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Die Capitana - Roman

Die Capitana - Roman

Titel: Die Capitana - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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achtzehn Verwundete.
    Schrecklich, die vielen Toten, doch die Verluste sind nicht groß, wenn man bedenkt, dass sie gegen eine professionelle Armee kämpfen, die viel besser ausgestattet ist. Hauptmann Guerrero, Sie können auf die Entschlossenheit Ihrer Milizionäre stolz sein, hat ihm Oberstleutnant Ortega am Morgen gesagt.
    Trotzdem ist Antonio an diesem Nachmittag müde, schlechter Laune, es zerrt ihm an den Nerven, dass der Feind so auffällig ruhig ist, nicht mehr angreift. Zudem wird er die Bilder nicht los, immer wieder drängen sie sich ihm auf, Mika, wie sie in ihrer Kuhle schläft, Mika lächelnd: Heute haben wir es den Faschistenschweinen gezeigt, Antonio, du bist ein großartiger Anführer, ihre großen Augen, als sie ihm zuhörte, wie er aus seinem Dorf erzählte.
    Antonio verscheucht sie wie Fliegen im Sommer, aber das Bild von gestern Abend in der Küche am Feuer kehrt immer wieder zurück. Mika zog sich die Lederjacke aus, und auch noch die dicke Wolljacke, sie trug nur noch dieses dünne Hemdchen, und Antonio konnte das Darunter ahnen. Als hätte sie seine Gedanken gelesen, wurde ihr Lächeln weich, ihre Wangen erhitzt, ein Sturm erfasste seinen Körper, und um sich nicht Mika anzunähern, eilte er in großen Schritten aus der Küche. Er würde einen großen Bogen um sie machen, er durfte sich das nicht erlauben, beschloss er, sie würde es auch nicht zulassen. Obwohl, da war dieses Funkeln in ihren Augen. Nein, das bildet er sich alles nur ein.
    Ihm kommt ein Gespräch in den Sinn, das er am ersten Tag mitgehört hat. Ein Milizionär, der mit Antonio aus Badajoz gekommen war, fragte einen, der mit Mika in Sigüenza gewesen war: Und ihr habt in einem Zimmer geschlafen, alle zusammen?
    »Ja, und wenn es nicht anders ging, sogar auf demselben Strohsack.«
    »Und keiner hat Anstalten gemacht …? Du weißt schon.«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Ob keiner sie gevögelt hat.«
    »Was sagst du da, du Schwein, wie kannst du es wagen.«
    »Sie ist ein Weibchen, mein Guter, oder ist Mika etwa keine Frau?«
    »Nein, ja, natürlich ist sie eine Frau, aber wie deine Mutter, deine Schwester, oder wie meine Mutter oder Schwester, rein, züchtig, wie kommst du darauf, dass … Mika ist keine Frau wie alle anderen.«
    Der Mann hob die Schultern und bohrte nicht weiter nach.
    Offenbar sehen das alle Milizionäre so, die mit ihr gekommen sind – und mittlerweile auch schon die, die in Moncloa hinzugestoßen sind –, sie haben sie auf ein Podest gestellt, als wäre sie nicht Mann, nicht Frau, aber Antonio macht da nicht mit, von wegen Mutter oder Schwester, Mika ist eine Frau, ganz und gar. Sie ist besonders, das muss er zugeben, er kann mit ihr reden wie mit einem Mann, es hat ihn schon manches Mal bestärkt, seine Entscheidungen mit Mika zu besprechen, ihren Rat zu hören, aber das bewahrt ihn nicht davor, dass sein Körper vor Begehren schmerzt. Und das verstört ihn. Ausgerechnet jetzt, in dieser schwierigen Lage.
    Antonio Guerrero geht von einer Seite zur anderen, um alles zu kontrollieren. Die Waffenruhe, die nun schon so viele Stunden andauert, ist ihm verdächtig, bestimmt bereiten die Faschisten für morgen einen gewaltigen Angriff vor, vielleicht auch schon für heute. So leicht seine Männer während der Angriffe zu führen waren, seltsamerweise entgleiten sie ihm in den Stunden des Stillstands. Wer nicht Zigaretten kaufen gehen will, bittet um Erlaubnis, irgendeine kranke Tante besuchen gehen zu dürfen, oder, und das ist die Höhe, er geht einfach weg, ohne sich abzumelden, wie Juan Luis, der gerade zurückgekommen ist: Wo warst du?, stellt er ihn wutschnaubend zur Rede.
    »Ich habe nicht Bescheid gesagt, weil ich gleich wieder zurück sein wollte, aber dann habe ich mit diesen Mädchen geplaudert und mir ist die Zeit davongelaufen.«
    »Was glaubt ihr eigentlich, wo ihr seid«, kreischt Antonio, »auf einer Sonntagskirmes in eurem Dorf?«
    Ay, Maricruz, Maricruz!, maravilla de mujé – das Volkslied ertönt ein paar Meter weiter und unterstreicht Antonios Worte.
    »Es tut mir leid«, entschuldigt sich Juan Luis. »Es wird nicht wieder vorkommen.«
    Ay, Maricruz, Maricruz!, du wunderbares Weib , singen sie immer weiter, Antonio kann nicht von ihnen verlangen, dass sie aufhören, und als ich dir das schwor, gabst du mir auf den Mund einen Kuss, der mir noch immer auf den Lippen brennt, Maricruz . Er muss sich beruhigen, darf vor seinen Männern nicht die Fassung verlieren. Ay, Maricruz,

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