Die Capitana - Roman
Weile, wenn sie genug Geld verdient haben und es Hipólito gesundheitlich bessergeht – das wird sie möglichst nebenbei fallen lassen –, werden sie herumreisen. Sie werden mit ihrer ambulanten Praxis von Ort zu Ort ziehen und im gesamten Streikgebiet Nachforschungen anstellen.
Hipólito bewegt sich im Bett, er blinzelt, macht gleich die Augen auf. Sie hofft so sehr, dass er einsichtig ist, zu Kräften kommt, gesund wird.
Zähne richten und die Welt richten, ein guter Plan, witzelte Alfonsina, und alle lachten.
Eine ausgezeichnete Idee, meinte Genosse Austillo, diese Arbeit kann für die Organisationen der Landarbeiter grundlegend sein, schwärmte Angélica Mendoza auf der Versammlung des PCO . Nicht ein Wort über die Krankheit, aber unter ihnen war Pepe Poletti, der Arzt, und ohne Zweifel ging der ungeteilte Zuspruch, der Hipólitos und Mikas Patagonienreise bei allen fand, auf seinen Rat zurück.
Es war wichtig, auf die Unterstützung der Freunde zählen zu können.
Salvadora fand einen Vorwand: Sie will für ein paar Tage alles hinter sich lassen, willst du nicht im Auto nach Rosario mitkommen, Mika? Auf diese Weise konnte sie sich von ihren Eltern und ihrer Schwester verabschieden, wer weiß, wann sie sich wiedersehen würden.
Auch Hipólito verabschiedete sich von seiner Mutter und seinen Geschwistern.
Mit dem Geld, das Carolina, Pancho Piñeiros Tante, ihnen lieh, kauften sie in Buenos Aires eine moderne, hochwertige Zahnarztausstattung. Und es war immer noch genug übrig, um eine Zeitlang ohne Sorgen leben zu können, bis sie sich im Süden niedergelassen hätten und arbeiten könnten. In Carolina hatten sie eine echte Freundin. Und dann Pepe und Salvadora und Alfonsina und die ganzen Genossen, die ihnen gut zuredeten und halfen, rasch alle Vorbereitungen zu treffen und auf das Schiff Pampa zu steigen, das sie in diese ferne Gegend bringen würde.
Mehrere Tage nur Meer und Himmel, Träume und Pläne, die notwendige Ruhe, damit Hipólito Kräfte sammeln konnte für die nächste Etappe. Er war sehr schwach, und Mika wollte jede Last von ihm nehmen.
Ich hatte nur einen Wunsch, dass Hipólito gesund würde. Geheilt für immer. Als seine Gesichtsfarbe rosig wurde, er an Gewicht zunahm, sein Husten sich beruhigte, lebten wir auf.
Das war in San Antonio Oeste in der Provinz Río Negro, in einem kleinen, vom Wind geschüttelten Häuschen am Meer. Wir hatten Glück gehabt, noch am Abend unserer Ankunft hatte man es uns angeboten, als wir in der Gaststätte, in die wir zum Essen eingekehrt waren, erzählten, dass wir Zahnärzte waren. Einer der beiden Ärzte des Orts war fortgezogen, und wir würden ihn ersetzen. Der Hausbesitzer nahm eine vernünftige Miete, wir richteten bei dem Arzt unseren Behandlungsraum ein und wurden nach und nach in der Gegend bekannt.
Die Arbeit, die Gespräche mit den Patienten, alle Zeit der Welt zum Lesen, lange Strandspaziergänge, ausgiebige Stunden für Liebe und Schlaf. Der Hund Teo, eine wilde, groß geratene Promenadenmischung, wurde unser unzertrennlicher Begleiter. Das Leben ein breiter, ruhiger Fluss, und Hipólitos Zustand von Tag zu Tag besser.
Wir studierten eingehend die Notizen, die ich mir in Buenos Aires gemacht hatte, aber noch waren wir weit entfernt vom Schauplatz dieses großen Streiks der Schafhirten, dem wir auf den Grund gehen wollten.
Nach einem Jahr und drei Monaten Arbeit – mit einer Berufsausbildung kam man damals und in dieser Gegend schnell zu Geld – hatten wir genügend gespart, um die Reise fortsetzen zu können. Wir kauften uns einen schon etwas klapprigen Lieferwagen, der erstaunlich viel mitmachte, als hätte unser Traum ihn angesteckt. Mit an Bord nahmen wir Teo, unsere Ausrüstung und unsere Begeisterung, die uns bis nach Ushuaia bringen sollte.
Unser erstes Ziel war Esquel, der ideale Ort für eine Arztpraxis. Da war der glitzernde See, der Lago Futalaufquen, und die magischen Wälder mit unglaublichen Bäumen. Nie zuvor hatte mich die Natur so überwältigt wie dort. Schon beim allerersten Mal – wir kamen noch einmal dorthin –, fiel es mir schwer, wieder wegzugehen. Doch unser Ziel war ein anderes, und nach ein paar Monaten zogen wir weiter.
Ich weiß nicht, ob unsere Jahre in Patagonien die glücklichsten waren, jeder Lebensabschnitt hat sein eigenes Gesicht, die erste Zeit in Paris war wunderbar, dann das Berlin in Aufruhr, dieses starke Gemeinschaftsgefühl, doch ich glaube sagen zu können, dass eine solch unbeschwerte
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