Die Champagnerkönigin
hat?« Die Männerrunde brach in Gelächter aus.
Daniel erwiderte: »Was ist gegen einen Ausflug nach Troyes einzuwenden?«, dann lachte er gutmütig mit.
Clara lächelte ebenfalls, wurde aber immer noch nicht recht schlau aus dem Gespräch der Männer. Wenn sie es richtig verstanden hatte, ging es um Amerikaner, die Champagner kaufen wollten. Was war daran so lustig, dass es immer neue Lachsalven am Tresen auslöste? Schließlich fasste sie sich ein Herz, tippte Ghislaines Bruder auf den Arm und sagte: »Verzeihen Sie, ich konnte nicht umhin, Ihr Gespräch ein wenig mit anzuhören. Darf ich fragen, was … Also, ich meine …« Peinlich berührt biss sie auf ihre Unterlippe. Sich auf diese Art in ein Gespräch einzumischen war alles andere als höflich, was sollte der Mann nur von ihr halten! Andererseits konnte sie vielleicht irgendetwas herausfinden, was für Isabelle hilfreich wäre.
Ghislaines Bruder schaute sie erstaunt an. Dann erhellte sich sein Gesicht. Er schob sich eine Haarlocke aus der Stirn und grinste. Er hangelte nach der Zeitung, rollte sie auseinander und blätterte sie durch, bis er die richtige Seite gefunden hatte. Dann sagte er so leise, dass niemand anders es hören konnte: »Lesen Sie! Und lassen Sie sich nicht von dem Gerede der anderen irritieren – diese Angelegenheit könnte für eine spezielle Person sehr interessant sein.«
Beklommen nahm Clara ihm die Zeitung aus der Hand, während Josefine ihr ungeduldig über die Schulter schaute. »Darf ich vielleicht auch mal erfahren, worum es hier geht?«
»Gleich«, murmelte Clara abwesend.
Die Zeitungsannonce nahm tatsächlich eine ganze Seite ein. » Wanted! «, lautete die englische Überschrift in großen schwarzen Lettern. Darunter stand halb so groß in Französisch geschrieben: » Désirez «. Es folgte ein kurzer Text, jeweils in Englisch und Französisch. Während Clara die Zeitungsseite überflog, begann ihr Herz bis in den Hals hinauf zu schlagen. Mit einem Lächeln drehte sie sich zu Josefine um.
»Du willst wissen, worum es geht? Na, dann lies dir das mal durch …«, sagte sie bedeutungsvoll und tippte auf die Zeitungsanzeige.
Beide Frauen waren so aufgewühlt, dass es ihnen unmöglich war, länger als nötig in dem Gasthof zu sitzen und die Atmosphäre zu genießen. Kaum hatten sie das Fleischragout, zu dem Ghislaine sie eingeladen hatte, ausgelöffelt, machten sie sich schon wieder auf den Heimweg.
»Ein Amerikaner, der nach Troyes kommt, um für seine Restaurantkette sämtliche Restbestände an Champagnerwein aufzukaufen!« Josefine kicherte kindisch. »Das ist doch wirklich zu schön, um wahr zu sein.«
Clara nickte. »Ein Wink des Himmels. Ach was, eine Chance, wie man sie nur einmal im Leben bekommt. Eine Jahrhundertchance !«
Josefine kicherte erneut. »Wie passend, wo der Mann den Champagner doch für die Festivitäten zur Jahrhundertwend e einkaufen möchte.«
»Wie gut, dass er sich schon dieses Jahr darum kümmert.« Clara stimmte in ihr Lachen ein. Auf einmal war ihr ganz leicht ums Herz! Was für ein Glück, dass sie gerade heute ins Le Grand Cerf gegangen waren! Nicht auszudenken, wenn sie diese Zeitungsannonce nicht zu Gesicht bekommen hätten! Sie schickte ein rasches Dankgebet gen Himmel, während sie durch die sich herabsenkende Dunkelheit auf Isabelles Haus zumarschierten. Nun würde alles gut werden.
Eine Katze huschte über den Weg, kurz darauf noch eine. Aus den Brombeerbüschen links von ihnen ertönte sogleich ein lautes Fauchen.
Stirnrunzelnd blieb Josefine stehen. »Eins habe ich allerdings noch immer nicht verstanden – warum haben sich die Winzer über die ganze Sache lustig gemacht?«
Clara zuckte mit den Schultern. »Wenn ich es richtig verstanden habe, gibt es in der Champagne keine sogenannten ›Restbestände‹. Ob von einem Jahrgang nun Tausende von Flaschen da sind oder nur ein paar Hundert, hat zuerst einmal auf den Preis auch keine Auswirkung. Bei einem Tropfen, der bei Champagnerkennern sehr beliebt ist, treibt ein kleiner Bestand den Preis sogar noch in die Höhe, hat Ghislaines Bruder mir erklärt. Entweder wissen die Amerikaner das nicht, oder sie haben unbewusst eine falsche Formulierung gewählt. Die Winzer sehen jedenfalls keinen Anlass, kleine Bestände preiswert zu verscherbeln. Aber das soll uns gerade recht sein.« Sie ging weiter. Josefine fiel in ihren Schritt ein.
»Du hast recht, wir sollten froh und glücklich sein, dass die anderen kein Interesse am Angebot
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