Die Capitana - Roman
Gesicht nass zu machen.
»Willst du einen Kaffee?«, fragte Bernardo sie.
»Nein, Cognac.«
Aber sie konnte doch nicht sitzen bleiben, während die anderen in den Schützengräben waren. Sie stand auf und ging in der Küche herum. Die Schokolade, die sie an ihrem ersten Abend in Moncloa geschenkt bekommen hatten, hatte sie ganz vergessen. Das war es, was sie brauchte: eine Aufgabe. Nichts war besser, um die Erstickungssymptome zu lindern. Und es war die perfekte Ausrede, um sich zu den Milizionären zu gesellen und sie aufzumuntern.
»Hilf mir, sie in Stücke zu schneiden«, bat sie Bernardo.
Die füllten sie in einen großen Sack, den sie sich über die Schulter hängte. Den Karabiner am Gurt.
Unter ihrer Maske aus Staub und Ruß lächelten die Männer weniger aus Freude über die Schokolade als darüber, dass du am Leben warst, Mika.
Du warst überrascht über die Herzlichkeit, mit der sie dich begrüßten, selbst die, die du weniger kanntest, alle schienen mitbekommen zu haben, was mit dir passiert war, und froh zu sein, dass du gerettet warst: Was für ein Glück, wie schön, dich zu sehen, du hast aber eine Standkraft, Frau, nach dem, was dir passiert ist, gleich wieder im Einsatz zu sein.
War es damals? Hat dir die Zuneigung deiner Milizionäre die notwendige Sicherheit gegeben, um eine Führungsposition einzunehmen? Denn das passierte noch in dieser Schlacht.
Gut. Die Sprengmeister treffen gezielt die Granatenwerfer, mit denen die Faschisten ihre Stellung bedrängen. Antonio wundert sich nicht, als er Mika im Schützengraben sieht. Nichts und niemand kann diese Frau aufhalten. Vorhin hat sie ihn mit einem Stück Schokolade an der Brustwehr überrascht.
»Danke«, sagt er verwirrt.
»Ich danke dir, Antonio, du hast mir das Leben gerettet.«
Was sieht Antonio zuerst, ihr offenherziges Lächeln oder den Feuerschein einer Bombe?
»Zu Boden«, gibt er schreiend Befehl, während er Mikas Hand packt und sie nach unten zerrt. In den Graben mit ihr. Und kräftig, laut: Nicht bewegen, nicht schießen. Nur die Sprengmeister.
Antonio lässt sich neben Mika in den Schützengraben hinunter. Die Maschinengewehre knattern, feuern ohne Unterlass.
»Ich weiß schon, dass du keine Angst hast, trotzdem, ich bin hier, neben dir, und beschütze dich.«
Was Mika sagt, kann er nicht mehr hören, ein Splitter schlägt in seinem Rücken ein. Haben sie ihn getötet? Ist es so weit? Ach was, nur eine kleine Verletzung.
Eine Trage, hört er ihre Stimme, das wird schon wieder, Antonio, und ihre Hände halten seine Arme, während sie ihn hinlegen, als wollte sie ihm helfen zu scheiden. In ihm ein gewaltiges warmes Loch, er will ihr sagen, wie leid es ihm tut, sie in diesen Wirren allein zu lassen, aber er kann nicht, etwas zieht ihm schrecklich in der Brust.
»Wir kümmern uns schon darum, sie zurückzuschlagen«, flüstert Mika ihm ahnungsvoll zu. Und dann drückt sie ihm flüchtig einen Kuss auf die Wange, der wunderbar schmeckt.
Sie tragen ihn weg. Mit weit geöffneten Augen sieht Antonio, wie der Himmel abermals Feuer fängt. Er ist sich sicher, dass sie standhalten werden. Und dass er gut daran getan hat, seine Gefühle zu zeigen.
Mika erhielt ein Schreiben, eine Botschaft von der Kommandostelle: »Haltet bis zum Ende durch, alles Gute.«
Es geschah stillschweigend, niemand hatte dich zur Adjutantin von Antonio Guerrero ernannt, niemand hatte zu dir gesagt, du solltest ihn ersetzen, doch die Milizionäre haben auf deine Befehle gewartet. Und du hast sie gegeben. »Irgendwer muss im Krieg die Befehle erteilen, und ich tat es«, hast du vierzig Jahre später der Journalistin Esther Ferrer gesagt.
Du hattest Angst, trotz deiner Unerschrockenheit, für die die anderen dich so bewunderten, hat die Angst dich nie losgelassen. Aber du hast dich der Situation gestellt. War es damals, Mika? Als du, auf allen Vieren durch die Schützengräben kriechend, den Milizionären Mut gemacht hast, die Munition überprüft hast, mit den Lauschern gesprochen hast, um Vorsicht gebeten hast und den Sprengmeistern dennoch Schnaps gebracht hast, weil du dir eines in den Kopf gesetzt hattest: Um jeden Preis standzuhalten. Haben diese Stunden dich zur Capitana gemacht?
Fünf Panzer gegen veraltete Gewehre, selbstgebaute, mit einer Zigarette angezündete Bomben und gegen eine einzige Kanone. Vier weitere Stunden führten sie diesen beinharten und ungleichen Kampf, als am Himmel die unheilvollen schwarzen Dreiecke auftauchten.
»Alle auf
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