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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Fahrtwind heftiger um sein Gesicht. Er musste die Augen zusammenkneifen, um sie gegen die kleinen Fliegen zu schützen, die immer wieder in sein Gesicht flogen. Eine oder zwei hatten sich in seine Nasenlöcher begeben, was unangenehm kitzelte. Er schnaubte, um die Viecher wieder loszuwerden, dann gab er sich dem Geschwindigkeitsrausch hin.
    Er hatte die Sohle des Berges fast erreicht, als zwei große graue Köter am rechten Straßenrand auftauchten. Die Hunde waren so in ihr Spiel versunken, dass sie den herannahenden Radfahrer nicht wahrnahmen. Leon wurde es heiß und kalt zugleich. Schnell erfasste er die Situation. Er musste ausweichen! Aber wie und wo? Rechts war der Zaun, aus dem die Hunde entwichen waren. Wenn er auf einen der steinernen Pfosten knallte … Links von der Straße ging es eine abschüssige Böschung hinab, die in eine Wiese mündete. Ein Sturz konnte dort gelinde ausfallen. Leons Gedanken dauerten nur einen Wimpernschlag lang, dann hatte er seine Entscheidung getroffen: Links vorbei!
    Es war nicht das erste Mal, dass er auf dem Rad in eine brenzlige Situation geriet. Mit der jahrelangen Erfahrung eines geübten Fahrers umklammerte er den Lenker fester, seine Augen waren konzentriert auf den Weg gerichtet. Kurz bevor er auf Höhe der Hunde war, schrie er laut: »Haut ab! Weg mit euch!« Vielleicht würde er sie noch vertreiben und auf der Straße bleiben können? Das wäre die beste Lösung von allen.
    Verdutzt wandten sich die Hunde ihm zu. Der größere von beiden machte einen erschrockenen Sprung zur Seite, in Richtung des Zaunes. Der kleinere war nicht so klug, er sprang direkt vor Leons Rad. Das Geräusch, mit dem Hund und Fahrrad aufeinanderprallten, war dumpf und metallisch zugleich. Der Hund jaulte anhaltend auf, Leon wurde kopfüber über den Lenker die Böschung hinabgeschleudert. Instinktiv ließ er im selben Moment los, versuchte, sich über eine Schulter abzurollen. Doch gleich­zeitig sah er im Gras den Haufen Pflastersteine liegen, übrigge­blieben vom Straßenbau. Hellgrauer Granit, kantig aus dem rohen Fels geschlagen. Das Wegstück hier ist doch gar nicht gepflastert, war sein letzter Gedanke, dann wurde es rings um ihn schwarz.
    Isabelles gedrückte Stimmung hielt nicht lange an. Natürlich hätte sie ihren Mann gern bei sich gehabt, vor allem jetzt, da sie … Aber sie war es inzwischen gewohnt, die Dinge allein anzugehen. Dass sie ohne Begleitung zu einem Fest ging, war allerdings etwas Neues.
    Lächelnd schloss sie die Haustür ab und winkte Claude zu, der gerade die Pferde von der Weide holte und in den Stall führte – er und Micheline würden später nachkommen.
    So skeptisch sie dem Dorffest anfangs gegenübergestanden hatte, so sehr freute sie sich nun auf die Abwechslung, die es ihr bot. Nach den Wochen harter Arbeit spürte sie ihren Rücken kaum noch. Ihre Hände waren voller Schwielen vom Griff der Hacke, mit der sie zusammen mit den anderen Unkraut gejätet hatte. Wer so hart arbeitete, durfte auch feiern, hatte sie für sich beschlossen. Die Arbeit würde ihr nicht davonlaufen, wenn sie eine Pause einlegte. Als sie Micheline ihren Entschluss mitteilte, hatte sie erfahren, dass sich jeder Dorfbewohner nach seinen Kräften an den Festvorbereitungen beteiligte. Etliche Männer waren für das Kühlen der Getränke zuständig und karrten von weit her Eis aus unterirdischen Lagern heran. Andere Männer hatten die Tische aufzustellen, wieder andere würden in der Dorfkapelle mitspielen. Bei den Frauen sah es ähnlich aus. Ein Teil half Ghislaine in der Küche des Le Grand Cerf bei der Zubereitung der Speisen, die es außer dem Spanferkel geben sollte, das am Rande des Dorfplatzes schon seit Stunden an einem großen Spieß vor sich hin schmorte. Andere Frauen waren fürs Schmücken und Eindecken der Tische zuständig.
    Auch Isabelle hatte ihre Hilfe angeboten und war sogleich von Carla, die für den Blumenschmuck zuständig war, zum Girlandenbinden eingeteilt worden.
    Zu welcher Aufgabe sich Leon wohl freiwillig gemeldet hätte?, fragte sich Isabelle, während sie in Richtung Dorfplatz lief. Und plötzlich überfiel sie doch wieder Bedauern über seine Abwesenheit. Auf dem Fest oder danach hätte sich bestimmt eine gute Gelegenheit ergeben, Leon die schöne Nachricht zu erzählen, die sie ihm nicht einfach zwischen Tür und Angel hatte beibringen wollen. Aber nein, er hatte ja unbedingt fahren wollen!
    Jetzt bloß keine trüben Gedanken, befahl sich Isabelle.
    Schon von

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