Die Chance seines Lebens
schlechten Zeiten. Jetzt lief sie an einer Ladenzeile mit kleinen Geschäften vorbei. Vor einem Geschäft blieb Romina stehen, sie traute ihren Augen nicht: Eine Geige lag im Schaufenster. Spontan öffnete sie die Tür, eine Türglocke erklang.
Ein alter Herr kam ihr entgegen und fragte nach ihrem Begehren. Seine Haltung war gebeugt und sein Gesicht hatte tiefe Runzeln. Seine abgewetzte Kleidung schlapperte an seinem Körper.
Romina zeigte auf die Geige und fragte nach dem Preis. Oh, das ist eine alte Geige, und die kostet einiges. „Wie viel?“ „Über 1.000 Euro.“
Romina schluckte und setzte sich auf den nächsten Stuhl. „Spielst du?“, fragte der alte Mann.
Romina schüttelte ihren Kopf.
„Wozu brauchst du dann die Geige?“
Aus Romina sprudelten jetzt nur so die Worte heraus, und sie redete sich alles von der Seele. Als sie fertig war, schaute sie den alten Mann an. „Entschuldigen Sie bitte, ich wollte Sie damit nicht belästigen.“ Traurig schaute Romina zu Boden und seufzte.
„Und dieser Junge spielt so gut?“
Romina nickte: „Sehr gut, er ist so begabt!“
„Ich würde dir ja gern helfen, aber leider kann ich nicht. Schau dich um, ich brauche selbst das Geld, sonst würde ich sie dir schenken. Ein Junge mit so viel Talent sollte unterstützt werden, aber ich kann nicht.“
„Und wenn wir weniger bezahlen?“, fragte Romina hoffnungsvoll.
„Habt ihr denn überhaupt Geld?“
„Leider nein. Und wenn wir es besorgen?“
„Wie wollt ihr das anstellen?“
„Wir könnten eine Sammlung machen oder so.“
„Wenn ihr das Geld habt, könnt ihr gern wiederkommen“, sprach der alte Mann.
Romina erhob sich und bedankte sich bei ihm. Sie öffnete die Ladentür. Der Gedanke an eine Sammlung ließ sie nicht los. Sie wollte jetzt nicht mehr den gleichen Weg zurückgehen, denn sie hatte Angst, den Jugendlichen von vorhin wieder zu begegnen. Sie guckte sich um und stellte fest, dass Yasmina in der Nähe wohnte. Romina eilte zu dem Haus. Hier sahen die Häuser und die Umgebung schon besser aus, als dort, wo Romina wohnte. Die meisten Altbauten waren renoviert und hatten feste Haustüren. Sie las die Namensschilder und klingelte. Romina sprach in den Lautsprecher, und die Haustür öffnete sich. Langsam stieg sie die Treppe hoch. Was wollte sie eigentlich hier? Yasmina konnte ja auch nicht helfen. Sie stand vor der Wohnungstür und überlegte, als die Tür aufging und ein Junge vor ihr stand. „Was möchtest du?“, fragte er.
Romina lächelte ihn an und erklärte, dass sie gern zu Yasmina möchte.
Er winkte mit der Hand, und Romina betrat die Wohnung. Sie war erstaunt. Farbenfroh und gemütlich sah die Wohnung aus. Man sah auf den ersten Blick, dass ihre Bewohner aus Indien stammten, denn viele Erinnerungsstücke standen in der Wohnung herum.
Yasmina eilte ihr entgegen. Sie drückten sich, und Yasmina stellte sie ihrer Mutter vor. Freundlich wurde sie von ihr begrüßt und hereingebeten.
„Kann ich mit dir reden?“, fragte sie Yasmina. „Aber natürlich, wir setzen uns in Wohnzimmer“, und sie führte Romina hinein. „Bei euch sieht es so anders aus“, Romina guckte sich um. Yasmina lächelte. „Bei uns ist alles geprägt vom Hinduismus, deshalb die bunten Farben.“
„Schön gefällt mir!“
Sie setzten sich beide auf die Couch. Romina berichtete Yasmina, worüber sie nachgedacht hatte.
„Aber wie willst du das Geld für die Geige zusammenbringen? Und dann so viel?“
„Ich dachte, du hättest vielleicht eine Idee?“
„Ach Romina, du bist doch immer die Kreative von uns.“ Zusammengesunken hockten die Mädchen auf der Couch.
Es klopfte, und ihre Mutter betrat das Zimmer. „Ich habe euch etwas zu trinken gebracht. Du wirst sicherlich durstig sein“, sprach sie zu Romina.
Diese nahm dankend das Glas vom Tablett.
„Was ist los? Ihr seht so nieder geschlagen aus.“
Yasmina erzählte ihrer Mutter von der Geige, die Romina in einem Geschäft gesehen hatte. „Und jetzt wissen wir nicht weiter.“
„Versucht einfach, in der Schule eine Sammlung zu organisieren! Es gibt bestimmt ein paar Schüler, die etwas von ihrem Taschengeld spenden. Und dann könnt ihr immer noch schauen.“
Yasmina erhob sich und drückte ihre Mutter. „Danke Mama, du hast immer Ideen!“
Die Mutter ließ die Mädchen allein.
Für Romina wurde es noch ein schöner Nachmittag. Sie waren zwar unterschiedlicher Herkunft und doch verstanden sie sich sehr gut.
„Ich muss jetzt aber los,
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