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Die Chancellor

Die Chancellor

Titel: Die Chancellor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Ingenieur Falsten, Miss Herbey und
    — 171 —
    ich, als Passagiere; Kapitän Kurtis, Leutnant Walter, der
    Hochbootsmann, der Steward Hobbart, der Koch Jynx-
    trop, der Zimmermann Daoulas; – endlich die sieben
    Matrosen Austin, Owen, Wilson, O’Ready, Burke, San-
    don und Flaypol.
    Hat uns der Himmel in den 72 Tagen seit unserer Ab-
    fahrt von der amerikanischen Küste nun hinreichend
    geprüft, und seine Hand schwer genug auf uns gelegt?
    Auch der Vertrauensvollste würde das nicht zu hoffen
    wagen.
    Doch lassen wir die Zukunft, denken nur an die Ge-
    genwart, und fahren wir fort die Szenen dieses Dramas
    in der Reihenfolge, wie sie sich entwickeln, zu regist-
    rieren.
    Die Passagiere des Floßes sind bekannt. Welches sind
    aber ihre Hilfsmittel?
    Robert Kurtis hat nichts anderes einschiffen lassen
    können, als was von dem schon aus der Kombüse ent-
    nommenen Proviant übrig war, dessen größter Teil da-
    mals, als das Verdeck der ›Chancellor‹ überflutet wurde,
    verdorben ist. Nur wenig bleibt uns, wenn man bedenkt,
    daß 18 Personen zu ernähren sind, und wie lange es
    dauern kann, bis uns ein Schiff begegnet oder wir Land
    in Sicht bekommen. Ein Faß Schiffszwieback, ein Faß
    getrocknetes Fleisch, ein kleines Tönnchen Branntwein,
    zwei Behälter mit Wasser, das ist alles, was zusammen-
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    gerafft werden konnte, so daß wir uns vom ersten Tag
    an mit zugemessenen Rationen begnügen müssen.
    An Kleidungsstücken zum Wechseln besitzen wir
    ganz und gar nichts. Einige Segel dienen uns als Decken
    und Schutzdächer. Die Werkzeuge des Zimmermanns
    Daoulas, der Sextant, die Bussole, eine Karte, unsere Ta-
    schenmesser, ein metallener Siedekessel und eine Weiß-
    blechtasse, die den alten Iren O’Ready noch niemals
    verlassen hat, das sind die Instrumente und Geräte, die
    noch übrig sind, denn alle die auf dem Verdeck schon
    niedergelegten und für das erste Floß bestimmten Käs-
    ten sind schon bei dem teilweisen Versinken des Schif-
    fes verlorengegangen, und seit dieser Zeit hat niemand
    mehr in den Kielraum dringen können. So ist also un-
    sere Lage. Sie ist schwierig, doch nicht verzweifelt. Lei-
    der liegt die Befürchtung nahe, daß mehr als einem mit
    der physischen Kraft auch die Seelenstärke schwinden
    wird, und es befinden sich einige unter uns, die nur
    schwer im Zaum zu halten sein werden.
    31
    Fortsetzung 7. Dezember. – Der erste Tag hat sich durch
    kein besonderes Ereignis ausgezeichnet.
    Heute hat Kapitän Robert Kurtis uns alle, Passagiere
    und Matrosen, versammelt.
    »Meine Freunde«, sprach er uns an, »achten Sie gut
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    auf meine Worte. Ich kommandiere auf diesem Floß
    ebenso wie an Bord der ›Chancellor‹, und ich rechne
    ohne Ausnahme auf unbedingten Gehorsam. Denken
    wir nur an das allgemeine Wohl, seien wir einig, und
    möge der Himmel uns gnädig sein!«
    Alle nahmen diese Worte mit Befriedigung auf.
    Die schwache Brise, die jetzt weht und deren Rich-
    tung der Kapitän mit dem Kompaß bestimmt, nimmt
    etwas zu und bläst mehr aus Norden. Diesen günstigen
    Umstand darf man sich nicht entgehen lassen, um sich
    der Küste Amerikas so weit wie möglich zu nähern. So-
    fort geht der Zimmermann Daoulas daran, den Mast in
    der Öffnung des Vorderteils aufzurichten, den er durch
    zwei Spieren sorgsam stützt. Währenddessen befestigen
    der Hochbootsmann und die Matrosen das kleine Top-
    segel an der Stenge, die zu diesem Zweck aufbewahrt
    worden ist.
    Um halb 10 wird der Mast aufgerichtet, dem zwei
    von den Seiten der Plattform aufsteigende Strickleitern
    noch mehr Stabilität verleihen. Das Segel wird gehißt,
    und unser Floß bewegt sich mit dem Wind im Rücken
    merkbar fort.
    Nach Beendigung dieser Arbeit versucht der Zimmer-
    mann auch ein Steuerruder herzustellen, um mit dessen
    Hilfe das Floß in der gewünschten Richtung zu halten.
    Robert Kurtis und der Ingenieur Falsten gehen ihm da-
    bei mit Rat und Tat zur Hand, und nach 2 Stunden Ar-
    — 174 —
    beit ist am Heck eine Art Bootsriemen angebracht, ähn-
    lich denen, wie sie an den malaiischen Dschunken ge-
    bräuchlich sind.
    Inzwischen hat Kapitän Robert Kurtis die notwen-
    dige Beobachtung zur Bestimmung der geographischen
    Länge unternommen, und zu Mittag gelingt es ihm, die
    Sonnenhöhe mit großer Genauigkeit zu messen.
    Der Punkt unserer Lage ist nach seiner Beobach-
    tung:
    15 ° 7 ʹ nördlicher Breite, 49 ° 35 ʹ westlicher Länge
    von Greenwich.
    Durch Eintragung auf die Kurskarte

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