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Die Chancellor

Die Chancellor

Titel: Die Chancellor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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den Achseln zu zu-
    cken.
    Dann wandte er sich an Mr. Letourneur und mich:
    »Wenn sich die Sonne zeigt«, sagt er, »werde ich eine
    Aufnahme ausführen und dann werden wir erfahren,
    auf welchem Punkt des Atlantischen Ozeans wir uns
    befinden.«
    Hierauf läßt Robert Kurtis zunächst an die Passa-
    giere und die Mannschaften Lebensmittel verteilen. Wir
    brauchen sie recht nötig, denn alle sind vor Hunger und
    Anstrengung erschöpft. Es wird Schiffszwieback und et-
    was konserviertes Fleisch gegessen, worauf der Kapitän
    sofort gewisse Maßnahmen zum Wiederflottmachen
    des Schiffes vorbereitet.
    Das Feuer hat sich jetzt noch weiter vermindert, und
    keine Flamme dringt mehr nach außen. Auch der Rauch
    ist, wenn auch noch schwarz, doch weniger reichlich.
    Gewiß steht im Kielraum der ›Chancellor‹ eine große
    Menge Wasser, doch kann man sich darüber nicht ver-
    gewissern, da das Verdeck nicht begehbar ist.
    Deshalb läßt Robert Kurtis die glühheißen, halbbren-
    nenden Planken begießen, und nach 2 Stunden können
    die Matrosen wieder auf dem Verdeck gehen.
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    Jetzt ist es die erste Sorge, zu sondieren, ein Geschäft,
    dem sich der Hochbootsmann unterzieht. Seiner Mes-
    sung nach stehen 5 Fuß Wasser im Frachtraum; der Ka-
    pitän läßt es jedoch noch nicht auspumpen, da er will,
    daß es seine Arbeit ganz vollende. Erst mit dem Feuer
    fertig werden, mit dem Wasser später.
    Erscheint es nun wohl geraten, das Schiff sofort zu
    verlassen und sich auf die Klippe zu flüchten? Kapitän
    Kurtis’ Ansicht, der auch der Leutnant und der Hoch-
    bootsmann zustimmen, ist das nicht. Wirklich, bei
    schwerem Wellengang dürfte die Position selbst auf
    den am meisten hervorragenden Felsen nicht haltbar
    sein. Die Wahrscheinlichkeit einer Explosion des Fahr-
    zeugs ist ja wesentlich gemindert; gewiß hat das Was-
    ser im Frachtraum eine solche Höhe erreicht, daß Ru-
    bys Gepäck und folglich auch sein Kolli mit Pikrat über-
    schwemmt ist. Es wird also entschieden, daß weder die
    Mannschaften noch die Passagiere die ›Chancellor‹ ver-
    lassen.
    Dafür bemüht man sich, auf dem Oberdeck eine Art
    Lagerstätte herzurichten, und für die beiden Damen
    werden einige vom Feuer noch verschonte Matratzen
    dorthin geschafft. Die Mannschaft, die ihre Habselig-
    keiten gerettet hat, bringt diese unter das Vorderkastell.
    Dort soll auch der Schlafraum sein, da die Kajüte der
    Leute völlig unbewohnbar geworden ist.
    Zum Glück sind die Zerstörungen in der Kombüse

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    nicht so umfangreich, wie man hätte annehmen sollen.
    Die Lebensmittel, ebenso wie die Wasserkisten hat das
    Feuer zum großen Teil verschont. Das ganz im Vorder-
    teil liegende Segelmagazin erweist sich als völlig unver-
    sehrt.
    Vielleicht stehen wir vor dem Ende unserer Prüfun-
    gen. Man ist fast versucht, das zu glauben, denn seit
    dem Morgen hat sich der Wind sehr bedeutend abge-
    schwächt und der Seegang merklich ermäßigt. Letzteres
    ist ein ganz besonders günstiger Umstand, denn wenn
    die ›Chancellor‹ jetzt heftige Wellenstöße träfen, müßte
    sie an dem harten Basalt zerschellen.
    Mit den Herren Letourneur habe ich ausführlich
    über die Schiffsoffiziere, gesprochen, ebenso über die
    Mannschaften und über das Benehmen aller in dieser
    Zeit der Gefahr. Alle haben Proben des Muts und der
    tatkräftigen Entschlossenheit abgelegt. Leutnant Walter,
    der Hochbootsmann und der Schiffszimmermann Da-
    oulas zeichneten sich ganz besonders aus, das sind wa-
    ckere Männer, gute Seeleute, auf die man sich verlassen
    kann. Robert Kurtis ist über jedes Lob erhaben. Jetzt,
    wie immer, scheint er sich zu verdoppeln und ist über-
    all zur Stelle; Schwierigkeiten bieten sich nur, um von
    ihm überwunden zu werden; durch Wort und Tat feuert
    er seine Matrosen an; er bildet gleichsam die Seele der
    ganzen Mannschaft, die nur durch ihn handelt.
    Seit 7 Uhr morgens begann das Meer inzwischen wie-
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    der zu steigen; jetzt, um 11 Uhr, sind die Spitzen der
    Felsen bei der Flut alle wieder verschwunden. Es steht
    zu erwarten, daß das Wasser im Frachtraum um ebenso
    viel steigen wird, wie das Meer außerhalb. Das geschieht
    wirklich. Die Sonde ergibt 9 Fuß, und wiederum sind
    neue Schichten der Ballen überschwemmt, worüber wir
    uns jedoch nur Glück wünschen.
    Seit Eintritt der vollen Flut ist der größte Teil der
    das Schiff umgebenden Felsmassen untergetaucht; nur
    die Umfassung einer Art kleinen Beckens

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