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Die Chancellor

Die Chancellor

Titel: Die Chancellor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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den
    Strickleitern von den Seiten der Plattform halten wer-
    den. Das große Topsegel ist dafür bestimmt und treibt
    uns vielleicht nach der Küste.
    Wer weiß, ob dieser gebrechliche Bretterhaufen, der
    wohl kaum untersinken kann, nicht zustande bringen
    wird, was der ›Chancellor‹ nicht gelingen sollte? Die
    Hoffnung wurzelt doch so fest im Menschenherzen, daß
    ich sie auch jetzt noch sich in mir regen fühle!
    Es ist 7 Uhr morgens, und wir sind eben im Begriff,
    uns einzuschiffen, als das Schiff plötzlich so schnell ver-
    sinkt, daß der Zimmermann und die auf dem Floß be-
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    schäftigten Leute gezwungen sind, die Taue zu kappen,
    um nicht mit in den Wirbel hinabgezogen zu werden.
    Eine unbeschreibliche Angst bemächtigt sich unser,
    denn in dem Augenblick, da das Schiff in den Abgrund
    versinkt, treibt unsere einzige rettende Planke mit der
    Strömung fort.
    Zwei Seeleute und ein Schiffsjunge verlieren den
    Kopf, stürzen sich ins Meer, aber sie kämpfen verge-
    bens gegen den Seegang. Es liegt auf der Hand, daß sie
    das Floß nicht erreichen, noch an Bord zurückgelangen
    werden, denn sie haben Wind und Wellen gegen sich.
    Robert Kurtis schlingt sich einen Strick um den Leib
    und versucht ihnen zu Hilfe zu eilen. Vergeblich! Noch
    bevor er sie erreicht hat, sehe ich die drei Unglücklichen,
    die sich mit aller Macht zu halten versuchen, langsam
    verschwinden, nachdem sie vergeblich die Arme nach
    uns ausgestreckt haben.
    Man zieht Robert Kurtis wieder heran, der selbst bei
    dem wildbewegten Wasser nicht ohne Verletzung an
    Bord gelangt.
    Inzwischen mühen sich Daoulas und seine Leute mit-
    tels Balken, die sie als Ruder gebrauchen, ab, dem Schiff
    wieder nahe zu kommen, doch erst nach einer Stunde –
    eine Stunde, die uns eine Ewigkeit scheint und während
    der das Wasser bis zu den Mastkörben steigt – gelingt
    es, das Floß, das sich auf 2 Kabellängen (ungefähr 400
    Meter) von uns entfernt hatte, neben die ›Chancellor‹

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    — 169 —
    zu legen. Der Bootsmann wirft Daoulas eine Leine zu,
    und das Floß wird noch einmal an die Mastseile des
    Großmasts angebunden.
    Jetzt ist kein Augenblick zu verlieren, denn ein furcht-
    barer Wirbel entsteht rings um den gesunkenen Schiffs-
    rumpf, aus dem in großer Menge starke Luftblasen auf-
    steigen.
    »Einschiffen! Einschiffen!« rief Robert Kurtis.
    Wir stürzen auf das Floß. André Letourneur beob-
    achtet erst, daß auch Miss Herbey darauf gelangt, und
    erreicht dann selbst glücklich die Plattform, wohin sein
    Vater ihm unmittelbar folgt. In kürzester Zeit sind wir
    alle eingeschifft – alle, bis auf Kapitän Robert Kurtis
    und den alten Matrosen O’Ready.
    Robert Kurtis steht noch auf dem Mastkorb des Groß-
    masts und will sein Schiff nicht eher verlassen, als bis es
    in den Abgrund versinkt; das ist seine Pflicht und sein
    Recht. Man fühlt es mit, daß ihm fast das Herz bricht,
    da er die ›Chancellor‹, die er liebt und befehligt, aufzu-
    geben gezwungen ist!
    Der Ire ist im Mastkorb des Besanmasts geblieben.
    »Schiff dich ein, Alter!« ruft ihm der Kapitän zu.
    »Geht das Schiff schon unter?« fragt der Starrkopf
    mit der größten Gleichgültigkeit.
    »Es sinkt geradewegs hinab.
    »Er schifft sich schon ein«, antwortet O’Ready, als
    ihm das Wasser bis an den Gürtel gestiegen ist.
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    Kopfschüttelnd begibt er sich nach dem Floß.
    Noch einen Augenblick verweilt Robert Kurtis auf
    dem Mastkorb, wirft einen Blick ringsum und verläßt
    als der letzte sein Fahrzeug.
    Es ist höchste Zeit. Die Taue werden gekappt, und
    langsam treibt das Floß ab.
    Unser aller Augen sind nach der Stelle gerichtet, an
    der das Schiff untergeht. Erst verschwindet die Spitze
    des Besanmasts, dann die des Großmasts, und nun ist –
    nichts mehr sichtbar von dem schönen Schiff, das vor-
    her die ›Chancellor‹ hieß.
    30
    Fortsetzung 7. Dezember. – Jetzt trägt uns also ein an-
    derer schwimmender Apparat; versinken kann er zwar
    nicht, denn die Balken, aus denen er besteht, müssen un-
    ter allen Umständen auf der Oberfläche bleiben. Doch
    wird ihn das Meer nicht zertrümmern?
    Wird es nicht die Taue zerreißen, die ihn verbinden?
    Von 28 Personen, die die ›Chancellor‹ bei ihrer Ab-
    fahrt von Charleston trug, sind schon 10 umgekom-
    men.
    Wir sind noch 18 – 18 auf einem Floß, das auf 40 Fuß
    Länge eine Breite von etwas 20 Fuß bietet.
    Hier folgen die Namen der Überlebenden: Die Her-
    ren Letourneur, der

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