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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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weitem sah sie Carla Chapron zusammen mit ein paar anderen Frauen an einem der Tische sitzen, neben dem ein Leiterwagen stand, hochbeladen mit Weinreben. Ein kleinerer Wagen voller Bündel mit Pfingstrosen und Margeriten stand ebenfalls parat. Von beiden Wagen bedienten sich die Frauen eifrig. Unter ihren kundigen Händen entstanden Girlanden, Kränze und andere Blumengebinde.
    Als Isabelle näher kam, erkannte sie zu ihrem Erstaunen auch Yvette, die Tochter von Henriette Trubert. Und direkt neben ihr saß Blanche Thevenin, die Schneiderin. Hoffentlich würde Henriette Trubert nicht auch noch auftauchen, dachte Isabelle und beschloss sogleich, sich am anderen Tischende niederzulassen. Die Winzerin hatte ziemlich eisig auf die Nachricht reagiert, dass es mit dem Verkauf des Weinguts nichts werden würde. Isabelle hatte es sich nicht nehmen lassen, persönlich dabei zu sein, als Leon ihr dies mitteilte.
    »Madame Feininger, setzen Sie sich zu mir!«, rief Carla Cha­pron, als sie Isabelle sah. »Wir können jede Hilfe brauchen.«
    Eine der älteren Frauen schenkte ihr einen roséfarbenen Wein ein. »Jetzt lass die junge Frau doch zuerst ein Schlückchen trinken, damit geht die Arbeit noch besser von der Hand.«
    »Das bezweifle ich. Ich habe so etwas noch nie getan. Wahrscheinlich habe ich zwei linke Hände!« Lachend warf Isabelle beide Arme in die Höhe.
    Die alte Frau, die ihr den Wein eingeschenkt hatte, ergriff sogleich Isabelles Rechte und inspizierte sie mit hochgezogenen Brauen. Peinlich berührt, wollte Isabelle ihre schwielige Hand mit den abgebrochenen Fingernägeln zurückziehen, doch die alte Frau hielt sie fest und sagte anerkennend: »Allem Anschein nach können Sie ziemlich viel! Wer solche Hände hat, muss sich für das bisschen, das er nicht kann, nicht schämen. Kommen Sie, ich zeige Ihnen, wie das Girlandenbinden funktioniert.«
    Einträchtig arbeiteten die Frauen vor sich hin. Die Gespräche waren lebhaft und amüsant, ein bisschen Klatsch, ein bisschen Tratsch, alle genossen die gemeinsame Arbeit, die Isabelle erstaunlich leicht von der Hand ging. Die Girlande aus Weinlaub, in die sie in gewissen Abständen immer wieder bunte Blüten einarbeitete, wuchs langsam, aber stetig. Nach einer guten Stunde öffnete Micheline eine erste Flasche Champagner. Sie hatten sich gerade zugeprostet, als sie Daniel Lambert auf den Marktplatz kommen sahen.
    »Was will denn Daniel schon hier? Von den anderen Männern ist doch auch noch keiner da«, sagte Carla Chapron.
    »Und das ist gut so, sie würden uns bei unserer Arbeit nur stören«, ergänzte eine der älteren Frauen missmutig.
    Yvette und die anderen jungen Mädchen kicherten.
    »Vielleicht will er ja nur zu seiner Schwester?«, sagte Therese Jolivet, der die Bäckerei gegenüber gehörte.
    »Ghislaine? Die ist doch gar nicht da«, erwiderte Carla Cha­pron. »Ich nehme an, sie ist verreist.«
    Isabelles Blick fuhr zu Ghislaines Gasthof herum, aus dessen geöffneten Fenstern Frauenlachen und Topfgeklapper zu hören war. »Und wer ist dort in der Küche?«
    »Ghislaines Angestellte und ein paar von uns«, sagte Carla. ­»Irgendwer muss das viele Essen ja zubereiten«, fügte sie vorwurfsvoll an.
    »Aber wohin sollte Ghislaine denn gefahren sein? Und dann ausgerechnet während des Festes?«, fragte die Bäckerin. »Vielleicht weiß Daniel ja mehr? Schaut, er kommt direkt auf uns zu.«
    »Madame Feininger …« Mit ernster Miene blieb Daniel Lambert vor Isabelle stehen. »Es ist etwas Schreckliches geschehen. Ihr Mann …«
    Außer seinem eigenen Herzschlag vermochte Leon nichts zu hören. Die Stille ängstigte ihn. Sehen konnte er auch nichts, alles war dunkel. Dafür nahm seine Nase eindeutig den Geruch von etwas Scharfem wahr. Putzmittel, wie seine Mutter sie verwendete. Sie waren so kraftvoll, dass sie jeden Bauernhofschmutz fortbekamen – aber auch die Haut desjenigen, der mit diesen Pulvern und Laugen hantierte. Die Pfalz … er war doch nicht in der Pfalz, oder? Wo war er? Sein Kopf tat so höllisch weh, dass er kaum einen zusammenhängenden Gedanken zustande brachte.
    Er war mit dem Rad unterwegs gewesen, daran erinnerte er sich. Eine Straße. Und dann … eine Abfahrt. Mailand. Er hatte nach Mailand fahren wollen. Aber was war dann geschehen?
    Er bemühte sich, seine Augen zu öffnen, aber es gelang ihm nicht. Er fühlte sich wie in einem Kokon, unbeweglich, hilflos. Unbeweglich? Ein neuer, schrecklicher Gedanke jagte ihm einen eisigen Schauer über

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