Die Chance seines Lebens
meine Eltern werden sich sicherlich Sorgen machen.“ Sie drückte Yasmina und verabschiedete sich von der Mutter. Sie fuhr mit dem Bus nach Hause. Gut, dass sie eine Schülerkarte hatte!
Als Romina ihren Schlüssel ins Schloss steckte, wurde die Tür von ihrer Mutter schon aufgerissen. Sie zog Romina herein und drückte sie ganz fest. „Ich hatte solche Angst, mein Kind.“ „Entschuldige Mum, ich wollte dir keine Sorgen machen.“ „Entschuldige dich lieber bei deinem Vater!“
Romina nickte und löste sich von ihrer Mutter. Schweren Herzens ging sie ins Wohnzimmer.
Ihr Vater saß vor dem Fernseher und blickte auf, als Romina das Zimmer betrat.
Schüchtern blieb Romina am Eingang stehen.
Sie hob den Kopf und blickte ihren Vater fest an: „Entschuldige bitte!“
Ihr Vater wusste genau, wie schwer ihr diese Entschuldigung gefallen war, er akzeptierte diese so. Er nickte, und Romina verließ das Zimmer.
„Hast du Hunger?“, erkundigte sich die Mutter.
„Und wie, ich könnte ein ganzes Kalb essen.“
Rominas Mutter machte ihr eine Scheibe Brot zurecht und legte etwas kaltes Fleisch dazu. Noch immer kauend erzählte Romina, wie ihre Freundin Yasmina lebte: „Und alles ist so bunt eingerichtet. Die haben es wirklich schön!“
Fabian hatte am nächsten Tag wirklich Fieber. Sein Vater sah nach ihm. „So kannst du nicht in die Schule gehen. Bleib heute zu Hause, am Montag ist sicherlich alles wieder in Ordnung!“
Fabian war es recht so, er hatte wirklich keinen Bock in die Schule zu gehen. Er blieb im Bett liegen, und sein Vater rief in der Schule an. Ihm war es egal, was die anderen dachten. Nein, das stimmte auch nicht. Ihm war es nicht egal, was Romina dachte. Komisch, immer wenn er an Romina dachte, flatterte sein Herz. Er hatte sich doch nicht etwa verliebt? Nein, das konnte nicht sein! Schließlich waren beide zu unterschiedlich. Sie gehörte einer anderen Rasse an. Ach Quatsch, Rassen gab es nicht, alle waren gleich, sie sprach genauso Deutsch wie er. Jetzt hätte er sich von Nico beinahe noch beeinflussen lassen. Es lag sicherlich daran, weil sie zusammen die Proben besuchten und auch gemeinsam übten. Manchmal beobachtete Fabian Romina. Oh ja, sie sah toll aus, wenn sie tanzte! Wie sie sich bewegte! Wie manchmal ihr langes Haar durch die Luft wirbelte! Sie war so sexy! Und wenn ihre dunklen Augen flimmerten, dann … - sein Herz wurde weit. Mist, ich glaube, ich habe mich wirklich verliebt! Seine Gedanken fuhren Karussell. Aber auch hier brauchte er sich keine Hoffnungen zu machen. Sie waren Freunde, aber das war es auch! Romina würde sich nie mit ihm abgeben. Was sollte sie mit einem Krüppel anfangen? Er könnte nie mit ihr tanzen, sportliche Leistungen – ja nicht mal lange Spaziergänge – waren einfach nicht drin. Jetzt kam die ganze Hoffnungslosigkeit in seinem Leben wieder zum Vorschein. Zum ersten Mal in seinem Leben fluchte Fabian richtig laut: „Scheiße, Scheiße, Scheiße!“ Seine Fäuste bearbeiteten das Kopfkissen.
Die Spendenaktion
Romina und Yasmina warteten inzwischen am Eingang auf Fabian. „Wo bleibt er nur?“
„Komm, wir müssen jetzt rein! Wir kommen zu spät in die Klasse“, mahnte Yasmina.
Nico grinste die Mädchen an, als sie sich auf ihren Platz setzten.
„Ich könnte ihm so eine runterhauen, wenn ich seine hässliche Fratze sehe!“, knurrte Romina leise.
„Schau einfach weg!“, flüsterte Yasmina.
Von Herrn Müller erfuhren sie, dass Fabian krank sei.
Nicos Grinsen wurde immer breiter. Er hatte es geschafft, er hatte Fabian klein gekriegt. Endlich! Dieser Penner drückt sich. Einfach bombastisch!
In den Pausen nutzten die beiden Mädchen die Gelegenheit und erzählten allen von der Spendensammlung. Natürlich ließen sie nicht aus, dass Nico die Geige zerschlagen hatte. Aber Nico hatte kein schlechtes Gewissen und war auch noch stolz darauf. Schließlich war er der Champ!
Auf dem Schulhof, auf den Gängen – überall erzählten die Schüler es sich gegenseitig weiter. Trotz der verschiedenen Nationalitäten herrschte ein gewisser Zusammenhalt, denn hier war großes Unrecht geschehen. Außerdem hassten sie Nico. So mancher hatte seine Faust zu spüren bekommen. Auch jetzt noch mussten sie Taschengeld an ihn zahlen. Wie oft sind sie von ihm herumgeschubst oder verhöhnt worden? Eigentlich müssten sie ihn längst anzeigen. Eigentlich! Aber wer sollte das sein? Keiner wollte den Mut aufbringen. Die Schüler folgten deswegen gern dem Aufruf
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