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Die Cassini-Division

Die Cassini-Division

Titel: Die Cassini-Division Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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das die
Jupiteraner beliebig variieren können.« Sie
lächelte. »Sie wirken… experimentierfreudig,
geradezu verspielt…«
    »Jovial!«, schlug jemand vor.
    »Es scheint so«, sagte Tatsuro ernsthaft,
»als wiesen sie ein gewisses Maß an Gemeinsamkeiten
mit uns auf, das den früheren Außenweltlern mit ihrer
amöbenhaften Gestalt abging. Ihre Reaktionszeiten lassen
erkennen, dass sie noch immer ›Schnelldenker‹ sind,
doch ihr Äußeres ist… ansprechender,
außerdem scheint es sich um deutlich voneinander
abgegrenzte Individuen zu handeln. Ich muss sagen, dass man auf
diese Wesen ganz anders reagiert als auf die Makros, die eher
Entsetzen und Hass ausgelöst haben.« Er schwenkte die
Hand durch ein virtuelles Bild, das er allein sah, worauf eine
Bildfolge dieser wunderschönen, leuchtenden Erscheinungen
angezeigt wurde. »Wenn die Leute sie zu Gesicht bekommen,
werden sie weniger geneigt sein, sie zu vernichten, als wir es
sind – oder waren.«
    Die Mitglieder des Kommandokomitees nickten ernst und
streichelten ihre bärtigen oder bartlosen Kinns wie
Bauernräte, die dem Vortrag eines Intellektuellen lauschten.
Ich funkelte sie erbost an, erstaunt darüber, dass sie so
leicht schwankend wurden.
    »Begreift ihr denn nicht, was hier vorgeht?«,
sagte ich. »Genau das ist das Bewusstseinsvirus, das
Killer-Mem. Die Schnelldenker haben sich lediglich an eine
Umgebung angepasst, in der es Menschen gibt, die einstweilen noch
über größere Macht verfügen als sie selbst.
Ihre Schönheit ist ein kalkulierter Köder, der unser
ästhetisches Empfinden ansprechen soll. Die Botschaft und
dieses Schauspiel waren ihre erste Verteidigungslinie. Und die
müssen wir durchbrechen, sonst sind wir verloren.«

 
7
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Unter der Knute
     
     
    DAMIT FING DER STREIT AN. Die anderen KK-Mitglieder wussten
ebenso gut wie ich, dass das Leben ein Kampf und Schönheit
eine Waffe ist: ein Instrument des Überlebens, so wie das
Weinen eines Säuglings oder das Lächeln eines Kindes.
Sie wussten, dass die aufgefangene Botschaft auch von einem
Flatliner stammen konnte – und das galt überhaupt
für jegliche Form der Verständigung. Sie
wussten… aber weshalb fortfahren? Sie besaßen das
wahre Wissen.
    Deshalb fällt es mir noch immer schwer, die nachfolgenden
Entscheidungen des Kommandokomitees im Nachhinein zu
entschuldigen oder sie auch nur zu verstehen. Über jede
Entscheidung wurde abgestimmt, und der Beschluss wurde jeweils
mit zwölf gegen zwei Stimmen gefasst (dagegen stimmten ich
und Joe Lutterloh, unser Funkspezialist). Das Komitee beschloss,
sämtliche Aufnahmen der Jupiteraner sowie die übrigen
von den Sonden erhobenen Daten für sämtliche
Divisionsangehörigen freizugeben, eine direkte
Kontaktaufnahme mittels einer (durch starke Firewalls
geschützten) Funkverbindung vorzubereiten und mit der
Vertreterin des Solaren Rats, die in drei Tagen eintreffen
sollte, in jeder Beziehung zu kooperieren. Es blieb noch Zeit
genug, die sich nähernden Kometen des Kuiper-Gürtels
abzulenken – jeder von ihnen war mit Steuerraketen
ausgestattet, und bis wenige Minuten vor dem kritischen Punkt war
lediglich ein kurzer Triebwerksstoß nötig, um sie aus
der normalerweise harmlosen Umlaufbahn um den Jupiter ausscheren
zu lassen.
    Tatsuro gewann die meisten Komiteeangehörigen mit dem
Argument für sich, es gäbe bei der von ihm
vorgeschlagenen Vorgehensweise nichts zu verlieren, aber
möglicherweise viel zu gewinnen. Ursprünglich hatte die
Division vorgehabt, den Rest der Union vor vollendete Tatsachen
zu stellen und die Jupiteraner ohne Vorwarnung anzugreifen
– allerdings war uns bewusst, dass sich später daraus
Probleme ergeben könnten. Jetzt wollten wir die Union in die
Entscheidung mit einbeziehen. Falls sich herausstellte, dass eine
Koexistenz mit den Jupiteranern unmöglich war – oder
falls dagegen gestimmt wurde –, bliebe diesen ohnehin keine
Zeit mehr zu reagieren, wenn wir mit dem Bombardement
begönnen. Aus der Perspektive der Jupiteraner waren die sich
nähernden Kometen so lange, bis die letzte Kurskorrektur
vorgenommen wurde, nicht bedrohlicher als unser normaler
Importverkehr.
    Ich war der Ansicht, dies seien eine Menge Annahmen, und sagte
dies auch. Mit meinem Vorschlag, erst zu verhandeln, um Malley
zur Zusammenarbeit zu bewegen, hatte ich bei den anderen
Komiteemitgliedern bedauerlicherweise alle verdrängten
Zweifel und Bedenken neu

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