Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chaos Queen

Die Chaos Queen

Titel: Die Chaos Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
Vom Netzwerk:
war, hatte Mama Macaroni auf einem Hocker hinter der Theke gesessen. Sie nickte den Kunden zu, sagte jedoch selten etwas. Sie machte den Mund nur auf, wenn es ein Problem gab. Mama Macaroni löste Probleme. Ihr Sohn Mario überwachte die tägliche Arbeit. Ihre Schwiegertochter Gina machte die Buchhaltung und beaufsichtigte die Horde von Enkelkindern, die Mama Macaronis vier Töchter und zwei Söhne in die Welt gesetzt hatten.
    »Es ist nicht schwer«, erklärte mir Gina. »Du kommst an die Kasse. Du nimmst die Sachen vom Kunden entgegen und zählst die Stücke durch. Dann füllst du den Auftragszettel aus und gibst dem Kunden eine Durchschrift. Eine zweite Durchschrift kommt in den Sack mit den Sachen, die dritte ins Kästchen neben der Kasse. Dann kommt der Sack in einen Rollcontainer. In einem sind die Sachen zum Waschen, im anderen die zum Reinigen. So machen wir das hier. Wenn ein Kunde seine gereinigten Sachen abholen will, suchst du sie anhand der Nummer, die oben auf der Quittung steht. Zähl immer alles durch, damit der Kunde auch alle gereinigten Teile bekommt.«
    Mama Macaroni murmelte etwas auf Italienisch und schob ihr Gebiss im Mund herum.
    »Mama sagt, du sollst dich vorsehen. Sie hat dich im Blick«, sagte Gina.
    Ich lächelte Mama Macaroni zu und hielt ihr den ausgestreckten Daumen entgegen. Sie warf mir einen vernichtenden Blick zu.
    »Wenn du zwischen zwei Kunden Zeit hast, kannst du die Etiketten an die Kleider heften«, fuhr Gina fort. »Jedes Kleidungsstück bekommt ein Zettelchen. Dafür haben wir einen Tacker. Du musst darauf achten, dass auf dem Etikett dieselbe Auftragsnummer steht wie auf der Quittung für den Kunden.«
    Bis zum Mittag hatte ich so viel getackert, dass ich den rechten Daumen nicht mehr bewegen konnte.
    »Du bist zu langsam«, sagte Mama Macaroni auf ihrem Hocker. »Ich sehe, du wirst immer langsamer. Glaubst du, wir zahlen für Nichtstun?«
    Ein Mann stürmte herein und stellte sich an die Theke. Er war Mitte vierzig und trug Anzug und Krawatte. »Ich habe hier gestern meine Sachen abgeholt«, sagte er, »aber alle Knöpfe an meinem Hemd sind abgebrochen.«
    Mama Macaroni rutschte von ihrem Hocker und schlurfte, auf den Stock gestützt, zur Theke. »Was?«, fragte sie.
    »Die Knöpfe sind abgebrochen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nix verstehen.«
    Er zeigte ihr das Hemd. »Alle Knöpfe sind kaputt.«
    »Ja«, sagte Mama Macaroni.
    »Die haben Sie abgebrochen.«
    »Nein«, entgegnete Mama. »Kann nicht sein.«
    »Als ich das Hemd abgegeben habe, waren noch alle Knöpfe ganz. Als ich es abholte, waren alle Knöpfe abgebrochen.«
    »Nix verstehen.«
    »Was verstehen Sie nicht?«
    »Englisch. Meine Englisch nix gut.«
    Der Mann sah mich an. »Sprechen Sie Englisch?«
    »Was?«, fragte ich.
    Er riss das Hemd an sich und verließ das Geschäft.
    »Vielleicht du bist doch nicht so langsam«, sagte Mama Macaroni zu mir. »Aber glaub bloß nicht, hier ist alles ganz leicht. Wir zahlen nicht gute Geld für Rumstehen und Nichtstun.«
    Ab eins sah ich auf die Uhr. Um drei war ich überzeugt, dass ich mindestens fünf Tage ununterbrochen Kleider etikettiert hatte. Mein Daumen pochte, die Füße taten mir weh nach acht Stunden Stehen, und Mama Macaronis unablässig prüfender Blick löste nervöse Zuckungen meines Augenlids aus.
    Ich holte meine Tasche unter dem Tresen hervor und sah zu der Alten hinüber. »Bis morgen!«
    »Was soll das heißen, bis morgen? Was glaubst du, wo du hingehst?«
    »Nach Hause. Es ist drei Uhr. Ich hab Feierabend.«
    »Ach, ist das hier eine kleine Fräulein, die nur auf die Uhr guckt? Punkt drei Uhr und
ring,
klingelt die Glocke, und weg ist sie?« Mama Macaroni warf ihre pergamentenen Hände in die Luft. »Verschwinde! Geh nach Hause! Wer braucht dich? Und komm nicht zu spät morgen. Sonntag ist viel zu tun. Wir sind die einzige Reinigung, die hat sonntags auf.«
    »Gut«, sagte ich. »Schönen Leberfleck noch.«
Scheiße!
Hatte ich das gerade wirklich gesagt? »Schönen Tag noch!«, rief ich. Mist.
    Ich hatte den Saturn auf dem schmalen Grundstück neben Kan Klean geparkt. Als ich aus dem Haus kam, drehte ich eine Runde um den Wagen. Ich konnte keinen Zettel entdecken. Ich roch nichts Brennendes. Niemand schoss auf mich. Wahrscheinlich hatte mein Stalker einen Tag Urlaub genommen.
    Ich stieg ins Auto, machte mein Handy an und ging die Nachrichten durch.
    Erste Nachricht: »Stephanie!«
    Das war alles. Morelli um zehn nach sieben heute Morgen. Es klang,

Weitere Kostenlose Bücher