Die Chaos-Kompanie
in der Periode nach Änderung des Duellkodex gefochten wurde und statt des Todes nur noch >erstes Blut< verlangte, um einen Ehrenhandel zu entscheiden. Erstes Blut konnte an allen Stellen des Körpers geschlagen werden, einschließlich Händen und Füßen, demnach gilt der ganze Körper als Blöße.«
O'Donnel nahm Maske und Waffe auf und stöpselte den Stecker seiner Körperschnur in die im Handschutz seines Degens verborgene Steckdose. Die Bewegungen liefen automatisch ab, während er sich geistig auf das bevorstehende Gefecht einzustimmen begann.
»An den Lichtern auf der Anzeigetafel«, fuhr der Schiedsrichter jetzt fort, »kann man leicht erkennen, wer den Punkt gemacht hat. Das Gerät, mit dem beide Kämpfer durch über Trommeln geleitete Kabel verbunden sind, entscheidet innerhalb einer Zwanzigstelsekunde, wer wen zuerst getroffen hat. Wenn beide Kämpfer in dieser Zeitspanne treffen, was öfter vorkommt, als man denkt, gehen beide Lichter an, und es wird ein Doppelpunkt vergeben. Das bedeutet, dass beide Fechter für den Schlagabtausch je einen Punkt bekommen.«
Der Major sehnte den Beginn des Duells herbei. Er begann zu spüren, wie die Spannung des entscheidenden Kampfes ihm in die Schultern kroch. Nervös schüttelte er seinen Fechtarm aus, um ihn locker zu halten. Spannung bedeutete Steifheit, und Steifheit hieß langsame Reflexe; ein unter Umständen tödlicher Fehler in einer Sportart, bei der Bruchteile von Sekunden über Sieg und Niederlage entschieden.
»Der letzte Kampf wird ausgetragen von den kommandierenden Offizieren der beiden Gruppen. Für die Red Eagles der regulären Armee - Major Matthew O'Donnel ... und für die Weltraumlegion - Hauptmann Joker.«
»Auf ihn, Herr Hauptmann!«
»LE - GI - ON!«
Der Anfeuerungstrupp am anderen Ende der Halle war nun offenbar so gespannt wie ein Trommelfell und brüllte in seiner Erregung Schlachtrufe heraus, die eher zur Eröffnung eines Boxkampfes gepasst hätten als zu einer Fechtbegegnung. O'Donnel stellte jedoch fest, dass sein Gegenspieler den Eindruck machte, als hörte er nichts von dem Lärm, während beide Fechter die Kampflinie betraten und ihre Körperschnüre in die Rückholfedern der Kabeltrommeln am jeweiligen Ende der Linie einhakten. Nach dem Gruß an den Gegner und den Schiedsrichter setzten beide ihre Masken auf und nahmen ihre jeweilige Grundstellung ein.
»Fechter bereit?«
»Bereit, Herr Schiedsrichter.«
»Bereit!«
»Allez! Fence!«
Nach allem, was er sowohl heute abend als auch schon am Nachmittag gesehen hatte, hatte der Major erwartet, dass Joker ein intuitiver, unorthodoxer Fechter war, der sich auf wilde, unberechenbare Schachzüge verließ, um seine Punkte zu machen. Um so angenehmer überrascht war er, als er feststellte, dass sein Gegner eine konventionelle Lehrbuchhaltung einnahm, als beide ihre Stellung suchten.
Mir soll's recht sein, mein Junge. Dann also nach Lehrbuch. Wollen wir doch mal sehen, wie gut du wirklich bist.
Im Unterschied zu Florett und Säbel, wo man die Treffer normalerweise mit schnellen, treibenden Angriffen auf den Körper erzielt, ist der Degen eher eine >Heckenschützenwaffe<, bei der die Punkte mit plötzlichen, kurzen Stößen auf Arm und Hand und seltener auch auf den vorgesetzten Fuß des Gegners gemacht werden.
Allmählich senkte sich Schweigen über die Menge, als beide Männer sich auf der Kampflinie vor- und zurückbewegten und auf eine winzige Blöße in der Deckung des anderen warteten.
O'Donnel hatte das Publikum inzwischen völlig vergessen und studierte Narrischs Deckung.
... Fechtarm pfeilgerade auf Schulterhöhe, der ganze Arm und die Hand völlig hinter dem übergroßen Handschutz verschwunden ... kein öffnen der Deckung, während er vorrückte und sich dann mit federnden, kleinen Schritten wieder zurückzog ... Klassisch! ... Diesmal gibt's keine billigen, leichten Punkte! ... Vielleicht, wenn er zu einem Angriff einlud ...
Mit einer blitzschnellen Bewegung griff der Legionär an - aber nicht mit einem energischen Ausfall, sondern er schien sich fast fallenzulassen, als sein Degen den Weg nach unten suchte und ...
BZZZ!
» Halt! Ein Licht! Treffer rechts! Stand: 1:0! Fechter bereit?«
Der Major nahm den Ruf des Schiedsrichters fast nicht wahr, ebenso wenig wie den Applaus von der Zuschauertribüne, weil er innerlich vor Wut auf sich selbst schäumte.
Der Fuß! Er war am vorgestellten Fuß getroffen worden! Ausgerechnet ...
Obwohl Fußtreffer natürlich erlaubt
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