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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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ihres Berichts angekommen war, schaute er auf und sagte: »Wie viel Begeisterung in Ihren Worten liegt! Ich sehe Ihr Weingut förmlich vor meinem inneren Auge. Dazu Ihr jugendlicher Esprit, Ihre Leidenschaft – wenn Ihr Champagner nur halb so betörend ist, wie Sie es sind, liebe Madame Feininger, dann wird er ein großer Erfolg werden. Eins kann ich Ihnen schon heute versprechen: Sie werden das schönste Etikett aller Zeiten bekommen – bei diesem Modell wird mir das ein Leichtes sein.«
    Nach nur fünf Tagen hatte Renoir Isabelles Portrait vollendet. Es zeigte eine junge Frau mit reifen Zügen. Ihre lebhaften Augen schauten selbstbewusst und verschmitzt zugleich, gerade so, als wollten sie sagen: »Hallo, Leben – welche Herausforderung hast du als Nächstes für mich parat?« Dass sie nach allem, was das Leben ihr im letzten Jahr zugemutet hatte, noch immer eine solche Ausstrahlung besitzen sollte, verblüffte Isabelle am meisten.
    Die Farben waren ausdrucksvoll und gleichzeitig sanft, sie bedrängten das Auge des Betrachters nicht, sondern liebkosten es vielmehr. Der Maler hatte außerdem ein spezielles Leinwandformat gewählt, so dass der Graphiker und die Druckerei, die mit der Herstellung der Champagneretiketten betraut sein würden, das Gemälde problemlos für ihre Zwecke verwenden konnten.
    Isabelle war so entzückt von ihrem Bildnis, dass sie, kaum zu Hause angekommen, ihre Nachbarn und Freunde einlud, um »ihren Renoir« zu präsentieren.
    Als sie nun an einem frühen Samstagnachmittag in der Küche stand und zusammen mit Lucille Käsehäppchen und Obst auf einer silbernen Platte anrichtete, konnte sie die Reaktionen der anderen kaum abwarten.
    »Es ist einfach wundervoll!«, rief Micheline und klatschte vor Begeisterung in die Hände.
    »Ein Portrait von einem der berühmtesten Maler der Welt.« Carla Chapron seufzte sehnsüchtig. »Was würde ich darum geben …« Sie schaute ihren Ehemann, der neben ihr stand, herausfordernd an, doch der Küfer tat so, als bemerkte er es nicht.
    »Bilde dir nur nichts darauf ein, so hübsch bist du gar nicht«, sagte Ghislaine freundschaftlich spöttelnd. Wie die anderen stand auch sie vor dem halbrunden Tischchen, auf dem Isabelle das Gemälde platziert hatte.
    »Ghislaine«, zischte Carla Chapron sogleich.
    Doch Isabelle lachte nur. »Ganz unrecht hat sie nicht, Monsieur Renoir hat mich wirklich mit sehr wohlwollendem Blick betrachtet. Aber mir soll’s recht sein, für unsere Zwecke kann das Portrait gar nicht schön genug sein, nicht wahr, Monsieur Dupont?«
    Der Champagnerhändler nickte. »Sie sehen aus wie eine wahre Champagnerkönigin! Wenn Sie es gestatten, werde ich das Gemälde gleich am Montagmorgen zu meinem Schildermaler bringen, dann kann ich Ihnen schon bis Ende nächster Woche die ersten Entwürfe präsentieren. Nachdem Sie sich dann für ein Etikett entschieden haben, sollte es sogleich in den Druck gehen. Wir haben keine Zeit zu verlieren, wenn wir den Feininger-Champagner auf unserer Verkaufsreise in neuem Gewand präsentieren wollen.«
    Isabelle nickte. »Was meinst du denn dazu?«, wandte sie sich an Daniel, der bisher noch kein Wort gesagt hatte. Sein Champagnerglas war ebenfalls noch voll, erkannte sie, er hatte noch nicht einmal mit ihnen angestoßen. Auf einmal war es ihr immens wichtig, dass das Bild seine Zustimmung fand.
    Doch Daniel zuckte nur mit den Schultern und sagte: »Wenn du meinst, dass solch ein Aufwand nötig ist … Ich denke, die Qualität unseres neuen Champagners spricht auch so für sich.« Sein Lächeln wirkte aufgesetzt. Er stellte das Glas ab. »Und jetzt muss ich zurück in die Weinberge, die Arbeit wartet.«
    »Aber es ist Samstagnachmittag!«, rief Ghislaine stirnrunzelnd.
    Nur mit Mühe gelang es Isabelle, ihre Enttäuschung zu verbergen. »Ich komme bald nach«, sagte sie leise.
    Raymond Dupont, der sich während des Wortwechsels im Hintergrund gehalten hatte, trat vor und sagte: »Wollten wir nicht noch die letzten Details unserer Reise besprechen?«
    Moët & Chandon-Werbung aus dem Jahr 1919
    »Wenn man es realistisch betrachtet, wird der gesamte Weltmarkt für Champagner von höchstens zehn, zwölf Firmen beherrscht. Wir sprechen dabei über die großen Namen wie Pommery, Moët & Chandon und natürlich Veuve Clicquot Ponsardin. Diese Firmen verfügen alle über ein perfektes Vertriebsnetz, sie stecken riesige Summen in Werbung und andere Öffentlichkeitsarbeit, ihre Agenten sind nahezu rund um die Uhr tätig.

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