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Die Capitana - Roman

Die Capitana - Roman

Titel: Die Capitana - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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Angst.«
    Einverstanden, sagte Guerrero und ordnete zwei Männer ab, sie zu begleiten. Sie hatten einiges an Geld zusammenbekommen. Davon kauften sie guten Brandy und Wein. Die Gewürze, an denen Mika sich nicht hatte satt riechen können, und die Unmengen Schweizer Schokolade hatte ihnen der Ladenbesitzer geschenkt, als er erfuhr, dass alles für die Republikaner war, was für ein Glück.
    Es hat Mika Überwindung gekostet, mit Antonio Guerrero über das Essen zu sprechen, dieses Mütterliche, das ihr selbst zuwider ist, ihre Manie, alle immer versorgen zu müssen. Sie wäre lieber bei den Waffen geblieben, doch jetzt ist sie über ihren Schritt froh. Die Mauer, die der Chef in seiner unverständlichen Abneigung gegen sie vom ersten Moment an zwischen ihnen hochgezogen hat, scheint zu bröckeln.
    Dass Guerrero in seiner Kolonne niemanden haben will, den er nicht leiden kann (ob es an ihr speziell liegt oder einfach daran, dass sie eine Frau ist, mag dahingestellt sein), ist nebensächlich, und ebenso unwichtig ist, dass sie sich am Verhalten dieses Mannes stößt, entscheidend ist am Ende nur, dass sie beide auf bestmögliche Weise der Revolution dienen.
    Mika ist sich sicher, dass Guerrero genau wie sie den Krieg gewinnen, diese Schlüsselstellung halten will, auf der sie sich befinden, nicht umsonst sind sie wegen ihrer Kriegstüchtigkeit für diese Aufgabe berufen worden. Das will sie Antonio Guerrero sagen, sobald sich eine Möglichkeit findet.
    Fürs Erste gibt sie sich damit zufrieden, dass sie für ihren Bereich von ihm freie Hand bekommen hat. Schon steht sie mit Bernardo in der Feldküche und kümmert sich um warmes Essen, das die Milizionäre einmal am Tag bekommen sollen, dazu Kaffee, sogar ein kleines Wägelchen hat sie aufgetrieben, um die Töpfe zu den Schützengräben zu bringen.
    »Keine Sorge«, sagt der sympathische Bernardo zu ihr, »ich bin nicht schön und auch nicht mutig, aber meine Mutter hat mir wunderbar zu kochen beigebracht, mit dem, was da ist. Wart ab, was ich aus den Gewürzen zaubere, die du mir gebracht hast.«
    Mika kennt Bernardo nicht, aber sie weiß, sie wird sich mit ihm sehr gut verstehen. Und die anderen, diese verstockten Männer, die sie immer nur misstrauisch mustern, wird sie auch noch für sich gewinnen, macht sie sich Mut. Am Anfang war es mit den Männern, die in Sigüenza zum POUM stießen, auch schwierig, und jetzt, wie freudig haben sie sie empfangen, als sie nach Madrid zurückkam. Mika kennt nur zwanzig der einhundertsiebzig Mann, die die Kolonne bilden, die anderen sind mit Guerrero gekommen. Sie stammen aus Castura, Llerena und Badajoz.
    Ein heftiges Feuergefecht bricht aus, fünfzig Meter, bevor sie ihre Stellung erreicht hat. Mika wirft sich auf den Boden und robbt bis zum rettenden Schützengraben. Sie lädt das Gewehr und schießt.
    Am ersten Tag gönnten sie ihnen keine Feuerpause. Als würden die Faschisten wissen, dass sie ihre Kräfte erneuert hatten, und sie mit einer Demonstration ihrer Macht begrüßen wollen. Sie antworteten mit selbstgebauten Bomben und Granaten, zwei Maschinengewehren, Karabinern und der einzigen Kanone, die sie besaßen, ein mächtiges Gerät.
    »Ich kann gar nicht glauben, dass die von uns ist«, sagte Mika zu ihm und lachte laut. »Sie jagt mir einen Schrecken ein, als wäre sie von ihnen.«
    Antonio Guerrero musste anerkennen, dass die Frau belastbar war und ihm auch nicht wie befürchtet Probleme bereitet hatte. Sie war ihm in diesen Tagen sogar eine Hilfe. Und trotzdem überkam ihn, wenn er sie mit dem Gewehr im Schützengraben sah, jedes Mal Unmut: Wollte sie sich nicht ums Essen kümmern?
    »Ist alles schon vorbereitet, Compañero.«
    Tatsächlich machten das schmackhafte, warme Essen, der Kaffee und auch der Brandy den Milizionären nach den harten Gefechten Mut.
    Trotzdem blickte sich Antonio bei einem Angriff immer wieder nach Mika um, als müsste er auf sie aufpassen, verflucht war das, eben weil sie eine Frau ist, mit meiner Mutter oder meiner Schwester würde es mir auch so gehen, sagte er zu Kommandant Ortega neben anderen Meldungen von der Front. Irgendwer muss sie doch davon überzeugen können, dass sie in der Küche bleibt.
    Das ironische Lächeln des Kommandanten gefällt ihm nicht: Keine Sorge, Guerrero, Mika Etchebéhère ist nicht Ihre Mutter und auch nicht Ihre Schwester, Sie können ihr vertrauen, sogar auf sie setzen, und vielleicht – Ortega macht eine Pause und senkt die Stimme, als wollte er ihm ein

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