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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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getrieben wie ein Hund, der vor lauter Angst zu beißen beginnt. Ruckartig setzte sie sich auf und schrie: »Ich will nicht essen gehen, ich will meine Ruhe! Wann kapiert ihr das endlich, verdammt noch mal?« Sie schnappte sich die Schuhe und warf sie quer durchs Zimmer. Einer verfehlte Clara nur um Haaresbreite.
    Lautes Gelächter begrüßte Clara und Josefine, kaum dass sie die Tür zum Le Grand Cerf geöffnet hatten. Es stammte von einer Gruppe Männer, die am Tresen stehend tranken. Während sich Josefine interessiert in dem französischen Restaurant umschaute, fühlte sich Clara, die nur höchst selten ein Lokal besuchte, sogleich von der frivol-lauten Atmosphäre eingeschüchtert. Am liebsten wäre sie wieder gegangen. Aber nach der endlos langen Diskussion, die Josefine und sie wegen des Restaurantbesuchs geführt hatten, konnte sie diesen Wunsch nun unmöglich äußern. Sie durften Isabelle keinesfalls allein lassen, hatte sie, Clara, gesagt. Warum denn nicht?, hatte Josefine herzlos dagegengehalten. Clara hatte schließlich eingewilligt, dass sie für eine Stunde das Haus verließen.
    »Da seid ihr ja!«, rief Ghislaine ihnen zu, die hinter dem Tresen stand. »Im Augenblick sind alle Tische besetzt, aber ihr könnt euch hierher stellen. Ich bringe euch gleich etwas zu essen.« Noch während sie sprach, winkte sie einige der Männer, die bisher den Platz an der Theke okkupiert hatten, zur Seite. Die Männer folgten ihrer Aufforderung, ohne zu murren.
    Ghislaine stellte zwei Gläser eines rosafarbenen Weines vor die beiden Frauen hin, dann zeigte sie auf einen attraktiven Burschen mit blonden Locken.
    »Darf ich vorstellen – mein Bruder Daniel. Und das hier sind Isabelles Freundinnen aus Berlin«, fügte sie an ihn gerichtet hinzu.
    Ghislaines Bruder nickte freundlich reserviert, dann wandte er sich wieder dem Gespräch der Männer zu.
    »Ich bin so froh, dass ihr Isabelle beisteht«, sagte Ghislaine mit einem warmen Lächeln. »Sie und ich – wir haben zur selben Zeit einen schweren Schicksalsschlag erlitten, ich weiß also, wie sich Isabelle fühlt. Doch während ich mich irgendwann mit dem Leben wieder arrangierte, ist sie immer noch krank vor Trauer. Was soll man da tun?« Sie zuckte hilflos mit den Schultern, dann wandte sie sich wieder ihrer Arbeit zu.
    Clara übersetzte Ghislaines Worte für Josefine.
    »Es wäre schon hilfreich, wenn sich Isabelle einfach ein bisschen zusammenreißen würde«, antwortete Josefine spröde. Ihre Geduld mit der trauernden Freundin hatte in den letzten Tagen kontinuierlich abgenommen. Wie man sich derart gehenlassen konnte, während einem die Arbeit über den Kopf wuchs, wollte einfach nicht in Josefines Kopf. Clara hingegen verstand die Trauer der Freundin. Doch sie hatte keine Lust, sich erneut mit Josefine zu streiten, also nippte sie schweigend an ihrem Glas und tat so, als betrachtete sie die Aquarellgemälde, die die Wände des Restaurants zierten. Auf jedem waren Hirsche zu sehen – nun verstand sie auch den Namen des Restaurants – »Der große Hirsch«.
    »Restbestände von Champagner – habt ihr davon schon gehört? Allein die Formulierung zeigt doch, dass diese Leute keine Ahnung haben!« Einer der Männer neben Carla hatte plötzlich seine Stimme erhoben.
    »Nicht den geringsten Hauch von Ahnung!«, bestätigte ein anderer.
    »Kein Sandkorn Ahnung, sonst wüssten sie, dass man nur Dinge aufkaufen kann, die es auch gibt!«
    Die Männer lachten dröhnend.
    »Vielleicht gibt es in anderen Branchen Restbestände, aber gewiss nicht bei uns«, sagte ein weiterer abfällig und hochnäsig zugleich. Und sein Nebenmann ergänzte: »Die wollen doch nur ­billig einkaufen, so sieht’s aus! Zum Glück bin ich auf solche ›Kundschaft‹ nicht angewiesen.«
    Clara runzelte die Stirn. Sie konnte dem Wortwechsel im Großen und Ganzen zwar folgen, verstand aber dennoch nicht genau, worum es ging.
    »Amerikaner!«, rief ein anderer nun geringschätzig. »Was willst du da erwarten.«
    »Immerhin war den Gentlemen die Aktion eine ganze Zeitungsseite wert«, sagte der vorige Mann und tippte auf eine aufgerollte Zeitung, die zwischen Weingläsern, Aschenbechern und leeren Speisetellern lag.
    »Daniel, du bist so schweigsam«, sprach einer der Männer Ghislaines Bruder an. Sein Ton war spöttisch, als er fortfuhr: »Könnte das daran liegen, dass du in den nächsten Tagen eine sehr wichtige Verabredung in Troyes hast? Eine Verabredung, die deine Chefin nur für dich vereinbart

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