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Die Chancellor

Die Chancellor

Titel: Die Chancellor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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überschwemmt. Nun gut, möge dieses
    Wasser das Feuer löschen, dann werden wir auch mit
    ihm fertig zu werden wissen! Vielleicht ist es weniger zu
    fürchten als das Feuer! Das Wasser ist ja des Seemanns
    Element, das er zu besiegen gewohnt ist!
    Die nachfolgenden 3 Stunden dieser Schreckensnacht
    verbringen wir in fürchterlicher Angst. Wo sind wir?
    Eins nur steht fest, daß jetzt Ebbe einzutreten scheint,
    und die Wut der Wellen sich zu mäßigen beginnt. Die
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    ›Chancellor‹ muß eine Stunde nach der Flut aufgesto-
    ßen sein, doch ist das ohne Berechnung und Beobach-

tung nicht möglich, sicher zu bestimmen. Wenn es so
    ist, darf man hoffen, sich nach Löschung des Feuers bei
    steigender Flut wieder flottzumachen.
    Morgens gegen halb 5 vermindert sich die Flamme,
    die einen Vorhang zwischen Bug und Heck des Schif-
    fes bildete, nach und nach, und wir erblicken eine ge-
    schwärzte Gruppe Menschen. Das ist die Mannschaft,
    die sich auf dem engen Vorderkastell zusammenge-
    drängt hat. Bald wird die Verbindung zwischen den
    beiden Enden des Fahrzeugs wiederhergestellt und der
    Leutnant und der Bootsmann kommen zu uns nach
    dem Oberdeck, indem sie auf dem Barkholz hingehen,
    da es noch unmöglich ist, den Fuß auf das Verdeck zu
    setzen.
    Kapitän Kurtis, der Leutnant und der Hochboots-
    mann beraten in meiner Gegenwart und stimmen in
    dem einen Punkt völlig überein, daß vor Tagesanbruch
    nichts zu unternehmen sei. Wenn das Land nicht ent-
    fernt, das Meer einigermaßen befahrbar ist, wird man
    die Küste, und wäre es auf einem Floß, zu erreichen su-
    chen. Wenn aber kein Land in Sicht, wenn die ›Chancel-
    lor‹ auf einem ganz isolierten Riff gestrandet wäre, wird
    man versuchen, sie wieder flottzumachen, um dann die
    nächstgelegene Küste anzulaufen.
    »Jedoch«, sagt Robert Kurtis, dessen Meinung auch

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    von den beiden anderen geteilt wird, »es ist sehr schwie-
    rig, zu beurteilen, wo wir uns befinden. Der Nordwest-
    wind muß die ›Chancellor‹ weit nach Süden verschla-
    gen haben. Ich habe schon längere Zeit keine Messung
    der Sonnenhöhe vornehmen können, und da mir in
    diesem Teil des Atlantischen Ozeans keine Klippen be-
    kannt sind, ist es nicht unwahrscheinlich, daß wir an ir-
    gendeinem Punkt Amerikas gestrandet sind.«
    »Wir befinden uns aber immer«, warf ich ein, »vor ei-
    ner drohenden Explosion. Sollten wir die ›Chancellor‹
    nicht verlassen können und uns flüchten?«
    »Auf dieses Riff etwa?« antwortete Robert Kurtis.
    »Welche Form hat es? Wird es nicht zur Zeit der Flut
    überschwemmt? Können wir es bei dieser Dunkelheit
    überhaupt erkennen? Lassen Sie es erst hell werden,
    dann wollen wir davon reden.«
    Ich teile diese Worte Robert Kurtis’ sofort den übri-
    gen Passagieren mit. Sie sind doch nicht besonders be-
    ruhigender Natur, aber keiner hat ein Einsehen für die
    neue Gefahr, die uns bedroht, wenn das Schiff auf ein
    im offenen Meer isoliertes Riff aufgestoßen ist, das viel-
    leicht Hunderte von Meilen vom Land entfernt liegt.
    Alle haben nur einen einzigen Gedanken, den, daß das
    Wasser jetzt erfolgreich gegen das Feuer ankämpft und
    so die Explosionsgefahr vermindert.
    In der Tat dringt statt der leuchtenden Flammen jetzt
    dicker schwarzer Rauch in feuchten Wirbeln aus der
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    großen Luke herauf. Einige Feuerbüschel züngeln zwar
    noch manchmal zwischen dem Höllenqualm auf, doch
    sie verlöschen meist sofort wieder. Dem Prasseln und
    Knacken des Feuers folgt nun das Zischen des Wassers,
    das auf dem Herd im Inneren verdampft. Sicher erfüllt
    jetzt das Meer das, was unsere Pumpen und Eimer nie-
    mals erreicht hätten, und diese Feuersbrunst, die mitten
    in 1.700 Ballen Baumwolle ausgebrochen war, konnte
    eben nur durch eine Überschwemmung überwunden
    werden!
    16
    30. Oktober. – Das erste Tageslicht beginnt den Horizont
    zu färben, durch den Dunst über dem Wasser bleibt der
    Blick jedoch auf einen engen Umkreis beschränkt. Kein
    Land ist in Sicht und vergeblich schweift unser Auge
    nach Süden und Westen über den Ozean.
    Jetzt ist das Meer fast vollkommen gefallen und das
    Schiff steht nur 6 Fuß tief im Wasser, während es bei
    voller Ladung sonst etwa 15 Fuß tief eintaucht. Da und
    dort überragen einige Felsenspitzen die Oberfläche des
    Meeres, und man erkennt aus einer gewissen Färbung
    des Grundes, daß dieses Riff rein aus Basalt aufgebaut
    ist. Auf welche Weise hat aber die

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