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Die Catilina Verschwoerung

Die Catilina Verschwoerung

Titel: Die Catilina Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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guten Gewissens einen Mann nennen?« Er redete sich langsam warm, und die anderen hingen an seinen Lippen.
    Ich warf einen Seitenblick auf Aurelia, und auch sie betrachtete ihn voller Bewunderung. Aber da war noch etwas anderes in ihrem Blick. Spott vielleicht?
    »Und welche Männer«, fuhr Catilina fort, »haben jetzt die Führung Roms an sich gerissen? Marcus Tullius Cicero! Ein Rechtsanwalt! Ein Mann, der über keinerlei Eignung für das Amt verfügt außer seiner Fähigkeit, Worte in seinem Sinne zu verdrehen. Und von seiner Sorte gibt es viele. Solche Männer würden es nie über sich bringen, schnelle, harte Entscheidungen ohne Rücksicht auf Verluste zu treffen, wie sie von einem Konsul verlangt werden. Sie glauben nur an Worte, nicht an Taten.«
    »Was für Männer braucht Rom denn dann?« fragte ich.
    »Männer wie Sulla«, sagte Catilina zu meiner Überraschung.
    »Sulla ergriff die Macht, als alles im Chaos zu versinken drohte.
    Er suchte weder die kriecherische Gunst des Pöbels noch den Schutz der Aristokraten. Er säuberte den Senat, nannte auf seinen Listen die Feinde des Staates beim Namen, reformierte die Gerichtsbarkeit, gab uns eine neue Verfassung und verließ, als er fertig war, das Forum als Privatmann, um sich auf sein Landgut zurück zu ziehen und seine Memoiren zu schreiben.
    Das ist die Art Mann, die Rom braucht.«
    An dem, was er sagte, war in der Tat einiges dran, aber er hatte ein paar Einzelheiten ausgelassen, zum Beispiel die Tatsache, daß Sulla das Chaos erst heraufbeschworen hatte, bevor er es bändigte. Außerdem konnte er es sich auch deswegen leisten, sich friedlich zur Ruhe zu setzen, weil er alle seine Feinde entweder umgebracht oder ins Exil getrieben hatte, so daß seine Parteigänger fest im Sattel der Macht saßen.
    Stirnrunzelnd starrte ich in meinen Weinbecher, als ob ich erst nachdächte und dann eine bedeutsame Entscheidung träfe. »Ich glaube«, sagte ich feierlich, »daß ich einem solchen Mann folgen würde. Vor zwanzig Jahren waren die Meteller in vorderster Front unter den Anhängern Sullas. Warum sollte ich heute weniger kühn sein als sie?«
    »Ja, warum?« meinte Catilina. Er schien zufrieden zu sein.
    Jetzt begannen auch die Frauen sich wieder am Gespräch zu beteiligen. Von der Macht und den Kabalen, die würdige Männer von hohen Ämtern fernhielten, war nicht mehr die Rede. Ich widmete einen Großteil meiner Aufmerksamkeit Aurelia, die Gefallen an mir zu finden schien.
    Während der Wein weiter floß, wurden Würfel gebracht, und wir begannen zu spielen. Obwohl ich nicht viel verlor, war ich doch leicht entsetzt über die Summen, die die anderen verwetteten. Für arme Männer schienen sie über unmäßig viel Bargeld zu verfügen. Und obwohl sie laute Flüche ausstießen, wenn sie verloren, schienen die meisten von ihnen nicht übermäßig bestürzt.
    »Bist du ein Glückspilz?« fragte Aurelia, als der Würfelbecher wieder bei mir ankam.
    »Wenn nicht, wäre ich nicht mehr am Leben«, antwortete ich.
    »Aber wenn es ans Würfeln geht, habe ich nie viel Glück gehabt.«
    »Dann werde ich dir etwas von meinem Glück leihen«, flüsterte sie, als ich den Becher ergriff.
    Sie beugte sich zu mir, als ob sie mir beim Spielen über die Schulter blicken wollte, und ich spürte, wie sich eine ihrer wunderbaren Brüste gegen meinen Rücken preßte. Durch den Stoff meiner Tunika und ihres Kleides konnte ich die Härte ihrer Brustwarze spüren, und ihr weicher Atem an meinem Ohr war fast intim. Ein Schwall von Lust durchströmte mich, und ich wußte, daß es eine Weile dauern würde, bis ich mich wieder erheben konnte, ohne den Anblick offenkundiger Erregung zu bieten. Um mein Unbehagen zu verbergen, schüttelte ich den Würfelbecher mit ungestümer Heftigkeit und knallte ihn laut auf die Tischplatte, bevor ich ihn zurückzog.
    »Venus!« hauchte Aurelia, und es klang fast wie ein Gebet.
    Und in der Tat, es war Venus, das höchstmögliche Ergebnis.
    Jeder der Knöchel zeigte ein anderes Bild.
    »Na, da braucht man viel Glück, um gleich zuziehen«, sagte Catilina und nahm den Würfelbecher. »Aber ich hatte immer viel Glück im Spiel.« Er schüttelte den Becher und ließ ihn auf den Tisch niedersausen. Er riß den Becher zurück und fluchte lauthals und aufrichtig. Ich glaube, es war nicht wegen des Geldes, das er verloren hatte. Die Würfel zeigten alle dasselbe Bild, das Bild mit dem Wert eins. Es war das niedrigste Ergebnis, das man überhaupt haben konnte.

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