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Die Cassini-Division

Die Cassini-Division

Titel: Die Cassini-Division Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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ihm zu verbergen, und dann
wäre er sicherlich nicht erfreut darüber, dass man ihn
hintergangen hatte.
    Malley klappte den Mund auf und wieder zu. Er schluckte
mühsam, dann ergriff er das Wort.
    »Das ist doch nicht Ihr Ernst«, sagte er.
»Wollen Sie tatsächlich die neuen Jupiteraner mit
Kometen bombardieren?«
    »Allerdings«, sagte ich. »Genau das haben
wir vor. Als die neue Entwicklung eintrat, brachten wir die Dinge
draußen im Kuiper-Gürtel buchstäblich in
Bewegung. Es war eine Menge Arbeit vonnöten, jetzt aber ist
alles bereit. Wir haben mehrere große Kometen auf den Weg
gebracht, die in weniger als drei Wochen den Planeten erreichen
werden. Im letzten Moment versetzen wir ihnen einen Stoß,
sodass es mehrere Kollisionen rund um den Planeten geben wird. Es
müsste funktionieren – die neuen Jupiteraner wirken
verletzlicher als das, was die Gebilde hervorgebracht hat. Die
Blasen, die man auf den Fotos sieht, sind Blasen in der
Atmosphäre. Ihre Technik scheint überwiegend auf der
Manipulation elektrischer Felder sowie auf Gasströmungen und
chemischen Reaktionen in großem Maßstab zu beruhen.
Wir werden mehrere schnelle, schwere Kometenkerne in die
Jupiteratmosphäre lenken, die eine Energie entwickeln
werden, wie es eine Million Atomkriege nicht vermöchten.
Damit werden wir sie ein für allemal
auslöschen.«
    »Aber wir wissen doch nicht einmal, ob sie uns feindlich
gesonnen sind«, wandte Suze ein. »Habt ihr schon
versucht, Kontakt mit ihnen aufzunehmen?«
    »Selbstverständlich nicht«, erwiderte Yeng.
»Sie verbreiten immer noch die gleichen Viren wie
früher. Wenn wir sie von uns aus anfunken würden, wer
weiß, ob sie uns dann nicht noch zerstörerischere
Viren zurücksenden würden?«
    »Es muss doch möglich sein, Sicherungen
einzubauen«, sagte Malley. Er kaute auf dem Mundstück
der kalten Pfeife herum. »Mir scheint das keine
Rechtfertigung zu sein.«
    »Sie sind in der Lage, uns zu verdrängen«,
meinte Tony. »Zumindest scheint dies wahrscheinlich. Sie
stellen allein durch ihr Vorhandensein eine Bedrohung für
uns dar. Reicht das als Rechtfertigung nicht aus?«
    Suze und Malley schüttelten einhellig den Kopf.
»Was ihr da vorhabt, ist nicht richtig«, sagte Suze.
»Wir könnten von ihnen lernen. Wir könnten sie
dazu bringen, die Virenübertragungen einzustellen.
Vielleicht können sie uns ja gar nichts anhaben.
Womöglich wissen sie nicht einmal, dass es uns
gibt!«
    »Machen wir’s lieber nach unserer Methode«,
sagte Andrea. »Dann können sie sich gar nicht erst
wehren.«
    Wir mussten alle lachen, Suze und Malley ausgenommen.
    »Was ist mit der Moral?«, fragte Malley.
    Die meisten von uns zuckten die Achseln oder lächelten
bloß. Yeng runzelte die Stirn. »Moral?«,
wiederholte sie unsicher. »Was ist denn das?«
    Einige von uns lächelten; Malley lachte laut heraus.
    »Das ist eine Ideologie«, erklärte Suze.
»Früher glaubten die Menschen, es gebe eine
überaus mächtige Intelligenz, die das Universum
beherrsche und ihnen sage, was sie zu tun hätten.
Später fanden sie heraus, dass es keine solche Intelligenz
gibt, doch anschließend glaubten sie etwa ein Jahrhundert
lang, das Universum sage ihnen, was sie zu tun
hätten. Einige zweifelten zwar daran, waren aber
überzeugt, die Menschen würden anfangen, sich
gegenseitig zu vergewaltigen und umzubringen, wenn sie nicht
daran glaubten.« Sie schnitt eine Grimasse. »Ich habe
nie begriffen, wie sie darauf kamen, denn es kam trotzdem
ständig zu Vergewaltigungen und Morden. Die meisten Menschen
nahmen deshalb davon Abstand, weil sie es nicht wollten oder weil
sie die Folgen fürchteten. Inzwischen wissen wir, dass wir
Menschen an üblem Tun hindern und dafür sorgen
müssen, dass sie nicht ungestraft davonkommen. Deshalb gibt
es ja die Union!«, rief sie triumphierend und ein wenig
atemlos aus; offenbar freute es sie, dass sie ihre abgehobenen
Studien einmal nutzbringend anwenden konnte.
    »Okay«, sagte Yeng, »das verstehe ich. Das
glaubten die Menschen also, bevor sie in den Besitz des wahren
Wissens gelangten?«
    »Genau!«, sagte ich. »So ist es. Nun, Sam,
was meinen Sie?«
    Malley funkelte mich an. Dann entspannte er sich und zuckte
die Achseln.
    »Also gut«, sagte er. »Wenn Sie das so sehen
wollen, bitte sehr. Ich glaube, diese ganze
Dein-Wille-ist-Gesetz-Quatsch ist ebenso teuflisch wie der
Mensch, der sie erfunden hat, aber lassen wir’s

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