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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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besten Voraussetzungen, um zu einem glücklichen Menschen heranzuwachsen. Falls du sie lässt.«
    »Aber sie ist doch so hilflos, da muss ich doch …«
    Er stand auf, lief um den Tisch und ging neben Isabelle in die Hocke. Mit unendlicher Zärtlichkeit legte er seine Arme um sie, was sie widerstandslos geschehen ließ.
    »Alles wird gut. Wir nehmen einfach jeden Tag, wie er kommt, einverstanden? Wir machen guten Champagner, wir lachen, und wir weinen. Wir leben. Wir lieben.«

40. Kapitel
    Ein Koffer und eine Reisetasche – mehr wollte Isabelle auf ihre Reise nach Essoyes nicht mitnehmen. Alles sollte schnell und unkompliziert vonstattengehen, sie wollte ihr Gepäck selbst tragen können, statt auf jedem Bahnhof nach einem Träger suchen zu müssen. Lange hatte sie vor ihrem Kleiderschrank gestanden, auf der Suche nach dem perfekten Kleid, in dem der Maler Pierre-Auguste Renoir sie malen sollte. Etwas Elegantes, Auffälliges? Oder lieber ein etwas schlichteres Kleid, in dem sie als Person eher wahrgenommen wurde? Etwas frühlingshaft Leichtes, was zu den warmen Sonnenstrahlen des März passte? Oder lieber etwas aus schwerem Samt – schließlich würde der Champagner mit dem neuen Etikett erst im kommenden Herbst auf den Tisch der Kunden kommen? Am Ende hatte sie sich für ein ärmelloses Seidenkleid in einem eleganten Wassergrün entschieden, dessen einzige Zier zwei Seidenrosen am großzügigen Dekolleté war. Nach Isabelles Ansicht brachte der Grünton ihre roten Haare besonders gut zur Geltung. Hoffentlich sah der Maler das ebenso, dachte sie, als sie mit dem Gepäck aus dem Haus trat.
    Es war nicht so, dass Isabelle im tiefsten Frieden mit sich selbst und der Welt zu ihrer Reise aufbrach, aber immerhin hatte sie keine Tränen in den Augen, als sie sich von Margerite verabschiedete, die selig in den Armen ihres neuen Kindermädchens schlummerte. Lucille hieß die junge Frau. Sie war die Tochter von Daniels früherem Arbeitgeber in Épernay, eine freundliche junge Frau, die Krankenschwester war, ihren Beruf aber nicht ausüben konnte, weil ihre Haut auf die Desinfektionsmittel im Krankenhaus mit blutigen Ausschlägen reagiert hatte. Daniel hatte Lucille als absolut zuverlässig beschrieben und Isabelle wärmstens ans Herz gelegt, die junge Frau einzustellen. Nach den ersten Probetagen erkannte auch Isabelle, welchen Glücksgriff sie mit Lucille gemacht hatte. Die junge Frau war vom ersten Augenblick an völlig in Margerite vernarrt, behandelte sie mit großer Zärtlichkeit und nannte sie ständig ma chouchoute – mein Liebling. Außerdem wusste sie alles, was es über die Säuglingspflege zu wissen gab. Ein besseres Kindermädchen für Margerite hätte Isabelle nicht bekommen können. Eine Amme, die Margerite in den Tagen von Isabelles Abwesenheit nähren sollte, war ebenfalls gefunden worden. Lucille sollte die Frau zweimal täglich mit Margerite aufsuchen, zusätzlich würde Margerite ein Süppchen aus Trockenmilchpulver bekommen. Dass es so etwas überhaupt gab, hatte Isabelle nicht gewusst. Doch laut Lucille war Trockenmilchpulver schon seit vielen Jahren auf dem Markt und ein Segen für Mütter, die aus welchen Gründen auch immer ihre Kinder nicht stillen konnten.
    Daniel und Micheline waren gekommen, um Isabelle beste Wünsche für die Reise mitzugeben. Ghislaine ließ ihre besten Wünsche ausrichten – nachdem sie Tage zuvor einem gesunden Jungen das Leben geschenkt hatte, war sie noch etwas wacklig auf den Beinen und blieb lieber zu Hause.
    Wie eine Trutzburg standen die Freunde jetzt um Lucille und Margerite herum. Isabelle spürte, wie ihre Augen schon wieder feucht wurden. Umso froher war sie, als Claude Bertrand sich betont laut räusperte.
    »Madame …« Er wollte sie bis nach Épernay fahren, wo sie in die Postkutsche in Richtung Süden steigen würde, in der ein Platz für sie reserviert worden war.
    Die Fahrt führte über Mailly-le-Camp und Arcis-sur-Aube nach Troyes und von dort aus nach Essoyes. Isabelle hatte dem Maler einen Brief geschrieben, in dem sie ihr Anliegen vortrug. Renoir hatte sie sogleich herzlich auf seinen Landsitz eingeladen und hinzugefügt, dass es ihm eine Ehre sei, eine Champagnerwitwe zu malen.
    Hoffentlich fand er sie auch wirklich hübsch genug für seine Leinwand, dachte Isabelle, während die erblühte Landschaft an ihr vorbeizog. Auf den Wiesen, die zwischen den landwirtschaftlich genutzten Flächen lagen, drängten sich wilde Narzissen und Schlüsselblumen, in

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