte, es wäre nur traurig, und es stimmt schon, früher oder später müssten sie von hier weg, um ihrer Bestimmung zu folgen. Hipólitos Schmerz gestern Abend und auch heute Morgen, als sie schweigend ihren Mate getrunken haben, bedrückt sie. Warum stur auf dieser Haltung beharren, wenn sie ihre Beziehung so belastet? Sie tut das doch nicht etwa nur, um Zeit zu gewinnen? Um den Moment hinauszuschieben, an dem man sich einer ungemütlichen Wirklichkeit stellen muss? Doch Mika fürchtet nicht die Revolution, sondern die Tuberkulose.
    Sie kann sich nicht einfach das Recht herausnehmen, ihn länger aufzuhalten, wenn die Geschichte einen anderen Weg fordert. Hauptsache, er passt auf sich auf, ergreift die nötigen Vorsichtsmaßnahmen, damit die Tuberkulose nicht wiederkommt. Sie beschleunigt den Schritt, juchzend vor Freude, dass sie Hipólito endlich sagen kann: Sie werden gehen, ja, du hast recht, Liebling, nur nicht sofort, gib uns ein wenig Zeit, ja? Wir wollen ein paar Monate lang hart arbeiten, um das notwendige Geld zu sparen, damit wir eine erste Zeit bestehen können, ohne uns um unser Essen sorgen zu müssen, und in diesen Monaten muss er viel und gut essen, versprochen?, und ein paar Kilo zunehmen. Sie rennt, es fehlen nur noch ein paar Meter, sie reißt die Tür auf, Liebling, wo bist du, wieder draußen, ruft sie Hipólito.
    Auf dem Weg zum See sieht sie ihn nicht, sie müssen sich verfehlt haben, zurück im Haus der Zettel auf dem Tisch, sie muss ihn vorhin übersehen haben. Don Zapata war da, er hat die Gelegenheit genützt und ist mit ihm gefahren, so ist es ihm lieber, ohne große Verabschiedung. Hipólito hat verstanden, er ist ihr nicht böse, er liebt sie, aber ihre Wege müssen sich trennen. Er hat nur so viel Geld mitgenommen, wie er für die Überfahrt nach Europa braucht, die Ersparnisse sind für sie.
    Der klemmende Schaltknüppel, bitte, spring schon an, die endlosen Kilometer bis zum Ort, und dann noch der Feldweg zu Zapatas Haus.
    »Tut mir leid, Mika, er ist schon fort, ein Gringo mit einem neuen Wagen hat ihn mitgenommen. Hipólito hatte es eilig, und der Mann schien über die Begleitung froh zu sein.«
    »Bis wohin hat er ihn mitgenommen?«
    »Das weiß ich nicht genau, bis Esquel bestimmt.«
    »Wie sah das Auto aus?«
    »Ich glaube, schwarz.«
    Keine Spur von ihm in Esquel, weder im Hotel noch in der Bar des Club Atlético, noch in der Kooperative; sie sind hier nicht eingekehrt, in keinem der drei Lokale wurden sie gesehen. Sie verflucht sich dafür, dass sie Zapata nicht gefragt hat, wie der Ausländer aussah, sie hat gedacht, die Beschreibung des Autos würde genügen, wenn sie gewusst hätte, wie viele neue schwarze Autos es in Esquel gibt. Und vielleicht ist es auch gar nicht schwarz. Was hatte der Mann vor, wohin ist er gefahren, bitte.
    Schon ist es Nacht. Sie fährt nachts nicht, der Lieferwagen hat kein Licht, außerdem weiß sie nicht, ob der Sprit bis zum nächsten Ort reicht, aber sie muss weiter, der Wagen stottert, das darf nicht wahr sein, er hustet einmal, noch einmal, und bleibt stehen. Ende.
    Sie möchte sich aufs Lenkrad stützen und heulen, aber sie lässt sich nicht gehen. Morgen kann sie Sprit nachfüllen, Esquel dürfte nicht weiter als vier oder fünf Kilometer entfernt sein, sie kann die Strecke

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