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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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lächelte milde. Welche Gefühle hatte sie eigentlich verspürt, als sie Jacques’ Besitz das erste Mal in Augenschein nahm? Die Weitläufigkeit der Ländereien und der imposante Weinkeller – war sie davon nicht ebenso fasziniert gewesen wie die Freundinnen jetzt? Hatte nicht auch ihr Herz gelacht?
    »So schön das alles hier auch aussehen mag, so schwierig ist die Situation für das Weingut Feininger, und zwar nicht erst seit ­Leons Tod.«
    Sowohl Josefine als auch Clara waren schockiert, als sie kurz darauf erfuhren, dass eine andere Winzerin Isabelle die amerikanischen Kunden abgeworben hatte.
    »Und – hast du schon neue Kunden gefunden?«, wollte Josefine wissen.
    Isabelle schnaubte. »Für den europäischen Geschmack ist unser Champagner viel zu süß, die Leute wollen elegante, schlanke Weine und nicht solch eine süße Limonade, wie sie mein altmodischer Kellermeister zusammengebraut hat.«
    »Aber …« Hilflos schaute Clara auf die unzähligen Flaschen. »Willst du damit sagen, dass …«
    Auf einmal tat es Isabelle richtig gut, die romantische Vorstellung der beiden zu zerstören. Fast lustvoll sagte sie: »All das hier ist so gut wie nichts wert. Ich bin zwar reich an Land und Champagnerflaschen, ansonsten aber arm wie eine Kirchenmaus. Außer einem Berg Probleme besitze ich gar nichts.« Ohne weitere Worte ließ sie ihre schockierten Freundinnen zurück und ging die Treppe hinauf. Das geschah ihnen recht!
    In ihrem Schlafzimmer ließ sie sich erschöpft aufs Bett fallen. Clara hatte die Laken und die Bettwäsche am Morgen rasch gewechselt. Doch statt sich in der frischen Wäsche wohl zu fühlen, kam ein Gefühl der Verlorenheit in Isabelle auf. Nichts war mehr wie zuvor, und daran konnten auch frische Bettlaken nichts ändern.

25. Kapitel
    Auch an den nächsten Tagen war Clara liebevoll um Isabelles Wohlergehen bemüht und sprach stets in einem aufmunternden Ton zu ihr. Sie kochte und wienerte das Haus, als gälte es einen Wettbewerb zu gewinnen. Einmal gab es Tee, ein anderes Mal ein Stück lauwarmen Kuchen – nur mit Mühe gelang es Isabelle, all die Wohltätigkeiten anzunehmen. Sie wollte doch nur ihre Ruhe, warum erkannte Clara das nicht? Josefine verhielt sich dagegen angenehm zurückhaltend, allerdings vermutete Isabelle, dass die Freundin auch nicht untätig war. Wahrscheinlich machte sie sich zusammen mit Claude am Hühnerstall oder sonst wo zu schaffen. Schon immer hatte die Freundin den Drang gehabt, zerstörte Dinge wieder instand zu setzen. Nun, dann ist sie hier auf dem Weingut Feininger am richtigen Platz, dachte Isabelle grimmig. Wahrscheinlich hat sie sich längst Jacques’ Geschäftsbücher geschnappt und sucht nach nicht vorhandenen Aufträgen. Sie, Isabelle, konnte sich die entsetzte Miene der Freundin gut vorstellen! Hätte sie bloß nichts von ihrer geschäftlichen Misere erzählt, ärgerte sie sich. Und hätte sie nur so getan, als ginge es ihr gut, dann wären die zwei vielleicht nicht so unerträglich fürsorglich.
    Einerseits tat es gut, Clara und Josefine um sich zu haben. Andererseits sträubte sich alles in ihr gegen die aufgezwungene Nähe, und so zog sie sich weiterhin für Stunden in ihr Schlafzimmer zurück, misstrauisch beäugt vor allem von Clara. Doch auch bei geschlossenen Fensterläden und geschlossenen Augen wollte sich die innere Regungslosigkeit, der sie sich monatelang hingegeben hatte, nicht mehr einstellen. Etwas war in Bewegung geraten, sie verspürte manchmal ein Aufflackern von trockenem Humor, dann wieder von leisem Unmut, wenn Clara ihr die zigste Tasse Tee brachte – waren diese Regungen der Anfang einer Rückkehr zum normalen Leben? Normal leben – niemand fragte sie, ob sie das wollte, ob sie es überhaupt konnte. Und gleichzeitig wusste sie, dass die Freundinnen so lange nicht lockerlassen würden, bis alles wieder seinen normalen Gang ging.
    Gegen Abend des dritten Tages klopfte Clara an ihr Schlafzimmer und trat ein. »Isabelle, Liebes, deine Freundin Ghislaine ist unten. Sie lädt uns drei zu sich ins Restaurant ein. Wollen wir hingehen? Dann kommst du heute wenigstens einmal an die frische Luft.«
    Mit zusammengepressten Lippen schaute Isabelle zu, wie Clara ihre Schuhe vors Bett stellte und dann zum Schrank ging, um ein Kleid herauszuholen. Mit welcher Selbstverständlichkeit die Freundin über sie verfügte, als wäre sie ein Kind, das zu folgen hatte! Auf einmal fühlte sich Isabelle von Claras und Josefines Aktivitäten in die Enge

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