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Die Cassini-Division

Die Cassini-Division

Titel: Die Cassini-Division Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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die auf dem Jupiter
erzeugt werden, stellen unbestreitbar eine Bedrohung
dar.«
    Ich nickte heftig. »Ja… weshalb die Kommunikation
für uns so mühsam ist und unsere wichtigsten Computer
solch klobige Monster sind und bis zum Nanomaßstab hinunter
mechanisch arbeiten. Aber das ist nur ein Aspekt. Bisweilen
versucht man auch, Objekte aus der Atmosphäre
hinauszubefördern. Diese Versuche haben mit der Zeit
zugenommen. Und da kommen wir ins Spiel.«
    Es folgte ein Werbe-Video der Cassini-Division, eine
Demonstration der ständigen Wachsamkeit der Orbitalflotte,
die außerhalb der Jupiteratmosphäre patrouillierte und
alles auslöschte, was in die falsche Richtung unterwegs und
größer war als ein Sandkorn. Außerdem wurde die
Bewachung am Tor gezeigt. Eine Stimme aus dem Off erklärte,
dies sei keine Zeitverschwendung, da wir auch die von der Sonde
ausgesendeten Daten auffingen, die unser Wissen um die ferne
Zukunft des Universums ständig vertieften. Malley und ich
lächelten skeptisch.
    Ich hielt das Video an. »Dies alles ist mittlerweile
leider veraltet«, sagte ich. »Denn es ist etwas
Unvorhergesehenes geschehen.« Ich markierte die Stelle
für den Fall, dass ich später noch einmal darauf
zurückkommen wollte, und startete einen neuen Film.
    »Diese Bilder sind erst ein paar Monate alt«,
sagte ich. »Wir haben sie noch nicht…
äh… freigegeben.«
    Die riesigen Gebilde starben, wie schon mehrere Dutzend Male
zuvor. Als sie sich wieder erneuerten, tauchten innerhalb der
Gebilde Ansammlungen von Blasen auf, die sich pulsierend
entfalteten und anschließend wieder schrumpften. Jedes Mal,
wenn sie wieder auftauchten, hatten sich die Cluster ausgebreitet
und vermehrt, vernetzt durch lange und (in diesem Maßstab)
dünne schwarze Linien. Als ich die Vergrößerung
so weit wie möglich hochfuhr, konnte man innerhalb dieser
schwarzen Linien dunkle Formen ausmachen, die sich in beide
Richtungen bewegten.
    »Oh, Scheiße«, sagte Malley.
    »Genau«, meinte ich und ließ die
Überflug-Scans ablaufen. »Es sieht ganz so aus, als
handelte es sich um eine stabile, organisierte Lebensform, die
über Habitate, HighTech und Transportmittel verfügt.
Bislang liegen uns noch keine besseren Aufnahmen vor. Bedeutsam
ist auch, dass zwischen diesen Clustern mittels Richtfunk
Nachrichten ausgetauscht werden. Wir haben sie noch nicht
entschlüsselt, doch offenbar handelt es sich um
Lebensäußerungen intelligenter Wesen. Es scheint so,
als hätten die Jupiteraner sich aus der Sackgasse der
ererbten virtuellen Realitäten befreit und eine neue Spezies
hervorgebracht. Sie entwickeln und verändern sich mit hohem
Tempo – wir haben Flugbewegungen in der Atmosphäre
ausgemacht, und die Geschwindigkeit und Häufigkeit dieser
Flugbewegungen nimmt von Woche zu Woche zu.«
    »Wow!«, machte Suze. »Aliens!«
    »Nein«, widersprach ich. »Das ist eine
posthumane – oder übermenschliche, postsinguläre
Lebensform, die uns so überlegen sein mag wie wir den
Ameisen. Oder aber es könnte schon sehr bald dazu
kommen.«
    Ich blickte in die Runde. Malley und Suze wirkten erstaunt,
aber nicht besorgt; meine Besatzung war geeint in grimmiger
Entschlossenheit.
    »Seid ihr deshalb so erpicht darauf, durchs Wurmloch zu
fliegen?«, fragte Suze. »Damit wir… damit ihr
für den Notfall einen Fluchtweg habt?«
    »Das ist mit ein Grund«, räumte ich ein.
»Teilweise ist es so, wie ich schon sagte – wir
wissen nicht, was auf der anderen Seite vorgeht. Sollte
sich dort etwas Ähnliches tun wie hier, wollen wir es
wissen.«
    »Es gibt da noch etwas«, meinte Boris.
»Etwas, das Sie wissen sollten.« Er nickte mir zu;
ich ließ das Werbevideo an der Stelle weiterlaufen, wo ich
zuvor unterbrochen hatte. Nun sah man unsere Expeditionen in den
Kuiper-Gürtel, wo wir mit Lasern und taktischen Atomwaffen
Kometen zum inneren Sonnensystem ablenkten, worauf sie um den
Jupiter herumschwenkten und dann zum Mars und zum
Asteroidengürtel weiterflogen.
    Ich stoppte das Video und schaltete die Beleuchtung wieder
ein. Wir lehnten uns alle zurück und blickten Malley und
Suze an. Ich glaube, die anderen waren ebenso angespannt wie ich;
während des Flugs zur Erde waren wir nach langen
Diskussionen zu dem Schluss gelangt, dass Malley (oder Wilde,
falls wir ihn an Bord bekamen) die ganze Wahrheit erfahren
sollte, denn sobald wir das Wurmloch-Problem angingen, würde
es unmöglich sein, sie vor

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