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Die Catilina Verschwoerung

Die Catilina Verschwoerung

Titel: Die Catilina Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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es«, bestätigte Priscus.
    »Ist es also möglich, daß er von einem Wagenlenker ermordet wurde?« fragte ich.
    »Wagenlenker tragen diese Messer nur während des Rennens«, erwiderte ein anderer der Sekretäre. »Ein Ankleider steckt das Messer in die Körperbinden des Fahrers, kurz bevor er auf seinen Wagen steigt.«
    »Sie liegen zu Hunderten in unserem Materiallager«, meinte Priscus. »Aber in der ganzen Stadt müssen Tausende von ihnen im Umlauf sein. Die Renn-Enthusiasten erbetteln sie als Andenken von siegreichen Fahrern und tragen sie als Glücksbringer mit sich herum. Sie bestechen Aufseher, um an Messer zu kommen, mit denen sich Wagenlenker erfolgreich befreit haben. Du weißt doch, wie abergläubisch die Leute sind.«
    »Weiß einer von euch, ob Flavius gegen Zinsen Geld verliehen hat?«
    »Ich weiß, daß er das nicht getan hat«, sagte Priscus.
    »Jedenfalls in den letzten Jahren nicht mehr. Er hat sein Vermögen mit der Zucht von Pferden gemacht. Durch Lucullus' Schuldenerlaß für die orientalischen Städte hat er große Verluste erlitten und sich geschworen, nie wieder Geld zu verleihen.«
    Der Putzmann kam, ich bedankte mich bei den Anwesenden und entschuldigte mich. Das Messer steckte ich in den Gürtel meiner Tunika. Ich hatte inzwischen schon eine ganz ansehnliche Sammlung beisammen. Diese Waffe hatte eine ganz spezielle Form, was sie als Mordwaffe denkbar ungeeignet erscheinen ließ. Ein gerader Dolch oder eine Sica wären viel praktischer gewesen. Aber vielleicht war dieser Mord nicht geplant gewesen.
    »Hier drüben war es, Herr.« Der Sklave war ein Mann mittleren Alters mit einem bruttischen Akzent. Die Bruttier sind ein nichtsnutziges Volk, wie jeder Römer weiß. Bruttium hatte sich Hannibal kampflos ergeben, aber als Sklaven waren sie durchaus brauchbar. »Ich habe gerade Müll zu einem Haufen gebracht, der jedes Jahr um die Saturnalien weggeschafft wird.«
    Wir gingen unter den hölzernen Arkaden des Circus. Der große Überbau ächzte und stöhnte, während er sich in der Morgensonne erwärmte. Trotzdem herrschte hier unten tiefe Dunkelheit. Ein paar Strahlen fielen durch die Bogen, aber die nahegelegenen Gebäude ließen nur wenig Licht durch. Wir bogen von der Hauptarkade in einen kurzen Tunnel ein, der vor einem großen Müllhaufen aus typischen Circusabfallen endete: zerbrochenen Speichen und anderen Wrackteilen der Leichtbauwagen, Wachstafeln, die wütende Verlierer weggeworfen hatten, von Händlern zurückgelassenen Strohverpackungen und anderem Müll, der sich im Lauf eines Jahres angesammelt hatte.
    »Er lag da«, sagte der Sklave und wies auf einen dunklen Fleck am Fuß des Müllhaufens. Für einen wohlhabenden Eques schien es ein merkwürdiger Ort zum Sterben. War er vielleicht draußen in der Arkade umgebracht und dann hierher geschleift worden? Aber es gab keine Blutspur, wie sie sich in diesem Fall sicher gefunden hätte. Er mußte genau an diesem Fleck umgebracht worden sein. Vielleicht hatte man ihn draußen überfallen und dann in den Tunnel gezogen.
    »Wer arbeitet hier abends noch?« fragte ich den Sklaven.
    »Niemand. Wenn wir keinen Renntag haben, ist der Circus vom späten Nachmittag an menschenleer. Wir Sklaven müssen bei Anbruch der Dämmerung in unseren Baracken sein, und für Freie gibt es keinen Anlaß hierher zu kommen. Vielleicht sind nach Einbruch der Dunkelheit noch ein paar Huren hier.«
    Ich wußte, daß es mehr als nutzlos sein würde, die Gegend danach abzuklappern, ob jemand einen Mord mitbekommen hatte. Im Herbst halten sich nach Einbruch der Dunkelheit nur wenige Menschen außerhalb ihrer Häuser auf, und die wenigen, die es tun, sind selten von der Sorte, die dazu neigt, mit den Behörden zusammen zuarbeiten.
    Ich entließ den Sklaven und stand eine Weile grübelnd da, dann drehte ich mich um und ging durch den kurzen Tunnel zurück, an dessen Ende ich fast mit zwei jungen, bärtigen Männern zusammenstieß.
    Ich ließ meine Hand unter meine Toga gleiten und packte den Griff des Wagenlenker-Dolches. Sie starrten mich an, nicht weniger erstaunt als ich. Dann drängte sich eine Frau zwischen den beiden hervor, die ich in dem schwachen Licht nicht hinter den beiden hatte stehen sehen.
    »Ist es Decius Metellus?«
    Das Licht war, wie gesagt, schwach, aber ich erkannte die Stimme. »Aurelia?« fragte ich, und sie war es.
    Selbst in ihrer schweren Wollstola und dem trüben Licht war ihre Figur unverwechselbar. Sie hatte sich ihren Umhang über den Kopf

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