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Die Cassini-Division

Die Cassini-Division

Titel: Die Cassini-Division Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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denn stattfinden, ist kein Hinderungsgrund. Sollte es zu
Verhandlungen kommen, können wir sie vor dem Zusammenprall
abschließen oder diesen im Falle des Erfolgs verhindern.
Wenn es dort unten posthumane Bewusstseine gibt, können wir
davon ausgehen, dass sie schnell denken. Und was die Gefahren
betrifft – wäre diese Unternehmung wirklich
gefährlicher, als direkte Beobachtungen
anzustellen?«
    »Darf ich?«, fragte Yeng. Am Tisch wurde genickt.
»Sie ist gefährlicher, Ellen, denn dabei exponiert man
sich stärker als bei bloßen Beobachtungen und gibt
mehr von sich preis. Jedenfalls habe ich die Firewalls
verstärkt, und diese Anlage« – sie deutete auf
die Terminals im Hintergrund – »ist offenbar dazu
gedacht, eintreffende Informationen zu filtern und sie zu
isolieren.«
    »So ist es«, knurrte Tatsuro.
    »Das sollte eigentlich reichen«, fuhr Yeng fort.
»Trotzdem rate ich für alle Fälle zu einem
Backup.«
    Wir konferierten noch eine weitere Stunde, gelangten
schließlich aber zu einer Übereinkunft. Sobald wir uns
geeinigt hatten – und zwar einstimmig; es brauchte nicht
einmal abgestimmt zu werden –, machten sich die unmittelbar
Betroffenen gleich an die Arbeit, während die Beratung
fortgesetzt wurde.
    Yeng führte das Backup durch – die Ausrüstung
war vorhanden, denn jeder, der das kurze Streichholz zog oder
sich freiwillig meldete, um Nahbeobachtungen durchzuführen,
hätte ein Backup anfertigen lassen müssen. Die Prozedur
dauerte vierzig Minuten und war von Anfang bis Ende
äußerst unangenehm für mich: es beginnt damit,
dass sich ein faserdünnes Gebilde die Nase
hochschlängelt, und endet mit einem Schmerzmittel gegen den
schlimmsten Kopfschmerz, den man sich vorstellen kann, eine
ausgewachsene, mit Übelkeit einhergehende Migräne mit
Donner in den Ohren und schmutziggelben Lichtblitzen, wenn der
Schmerz synästhetisch wird.
    Und dann verblasst der Schmerz und macht dumpfer Erleichterung
Platz. Ich blickte auf den zentimetergroßen, aus
intelligenter Materie bestehenden Würfel in meiner Hand
nieder, in dem meine Seele gespeichert war, bis er mit meinem
Anzug verschmolz und wie bei einem billigen Zaubertrick
verschwand: nichts mehr im Ärmel.
    »Laugt einen ganz schön aus«, bemerkte Yeng
mitfühlend; dann wurde uns der Doppelsinn bewusst, und wir
mussten beide lachen. Ich fühlte mich wieder besser und
erhob mich. Das Kommandokomitee befasste sich mittlerweile mit
dem bevorstehenden Besuch der Vertreterin des Solaren Rats. Wie
in der Division üblich, verstanden es die Beteiligten, sich
auf eine bestimmte Sache zu konzentrieren und die, welche
vorausgehende Entscheidungen umsetzten, in Ruhe arbeiten zu
lassen.
    Während ich mit dem grauenhaften Backup beschäftigt
gewesen war, hatte sich der Monitor zur Seite bewegt, und Malley
beobachtete jetzt darauf das Tor live und aus der Nähe. Die
Umrisse des Tors waren deutlicher als auf den alten
Aufzeichnungen, denn im Laufe von mehreren Jahrzehnten hatten wir
zahlreiche Messinstrumente und Raketen an seinem Rand
stationiert. Die Instrumente dienten der Beobachtung, mit den
Raketen hatten wir seine Position verändert und es nach und
nach aus dem niedrigen Orbit in die gegenwärtige Position
zwischen den Jupitermonden befördert. Das Bild auf dem
Monitor stammte von einer der Kampfstationen, die ständig
Wache hielten.
    Die frühere Position des Bildschirms hatte ein kleinerer
Monitor eingenommen, der vor allem die Überwachungsdaten
hinsichtlich des sich dem Planeten nähernden Sondenschwarms
anzeigte (und weniger die von ihm gesendeten); außerdem
waren da jetzt ein Terminal und ein rundum geschlossener Helm
für das privilegierte Individuum, das sie begleiten
sollte.
    »Ein paar von ihnen habe ich umprogrammiert«,
sagte Yeng. »Das sind standardmäßige Diver
für Gasriesen. Es gibt eine aufgezeichnete Botschaft –
bloß ein Gruß und eine Anfrage –, die du auf
den Frequenzen senden kannst, die die Jupiteraner unserer Ansicht
nach für die Kommunikation benutzen, und einen isolierten
Kern für die Antwort, ganz gleich, wie sie ausfallen
mag.«
    »Woher weiß ich, auf welche Sonden ich mich
konzentrieren soll?«
    »Das werden die Einzigen sein, zu denen du durchkommst.
Keine Angst, es werden so viele sein, dass du gute Chancen hast,
nah heranzukommen.«
    »Okay«, sagte ich und blickte auf den Monitor.
»Fünf Minuten bis zum Eintritt in die Atmosphäre.

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