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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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ebenfalls nicht zum Haarewaschen komme. Bleib ruhig noch ein bisschen in der Wanne liegen, ich bringe dir gleich eine Tasse Tee. Verbenenkraut wird deine Stimmung heben.«
    Wenige Minuten später nahm Isabelle die Tasse entgegen und nippte folgsam an dem hellgrünen Tee. Erleichtert schaute sie dann der Freundin nach, die endlich mit einem zufriedenen Lächeln davonging.
    Es war nicht so, als wüsste sie Claras Bemühungen nicht zu schätzen. Das Bad war angenehm. Der Tee schmeckte. Und der Duft nach gebratenen Kartoffeln, der aus der Küche herüber ins Bad strömte, roch verführerisch. Aber für Isabelle hätte es keinen Unterschied gemacht, wenn sie sich nur mit einem kalten Waschlappen abgerieben, Wasser getrunken und kalte Kartoffeln gegessen hätten. Nichts war mehr wie zuvor. Und daran änderte auch eine Handvoll Rosenblüten nichts. Genauso wenig das perfekt gebügelte schwarze Leinenkleid, das Clara mit einem mütter­lichen Lächeln an den stummen Diener hängte, den sie neben die Badewanne geschoben hatte.
    Das Mittagessen verlief harmonisch. Isabelle brachte die Freundinnen dazu, von sich zu erzählen, statt sie immer nur nach ihrem Befinden auszufragen. Und so erzählte Josefine von ihrem florierenden Fahrradhandel, und Clara ließ sich lang und breit über ihren Sohn Matthias aus. Die Kartoffelpfannkuchen schmeckten, Isabelle ließ sich sogar einen zweiten geben.
    Als Josefine nach dem Essen fragte, ob Isabelle zu einem kleinen Rundgang übers Weingut bereit wäre, willigte sie ein. Die beiden waren nur ihretwegen aus Berlin angereist, da hatten sie ein Recht zu sehen, wo sie gelandet waren.
    Die Größe des Hofes, die Pferde und die Pfauen, deren Nachwuchs inzwischen zu stattlichen Jungvögeln herangewachsen war – die vielen bewundernden Äußerungen und Rufe von Josefine und Clara zeigten Isabelle, dass die Freundinnen sehr beeindruckt waren. Clara hatten es vor allem die Pfauen angetan, ihrer Ansicht nach wirkten sie elegant und »aristokratisch«. Beim Anblick der Brombeersträucher, die über und über mit Früchten vollhingen, stieß sie einen kleinen Schrei aus. »Die Beeren müssen dringend geerntet und eingekocht werden. Damit hast du einen wunderbaren Vorrat für den Winter!«
    Isabelle nickte nur müde.
    Beim Spaziergang durch das Weinland wuchs die Entzückung der beiden Freundinnen noch an. »All diese Weinberge gehören dir?«, rief Josefine, und ihre Augen wurden immer größer.
    Lächelnd bejahte Isabelle. Sie ging in die Hocke und hob eine Handvoll Erde auf. »Seht ihr die hellen Partikel? Das ist Kreide, sie sorgt für eine gute Entwässerung des Bodens, Weinreben mögen nämlich keine nassen Füße. Und seht ihr auch die kleinen farbigen Sprenkel?« Sie hob die Hand und ließ ein wenig Erde auf den Boden rieseln. Clara und Josefine folgten der Bewegung konzentriert mit ihren Augen. »Der Boden hier ist besonders mineralstoffreich, und das schmeckt man später im Champagner. Die Leute behaupten, nirgendwo anders gibt es einen solchen Boden, das terroir hier ist einzigartig auf der Welt. Und das überträgt sich auf den Wein, ein bisschen ist es wie Magie.«
    Die Freundinnen lauschten andächtig.
    »Der besondere Boden, unsere Pflege und das gute Wetter, das der liebe Gott uns schickt – das ist die heilige Dreifaltigkeit hier in der Champagne«, fuhr Isabelle fort. »So hat es mir ein Champa­gnerhändler aus Reims einmal erklärt, und ich habe seine Worte nie vergessen.«
    »Bilde ich mir es nur ein, oder herrscht hier auch ein besonderes Licht?«, sagte Clara und machte eine weitausholende Handbewegung, mit der sie die ganze Landschaft einschloss. »Mir kommt es so vor, als wäre alles mit einer Silberschicht überzogen.«
    Isabelle nickte. »Man sagt, auch dafür ist die Kreide im Boden verantwortlich. Sie mildert die grelle Sonne ab, die Farben wirken nicht so stechend, sondern gedämpft. Als hätte sich ein Maler besonders viel Mühe mit seinem Bild gegeben.«
    Der Weinkeller mit seinen verschiedenen Ebenen und endlos langen Gängen sowie der Anblick der Abertausende von Champagnerflaschen verschlug den Berlinerinnen erst recht die Sprache. Hier war es so kalt! Und hier roch es so ungewöhnlich! Nach Erde und Kreide und Wein. Als Isabelle von ihrem Kellermeister, dem nichtsnutzigen Einäugigen, erzählte, nahm ihre Stimme fast einen ironischen bis scherzhaften Klang an. Ihr entging nicht, wie Clara und Josefine daraufhin einen triumphierenden Blick tauschten.
    Isabelle

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