Die Chaos Queen
mit mir am Barroni-Fall. Ich habe ihm von Spiro erzählt und ihn gebeten, Anthony Barroni im Auge zu behalten. Und ich habe meine Mutter nach Spiro gefragt. Soweit ich herausbekommen habe, bist du die Einzige, die ihn gesehen hat. Jedenfalls zerreißt man sich in Burg zurzeit nicht das Maul über ihn.«
Um zehn Uhr saßen Morelli und ich noch immer auf der Couch. Beim Essen hatten wir Nachrichten gesehen. Dann hatten wir uns einige Wiederholungen von Sitcoms angeguckt. Anschließend schauten wir ein Baseballspiel. Und dann bekam Morelli diesen Blick …
»Du hast das Bein in Gips und bist vollgepumpt mit Schmerzmitteln«, sagte ich. »Man sollte doch meinen, dass dich das ein bisschen hindert.«
»Was soll ich sagen … ich bin Italiener. Der Teil von mir ist nicht kaputt.«
»Da gibt es aber gewisse logistische Schwierigkeiten. Kommst du hoch ins Schlafzimmer?«
»Vielleicht muss ich motiviert werden, um die Schmerzen zu ertragen … du könntest zum Beispiel nackt oben auf der Treppe tanzen.«
»Und wie wär’s mit duschen?«
»Ich kann nicht duschen«, gab Morelli zurück. »Ich muss mich ins Bett legen, dann kannst du mich waschen … überall.«
»Ich sehe schon, du hast dir schon so deine Gedanken gemacht.«
»Ja. Und deshalb ist auch nicht nur der Gips hart.«
Gut, vielleicht war das gar nicht so schlecht. Das mit dem Nackttanzen und dem Waschen könnte ich noch hinbekommen. Ich hatte das Gefühl, seine Verletzung hatte für mich auch ihre guten Seiten. Mit dem schweren Gips würde Morelli nicht besonders beweglich sein. Sobald ich ihn auf dem Rücken hatte, würde er so liegen bleiben müssen, dann könnte ich mich oben austoben.
Ich hatte den Wecker auf sieben Uhr gestellt. Erst um neun musste ich bei der Arbeit sein, aber ich musste noch duschen, mir die Haare machen und mich schminken, mit Bob spazieren gehen und ihn füttern, Morelli für den Tag fertig machen und schnell in meine Wohnung, um schwarze Sachen zu suchen. Und ich musste Rex holen. Er war nicht unbedingt pflegeintensiv, aber ich ließ ihn ungern mehrere Tage allein.
Morelli legte den Arm um mich, als der Wecker schrillte.
»Hast du den für Sex gestellt?«, fragte er.
»Nein, zum Aufstehen.«
»So früh müssen wir doch nicht aufstehen.«
Ich schlüpfte unter seinem Arm hervor und rutschte aus dem Bett. »Du musst nicht so früh aufstehen. Aber ich hab eine Menge zu erledigen.«
»Schon wieder? Du holst doch nicht wieder Lula, oder?«
»Nein. Angesichts deiner Vorstellung gestern Abend würde ich sagen, du bist nicht im Geringsten beeinträchtigt.«
Ich wollte nichts Genaueres über den Tag verlauten lassen und begab mich deshalb schnell ins Badezimmer. Ich duschte, föhnte mir die Haare, schminkte mich und stieß mit Morelli zusammen, als ich das Bad wieder verließ.
»Sorry«, sagte ich. »Willst du ins Bad?«
»Nein, ich will mit dir sprechen.«
»Herrje, ich hab’s aber ziemlich eilig. Vielleicht, wenn ich mit Bob zurück bin?«
Morelli drückte mich an die Wand. »Wir reden jetzt! Wo gehst du heute hin?«
»Ich muss in meine Wohnung und Klamotten holen.«
»Und?«
»Und ich habe einen Job.«
»Ich frage ja nicht gerne nach den Details, aber deine Jobs sind zunehmend katastrophaler geworden. Ich kann mir nicht vorstellen, wer dich noch nimmt nach dem Fiasko bei Tucki-Chicken. Etwa die Fabrik für Hygieneartikel?«
»Nein, Ranger.«
»Das leuchtet natürlich ein«, sagte Morelli. »Hätte ich mir denken können. Da bin ich aber mal gespannt auf die genaue Stellenbeschreibung.«
»Das ist ein guter Job. Ich bin im Büro und telefoniere. Nichts draußen. Und ich kann in der Tiefgarage von Range-Man parken, da ist mein Auto sicher. Fängst du jetzt an zu schreien?«
Morelli ließ mich los. »Auch wenn du’s nicht glaubst, ich bin echt erleichtert. Ich hatte Angst, du würdest irgendwo in der Gegend herumgeistern und hinter Spiro her sein.«
Sieh mal einer an! »Du liebst mich«, sagte ich zu Morelli.
»Ja. Ich liebe dich.« Erwartungsvoll schaute er mich an.
»Und?«
»Ich … ich hab dich auch lieb.«
Scheiße!
»Mein Gott«, sagte Morelli.
Ich zog eine Grimasse. »Vom Gefühl her schon. Ich kann’s nur nicht sagen.«
Bob kam aus dem Schlafzimmer getapst. »
Urgh
«
,
machte er und würgte eine schleimige Masse auf den Teppich im Flur.
»Ich schätze, das ist der Rest von meinem Turnschuh«, sagte Morelli.
Ich parkte Morellis Geländewagen hinter meinem Haus und lief nach oben, um mich
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