Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Catilina Verschwoerung

Die Catilina Verschwoerung

Titel: Die Catilina Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
Canicula, der kleine Hund.

V
    Im Lauf der nächsten Woche gab es vier weitere Morde. Alle Opfer waren Equites. Das war selbst für Rom ungewöhnlich, und in der Stadt brodelte es. Ein Opfer wurde zu Tode geprügelt, einem schnitt man die Kehle durch, eines wurde erstochen, und eines trieb ertrunken im Tiber, als man es fand. Bei letzterem könnte es sich auch um einen Unfall gehandelt haben, aber nach fünf offensichtlichen Morden war niemand bereit, das zu glauben.
    Die üblichen wilden Theorien machten die Runde. Wahrsager boten düstere Enthüllungen feil. Aber die Stadt war nicht ernsthaft beunruhigt. Im Grunde war die allgemeine Haltung die einer stillen Zufriedenheit. Die Equites waren nicht populär.
    Ihnen fehlte das Ansehen der Senatoren, und sie waren nicht so zahlreich wie das gemeine Volk. Zu viele Menschen waren bei ihnen verschuldet. Es gab noch immer ein starkes Ressentiment wegen der berüchtigten Maßnahme des Praetors Otho, vierzehn Sitzreihen hinter den traditionell den Senatoren und Vestalinnen vorbehaltenen Plätzen für die Equites zu reservieren.
    Unterdessem herrschte in der Stadt die allgemeine Überzeugung vor, daß ein paar Morde genau das waren, was diese Klasse von Emporkömmlingen verdient hatte.
    Einer der Ermordeten, ein Mann namens Decimus Flavius, war ein Anführer der Roten im Circus. Ich beschloß, in seinem Fall als erstes zu ermitteln, weil die Caecilier traditionell Mitglieder der roten Fraktion waren, obwohl der Rest der Meteller zu den Weißen hielt. Beide Parteien waren im Schwinden begriffen, seit die Blauen und Grünen angefangen hatten, die Rennen zu beherrschen. Die Grünen waren die Partei des gemeinen Volkes geworden, während die Blauen die Partei der aristokratischen Optimaten, ihrer Klienten und Anhänger waren. Auch die meisten Equites waren Blaue. Diese beiden Fraktionen saßen sich auf den Rängen des Circus gegenüber und lieferten sich vor den Rennen lautstarke Anfeuerungsschlachten.
    Der naheliegende Ort, etwas über Flavius zu erfahren, war der Circus Maximus; also machte ich mich am Morgen, nachdem der Mord gemeldet worden war, auf den Weg vom Forum zu dem uralten Tal der Murcia zwischen den Hügeln des Aventin und des Palatin. Hier hatte Tarquinius Priscus Roms Rennbahn angelegt, als die Stadt noch kaum mehr als ein Haufen kleiner Dörfer auf sieben Hügeln war. Der Ort war so alt, daß sich niemand mehr erinnern konnte, warum der Tempel des Consus unter der Erde lag.
    Der Circus Maximus war das größte Bauwerk in Rom, ein riesiger Komplex verschiedener Gebäude, die alles Notwendige beherbergten, damit vier Wagen mit jeweils vier Pferden und einem Wagenlenker pünktlich zum Rennen auf die Sandbahn gehen konnten. Das ist nicht so einfach, wie man annehmen möchte. Pferde wurden aus entlegenen Gegenden wie Spanien, Afrika und Antiochia importiert und dann mindestens drei Jahre trainiert. Die Wagenlenker begannen ihre Ausbildung bereits im Kindesalter. Die Wagen wurden so leicht wie möglich gebaut, damit sie schnell waren, was dazu führte, daß sie ständig ersetzt werden mußten. Wagenlenker wie Pferde mußten eine besondere Diät einhalten. Es gab Sklaven, die sich um Wagen und Geschirr kümmerten, Sklaven, die die Wagenlenker versorgten, und eine Unzahl von Sklaven, die die Pflege der Pferde übernahmen, ihre Ställe ausmisteten, ihr Training überwachten, sich um die Zucht kümmerten. Es gab sogar Sklaven, die nichts weiter taten, als mit den Pferden zu reden, um sie bei Laune zu halten oder ihnen Mut einzuflößen.
    Wo Rom hinkam, folgte der Circus, und die einzelnen Parteien hatten Hauptquartiere, wo es einen Circus gab. Es war durchaus nicht ungebräuchlich, daß eine Partei einen Stall von acht- bis zehntausend Hengsten hielt, um eine einzige Provinz mit ihnen zu beliefern. Kurzum, der Circus war die erstaunlichste Einrichtung unseres Reiches und der Circus Maximus das größte Bauwerk seiner Art auf der ganzen Welt.
    Die untersten Sitzreihen waren aus Stein, aber das übrige Gebäude war aus Holz. Wenn es von mehr als zweihunderttausend Zuschauern gefüllt war, gab der hölzerne Überbau höchst beunruhigende, quietschende und ächzende Geräusche von sich, obwohl er noch nie eingestürzt war. Man sprach zwar dauernd davon, einen solideren Aufbau aus Stein zu errichten, aber bisher hatte niemand Schritte in dieser Richtung unternommen. Ich glaube, daß das Volk den alten, klapprigen Bau einfach mochte, auch wenn er bei einem Brand die größte

Weitere Kostenlose Bücher