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Die Capitana - Roman

Die Capitana - Roman

Titel: Die Capitana - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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er ihr die Hand:
    »Guten Tag, Compañera. Ich kann nur hoffen, ich werde nie in Ihrer Gegenwart schlafen, wenn die Revolution von mir verlangt, wach zu sein.«
    Das Lachen, in das alle einstimmten, kaum hatte Mika ihnen seine Worte übersetzt, entspannte die Lage.
    Juan Laborda schlug vor, sich gemeinsam die Pläne anzusehen, die er ausgearbeitet hatte.
    Doch es war nicht klug, länger im Bahnhof zu bleiben. Emma hatte sie gewarnt: Ihre Milizionäre sahen es nicht gern, wenn Mika zu lange wegblieb.
    Also lud sie Juan, den Marseiller und Baquero ins Haus des POUM ein.
    »Wir bekommen dort einen ordentlichen Kaffee, können uns die Karte ansehen und die Extremadurer gleich mit einbeziehen.«
    Mika fühlte sich wohl bei diesen Männern, die für dieselbe Sache kämpften wie sie. Warmes Essen, Cognac, Zigaretten. Wie weit weg waren diese Tage zu Anfang des Krieges, als sie darauf gedrängt hatte, den Alkohol zu verbieten, als der helle Tabak, den man ihr angeboten hatte, sie zum Husten gebracht hatte. Es war ein anderes Leben, auch wenn seitdem kaum drei Monate vergangen waren. Selbstverständlich nahm sie von dem Marseiller schwarzen Tabak an und trank seinen Cognac.
    Sie fühlte sich wohl im Haus des POUM , hier war sie geschützt, und sie schützte ihre Männer.
    Dieser neue Franzose gefällt mir, ein Baum von einem Mann, mit dieser Schaffellweste, die ihm zwei Nummern zu klein ist, und dieser Kappe, die ihm halb in der Stirn sitzt. Und dieses lustige Spanisch, alles gedehnt. Mach den Mund auf, Compañero, habe ich zu ihm gesagt, du redest, als hättest du eine Kartoffel im Mund, so versteht dich keiner. Anselmo hat mich zurechtgewiesen, mich einen Frechdachs geschimpft, aber der Marseiller ist vor Lachen fast geplatzt. Und die Chefin war auch nicht zum Schimpfen aufgelegt, denn das Lachen des Riesen hatte sie angesteckt.
    Dann hat uns der fesche Juan Laborda ein paar Pläne gezeigt. Er weiß alles über den Krieg, er ist so klug, und so nett. Ich mag ihn sehr. Mit solchen Mitstreitern – ich sage eigens nicht Compañeros, weil Juan und der Marseiller nicht zum POUM gehören – können wir nicht verlieren. Und dann sind da noch wir und unsere Chefin. Ist es nicht ein besonderer Luxus, eine Chefin zu haben?
    Zum Glück hat Mika auf mich gehört, und sie sind für ihre Besprechung zu uns ins Haus gekommen. Die Milizionäre waren beruhigt, als sie sie im Beisein der Männer vom Bahnhof nach ihrer Meinung gefragt hat.
    Eifersucht. Wer hätte das gedacht. Sie ist also für ihre Milizionäre am Ende doch eine Frau, denkt sie und ist überrascht und auch geschmeichelt. Eine Frau, der es strikt verboten ist, intime Beziehungen mit anderen Männern einzugehen. Und mit einem von ihnen erst recht nicht. Sie muss auf die Gefühle ihrer Milizionäre Rücksicht nehmen und sich entsprechend verhalten, so albern sie das finden mag.
    War es damals, als du begriffen hast, dass es mit Verstehen nicht getan war, sondern dass du akzeptieren musstest, was dieses komplizierte Verhältnis von dir verlangte?
    So ganz daneben liegen die Milizionäre auch nicht mit ihrem dumpfen Gefühl, muss Mika zugeben, in Wahrheit zieht sie die Männer am Bahnhof vor, gediente, ausgebildete Kämpfer, die die Dinge hinterfragen und diskutieren, so wie sie. Sie ähneln eher den Leuten, in deren Kreisen sie sich zeit ihres Lebens bewegt hat. Und ihr kommen Pancho Piñero und Angélica Mendoza in den Sinn, Marguerite und Alfred Rosmer, René Lefeuvre, Kurt und Katja Landau, Juan und María Teresa Andrade. Die Diskussionen, in denen sie die Probleme der Welt gelöst haben.
    Nichts außer diesem Krieg verbindet sie mit diesen wortkargen, ungehobelten Bauern, mit denen sie das Haus teilt. Aber sie kämpfen gemeinsam in diesem Krieg, und sie will sie verstehen, sie will – besser, es nicht leugnen – von ihnen akzeptiert, ja geliebt werden.
    Mika schüttelt den Kopf, als könnte sie sich damit aller Schwierigkeiten entledigen. Für solche Grübeleien hat sie keine Zeit, schon gar nicht jetzt.
    Sie muss entscheiden, wie sie sich verhalten soll, wenn man sie tatsächlich in die Kathedrale schicken will. Die Kathedrale ist unser Ruhmesblatt, hat der Kommandant zu ihnen gesagt.
    Sie versteht, dass die Republik ihre symbolträchtige Bastion braucht, wie es der Alcázar von Toledo für die Faschisten ist, aber das gefällt ihr nicht, sie sieht nicht ein, dass man sie zum heldenhaften Widerstand in der Kathedrale zwingt, und sie ist auch nicht der Meinung von

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